Bauer Willi
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Kaliumphosphonat, Öko-Anbau und der Streit um die Zulassung

Dieser Artikel ist sehr lang und auch von “Fach-Chinesisch” geprägt. Es lohnt sich trotzdem, ihn bis zum Ende zu lesen. Und irgendwie wollte mir bei der Recherche zu diesem Thema der Streit über die Bewertung von Glyphosat einfach nicht aus dem Kopf gehen… Aber das geht wohl nur mir so…

Die extrem feuchte und warme Witterung führt in diesem Jahr zu einem sehr starken Auftreten von Falschem Mehltau (Peronospora) im Weinbau und Kraut- und Knollenfäule (Phythophtora) im Kartoffelbau. Im Öko-Anbau ist gegen diese Pilze derzeit nur Kupfer (Schwermetall) zugelassen, allerdings mit einer begrenzten Aufwandmenge, die in diesem Jahr aufgrund des massiven Befalls von 3 kg/ha auf 4 kg/ha (Rebe & Wein 21.06.2016) angehoben wurde. Wegen der Anreicherung im Boden und negativer Auswirkungen auf das Bodenleben wären Alternativen zum Kupfereinsatz sehr wünschenswert. Bis 2013 war Kaliumphosphonat zugelassen, nun versucht man, das Problem mit einem angemeldeten Großversuch von Kaliumphosphonat zu lösen, um einen möglichen großen Schaden abzuwenden. Das birgt jedoch rechtliche Probleme.

Zur Krankheit und deren Auswirkungen äußert sich Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Mainz am 25.6.2016 in der Presse:

„Peronospora dringt durch die Spaltöffnung in Blätter und kann auch die Blüten befallen“, erklärt Büscher. Das sei gerade jetzt besonders dramatisch: Die Rebblüte steht vor der Tür, wirft die Blüte dann die schützende Kappe ab, sind die jungen Trauben dem Pilz schutzlos ausgeliefert. „Wenn die befallen sind, ist die Traube für dieses Jahr kaputt, es gibt dann keinen Ertrag“, sagt Büscher.

Das Bizarre dabei: Ein Mittel, das bis 2013 offiziell für den Ökoweinbau zugelassen war, könnte nun die Ernte der Ökowinzer retten – doch der Einsatz von Kalium-Phosphonaten ist strikt verboten. „Schwachsinn“, nennt das Albrecht, denn Kalium-Phosphonate seien „ökologisch völlig unbedenklich und etwa so gefährlich wie Kochsalz.“

Bei www.bio-markt.info ist über Kaliumphosphonat folgendes zu lesen:

Kaliumphosphonat ist ein gesundheitlich unbedenklicher, aber in der Natur nicht vorkommender synthetischer Wirkstoff, der Pflanzen gegen Pilzerkrankungen schützt. In Deutschland und einigen anderen EU-Staaten war er bis Oktober 2013 als Pflanzenstärkungsmittel zugelassen und trug dazu bei, den Kupfereinsatz im Kartoffel- und Weinbau zu minimieren. Mit der Neufassung des Pestizidrechts fiel der Wirkstoff aus der Liste der Pflanzenstärkungsmittel heraus und wird seither als Pestizid geführt. Im konventionellen Anbau sind Kaliumphosphonate erlaubt, im Ökolandbau nicht mehr. Allerdings hat Deutschland bei der EU-Kommission beantragt, den Wirkstoff für den Öko-Weinbau als Pestizid zuzulassen. Bisher haben die Mitgliedsstaaten darüber nicht entschieden. Im September 2013 fand Ökotest Phosphonat in italienischen Bio-Trauben.

Da in diesem Jahr die Gefahr eines sehr starken Befalls besteht, der unter Umständen zu einem Totalverlust führen kann, haben einige Bundesländer reagiert und gehen nun den Weg eines angemeldeten Großversuches, der bei der EU angemeldet und notifiziert werden muss. Auf die dabei entstehenden rechtlichen Gefahren weist ein Artikel der Seite www.rebeundwein.de hin:

Das Land Bayern ermöglicht über die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim (LWG) ökologisch zertifizierten Weinbaubetrieben den Einsatz von Kaliumphosphonat zur Bekämpfung des Falschen Mehltaus an Weinreben im Rahmen eines Großversuchs. Damit geht Bayern den gleichen Weg wie die anderen Weinbau betreibenden Bundesländer.

Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten weist jedoch auf die noch ausstehende Notifizierung bei der EU hin: Kaliumphosphonat ist für den ökologischen Weinbau nach EU-Öko-Verordnung derzeit nicht zugelassen! Dies bedeutet, dass rechtliche Risiken für die teilnehmenden Betriebe bestehen. Das Land Bayern kann nicht garantieren, dass die EU-Kommission den Versuch positiv bescheidet.

Der Einsatz von Kaliumphosphonat in ökologisch zertifizierten Weinbauflächen bedeutet: Die aktuelle Ernte aus den mit Kaliumphosphonat behandelten Feldstücken darf nicht mit dem Hinweis auf den ökologischen Weinbau vermarktet werden!

Ungeklärt ist, in welchem Zeitraum der ökologische Status teilnehmender Betriebe wieder gegeben ist. Wird der Versuch notifiziert kann die volle Zertifizierung bereits wieder 2017 gegeben sein. Bei Ablehnung der Notifizierung durch die EU kann ein vollständiger Umstellungszeitraum von drei Jahren notwendig werden.

Der Einsatz von Kalium-Phosphonat hat ebenso Auswirkungen auf Fördermittel für die betroffenen Flächen. Bei Betrieben, die 100 Prozent ihrer Fläche mit Kaliumphosphonat behandeln, muss eine Rückführung der Öko-Förderung für den Verpflichtungszeitraum geprüft werden. Wird nur auf Teilflächen des Betriebs gegen die Bestimmungen der Öko-Verordnung verstoßen, folgt eine Einzelfallprüfung des Verstoßes und führt in der Regel, sofern nicht weitere Verstöße vorliegen, nur zu einer Kürzung der Prämienzahlung im laufenden Jahr.

Zum Selbstschutz der Betriebe darf Wein aus Parzellen, der mit einem nicht im ökologischen Anbau zugelassenen Mittel (Kaliumphosphonat) behandelt wurde keinesfalls mit ökologisch erzeugten Produkten gemischt werden, da sonst das Gesamterzeugnis den ökologischen Status verlieren würde.

Das Land Bayern setzt sich für eine generelle Zulassung von Kaliumphosphonat für den Ökologischen Anbau ein. Diese auf europäischer Ebene erforderliche Rechtsanpassung wird aus heutiger Sicht allerdings kurzfristig nicht möglich sein.

Es wird daher ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Teilnahme an dem Versuch rechtliche Risiken birgt und es die unternehmerische Entscheidung des einzelnen Betriebs ist, Kaliumphosphonat einzusetzenDie Empfehlung der beiden Fachverbände Naturland und Bioland, Fachberatung Wein, ist am Kupfereinsatz festzuhalten und auf den Einsatz von Kaliumphosphonat zu verzichten. 

Sollten sich ökologisch wirtschaftende Weinbaubetriebe an diesem Feld-Großversuch mit Kaliumphoshonat auf eigenen Rebflächen anschließen wollen, ist Voraussetzung, dass ein entsprechend starker Befallsdruck vorliegt. Flächen, auf denen das Befallsgeschehen von Peronospora mit Kupfer kontrolliert werden kann, scheiden aus.

Die Anmeldung zum Großversuch der LWG erfolgt über die zuständige Kontrollbehörde für den ökologischen Anbau (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte), Telefax: 089 17800 494; E-Mail Adresse: johannes.enzler@lfl.bayern.de.

Ich wünsche den Bio-Winzern und Bio-Kartoffelbauern, dass der Wirkstoff möglichst schnell wieder zugelassen wird.

Euer Bauer Willi

 

 

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37 Kommentare

  1. Sebastian sagt

    Guten Tag,

    Hat jemand hier Erfahrung mit aktiv belüftetem Kompost Tee gemacht?
    Wenn die Blätter mit guten aerobischen Pilzen und Bakterien – die sogar von der Pflanze mit Exsudaten ernährt werden – sowie pilzfressenden Nematoden – die gerade bei feuchter Witterung aktiv sind – und pilzfressende Mikromilben, eventuell auch pilzfressende Bärtierchen belebt sind, hat doch der Schadpilz fast gar keine Chance überhaupt Fuß zu fassen, oder?
    Wenn Kaliumphosphonat vergleichbar mit Natriumchlorid ist, dann schadet es doch auch massiv dem Bodenleben!
    Guck da überhaupt jemand mal mit dem Mikroskop nach, ob die Bodenlebewesen alle da sind, die ein Wein braucht um gesund zu gedeien?

    Viele Grüße Sebastian

  2. Pflanzenschützer sagt

    Am Beginn des Beitrags wird Glyphosat genannt und es ist bemerkenswert, dass dann die gleichen Worte benutzt werden für Kaliumphosphonat, wie sie auch vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bei Glyphosat verwendet werden: gesundheitlich unbedenklich, usw.
    Bleibt nur noch zu erwähnen, dass Glyphosat ebenfalls ein Stoff aus der Gruppe der Phosphonate ist. Vielleicht sind die Stoffe ja verwandter als man ahnt. Umso bemerkenswerter erscheint da der laute Kampf für das eine “Öko-Phosphonat” und der ebenso laute Kampf gegen das andere “Monsanto-Phosphonat”.

  3. Friedrich K. sagt

    Das Thema ist sehr peinlich für die Ökobranche, müssen sie dieses Jahr doch eingestehen, dass ohne chemische Hilfsmittel nicht nur im Weinbau Totalverluste drohen. Die Ökoverbände haben selbst zu diesem Verbot der anorganischen Phosphonate dazu beigetragen, indem sie ihre Anforderungen immer höher geschraubt haben. – Die Anforderungen, die die Natur der Landwirtschaft dieses Jahr stellt, bedeuten nun in der Konsequenz einen hohen Verlust bei der Ernte. Weiterführende Infos findet man auf http://oekologischerlandbau.jki.bund.de/index.php?menuid=36

    Gerade an diesem Problem gewinnt man den Eindruck, Biolandwirtschaft ist nur “Schönwetterlandwirtschaft”. – Zur Sicherung der Ernährung taugt sie nicht. Und die Verbraucher können statt Ökoweine bei deutschen Winzern ja ausländische Bioweine aus dem Lidl kaufen. Die würden den Totalausfall kaum merken…

    • Gast sagt

      Was hat ökologischer Weinbau mit “Sicherung der Ernährung” zu tun? Wein ist unnötig wie ein Kropf.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Wein braucht man nicht zum überleben, daher haben sie recht, dass Wein nicht zur Sicherung der Ernährung notwendig ist.

        Auch des Gastes ÖKO-Bier braucht man nicht zur Ernährung und trotzdem wird es vom Herrn Gast getrunken. Bei einem Verzicht, könnte man ein paar Kilo Kupfer einsparen.

        Inzwischen gibt es auch veganer Wein, folglich möchten auch Veganer nicht auf den Genuss eines Weines verzichten.

        • Gast sagt

          im konventionellen Hopfenanbau wird nicht weniger, sondern MEHR Kupfer gespritzt, insofern ist Biobier immer eine gute Wahl, denn wenigstens ist der Weizen (bzw. gerste) nicht glyphosatbelastet. Bier gibt es ja bekanntlich seit dem Mittelalter, ob damals auch schon Kupfer gespritzt wurde, bezweifel ich, bzw. würde behaupten Hopfen geht auch ohne Kupfer, dann kostet halt s´Bier 10 ct mehr, na und?

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Da ich im Hopfenanbau kein Fachwissen habe, habe ich mir die Pflanzenschutzempfehlungen angeschaut, Kupfer wurde nicht empfohlen, deshalb haben sie Recht, es geht im konv. Hopfenanbau, auch ohne Kupfer.

            Als Weintrinker mache ich mir über Glyphosat keine Sorgen, beim Wein sorgt die Sonne für die Reife der Trauben, deshalb empfehle ich ihnen, trinken sie, wenn sie es als notwendig empfinden, BIO-Wein.
            Legen sie viele Flaschen in ihren Keller, solange BIO Wein nicht ausverkauft ist.

            „Kein Bio-Hopfenbauer hat ausschließlich
            Hopfen“, weiß Dr. Florian Weihrauch von
            der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft
            in Hüll. Der Experte des Hopfenforschungszentrums
            kennt sich aus im
            Öko-Anbau. „Jeder hat ein zweites Standbein.
            Der Bio-Hopfen-Anbau ist doch mit zu
            großen Risiken behaftet.“ Vielleicht ist das
            der Grund dafür, dass es in Deutschland erst
            acht Bio-Hopfenbauern gibt. Fünf Betriebe
            liegen in der Hallertau, zwei in der Hersbrucker
            Gegend und einer in Tettnang. Alle
            Betriebe sind relativ klein und komplett auf
            ökologischen Anbau umgestellt. 81,1 ha
            groß ist die Gesamtfläche in Deutschland.
            Gemessen an der deutschen Gesamtanbaufläche
            macht das gerade einmal ein halbes
            Prozent aus.

            http://www.biohof-friedrich.de/add_mat/Ansicht_Biohof_Friedrich.pdf

          • Sabine sagt

            Da kann ich aushelfen. Im Mittelalter wurde aus so ziemlich allem Bier gemacht. Generell stand Bier im Ruf – ähnlich wie Wein – gesünder zu sein als Wasser und war es wohl auch. Die Wasserqualität muss gerade in Siedlungsgebieten unterirdisch gewesen sein. Kinder und schwangeren Frauen wurde Bier als Getränk empfohlen. Es war billiger als Wein und hatte auch weniger Alkohol. Damals wurde fast nur obergärig gebraut. Allerdings wurde auch Bier aus pilzbefallenen Getreide hergestellt und manchmal auch ziemlich wilde Kräutermischungen zugesetzt. Es ist z.b. aus Köln bekannt, dass dort auch mit Mutterkorn belastetes Bier im Umlauf war und ähnlich wie verunreinigtes Brot ziemlich verheerende Folgen hatte. Neben der Tatsache, dass Bier eine phantastische Steuereinnahmequelle war, wurden wohl auch deshalb bald in jeder Stadt Regeln für das Brauen und für den Ausschank erlassen. Bis zu dieser Regulierungswelle konnte quasi jeder in der Küche sein Bier brauen und mit allem würzen, was er oder sie für richtig hielt.

        • Müller Guido sagt

          Ich bin Winzer, betreibe keinen Öko-Betrieb, versuche möglichst wenig Pflanzenschutz einzusetzen.
          Ich vertraue da auf Pilzwiderstandfähige Sorten und habe es wirklich geschafft Weinberge 10 Jahre ohne Pflanzenschutz zu bewirtschaften.
          Dieses Jahr war dies vorbei- so nebenbei.

          Aber zum veganen Wein!
          Ich habe mich mit meiner Tochter (22) darüber unterhalten.
          So etwas gibt es nicht. Da dürfte kein Marienkäfer, Ohrwurm, Spinne, Fliege, Wespe, Schnecke in der Traube zu finden sein.
          Weinbehandlungsmittel aus dem veganen Bereich reicht da wohl nicht aus.

          Viel Spass beim trinken.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Fast hätte ich den Kartoffelanbau (im Bericht erwähnt) vergessen, hier würde ich gerne die Meinung hören, wie die Kartoffel im Zusammenhang mit der Ernährung steht.

        • Gast sagt

          krautfäule bei Kartoffeln ist ein relativ unbedeutendes Problem, meist tritt es nur in einigen Jahren auf und das nur regional, so dass sie eine Ernährung nicht gefährdet. ich habe ca. 8 jahre lang selber Kartoffeln angebaut und dabei kein einziges Mal auf Kupfer, Schwefel o.ä. zugelassene Mittel zurückgegriffen, einzig BT (Novodor) gegen Kartoffelkäfer habe ich mit einer 1 Liter Blumenspritze an wenigen Stellen ausgebracht.

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Es ist ein Unterschied, ob in 200 Meter NN, oder in 900 Meter Karoffeln angebaut werden. In 900 Meter wird nur wenig Infektionsdruck von Phytophthora infestans vorhanden sein.

            Fünf km von meinem Betrieb entfernt, hat man Brennkirchen angebaut und die waren ganz stolz, dass sie keinen Pflanzenschutz brauchten.

            Durch das wärmere Wetter wurden die überrascht, als ihre Bäume auf einmal Besuch von der Kirschfruchtfliege und Pilzkrankheit bekamen.

            Zu ihren Kartoffeln kann man sagen, dass in Badisch- Sibirien die Schadpilze keine Überlebenschance haben.

  4. Schweinebauer Piet sagt

    Oh ja, der Beitrag ist lang und zur Meinungsbildung wäre ein Kommentar von Andreas hilfreich.

    • Gast sagt

      Was soll ich dazu sagen? In Sonderkulturen braucht Ökolandbau eben auch Hilfsmittel, im Wein, bei Obst und bei Hopfen. Wenn das unbedenklich ist, spricht doch nichts gegen eine Zulassung und das ist der Unterschied zu Glyphosat.

      Rückschlüsse aus Problemen bei Weinbau auf das globale Ertragsniveau und die Möglichkeit die Welt komplett ökologisch zu ernähren halte ich für unzulässig.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Mein lieber Herr Gast,

        die Anwendung von Phosphonate im BIO-Anbau fand immer im Graubereich statt.
        In Fachkreisen war man immer der Meinung, dass es sich nicht allein um ein Pflanzenstärkemittel sondern auch um ein Mittel handelt, das gute Fungizide Wirkung hat. Herstellerfirmen haben den konventionellen Weinbau auf diese Wirkung hingewiesen.

        Das es unbedenklich ist, seht außer Frage, andere PSM sind auch unbedenklich, wer dies immer in Frage stellt, sollte nicht die Zulassung für Phosphonate im BIO-Weinbau fordern.

        Den hohen Peronospora-Druck wie wir dieses Jahr erlebt haben, ist im mittelbadischen Raum nicht neues, mir sind einige Jahre bekannt, wo es ähnlich war. Möglicherweise haben andere Weinbaugebiete diese unerfreuliche Situation zum ersten male erlebt.

        Unter dem BIO-Siegel haben die Phosphonate nichts verloren, das sollten sie im Pestizidfreien Raum doch wissen! 🙁

  5. Friedrich sagt

    Öko ja oder nein, daß ist hier eine Grundsatzfrage. Wenn ich Öko mache , heißt das auch Öko. Also keine Chemie. Aus alten Zehntbüchern weiß ich , daß früher fast jede zweite Ernte,
    also Roggen und Gerste teilweise oder ganz ausfiel. Daher auch die Hungersnöte. Diesen Problemen mit den Krankheiten und den damit unsicheren Erneerträgen versuchte man eben mit den chemischen Mitteln zu begegnen. Für Menschen , die hungerten , war das dann ein Segen. Heute haben die Leute volle Bäuche und brauchen sich um den Hunger keine Gedanken zu machen. Wenn eben die Ökoernte ausfällt , ist ja noch genug konventionelle Ware da. Wird Öko beliebig , ist die Schiene Tod, daß sollte jeder bedenken! Auch die höheren Preise sollen die Ausfälle kompensieren helfen.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Meine Mutter hat mir vielfach erklärt, dass für die Weinernte in manchen Jahren ein 10 Liter Eimer für 10 ar Weinberg ausreichend war.

      Als Kind habe ich meinem Vater noch zugeschaut, wie er das Kupfervitriol (blauer Galitzenstein) abends eingeweicht hat um es am anderen Tag zu spritzen, wehe es hat am anderen Tag geregnet. dann war das Kupfervitriol wertlos. Damals konnte man das Kupfer nicht in Pulverform kaufen.

      Ich glaube die jungen ÖKO-Winzer lassen sich von einer Idee einlullen, anstatt auf die Erfahrungen älterer Winzer zu hören.

  6. Rebecca sagt

    Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass……. Liest man so die Wunschliste mancher deutschen Bauern, dann scheinen die zu wünschen das ihre Erzeugnisse als Öko gelten, und sie trotzdem allen möglichen Chemie und künftig auch Gentechnik Kram einsetzen können.

    Dafür sollen dann die Verbraucher einen ordentlichen Preis bezahlen. Und Fördermittel soll es oben drauf geben. … aber wie das so ist, den Weihnachtsmann gibts nicht. Und wenn man nicht überzeugen kann, und/oder mit den Bedingungen klar kommt, dann läst man es. Ganz einfach.

    • bauerhans sagt

      was soll uns dieser emotionale zwischenruf mitteilen……
      der fachmann des instituts beschreibt doch genau den ablauf des grossversuchs mit allen konsequenzen.

    • ehemaliger Apfelbauer sagt

      Ihre sarkastischer Kommentar, Rebecca, macht eins deutlich – sie können nicht aus der Landwirtschaft stammen. Es geht bei unseren Kollegen im Bioweinbau um die nackte Existenz. Wenn nichts geerntet werden kann, weil vergammelt, gibt es auch keine Einnahmen. Die Kosten und die Vorfinanzierung der nächsten, hoffentlich besseren, Ernte bleiben aber. Was kann der Betroffene machen? Zunächst versuchen, bewährte Strategien wieder zugelassen zu bekommen – oder zum konventionellen Anbau wechseln. Ich befürchte, die hochgelehrten Biofanatiker bekommen gerade die Grenzen der Kulturführung im Bioanbau aufgezeigt. Vor den betroffenen Kollegen habe ich großen Respekt. Haltet zusammen und kämpft für eine Lösung, sonst hat der Bioweinbau hier keine Zukunft, weil zu risikoreich.

    • Bauer Willi sagt

      Hallo Rebecca, Dein Kommentar ist schon etwas zynisch. Hier geht es um ein fachliches Problem, das mit geeigneten Mittel in den Griff zu bekommen wäre. Die Gesetzgebung verbietet aber den Öko-Bauern, dieses Mittel einzusetzen. Sie riskieren damit einen Totalausfall. Setzen sie das Mittel ein, riskieren sie, als Biobetrieb nicht mehr anerkannt zu sein. Ein klassischer Zielkonflikt. Die Antwort “wenn man mit den Bedingungen nicht klarkommt, lässt man es einfach” ist mir etwas zu simpel.
      Bauer Willi

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Hallo Willi,

        es ist, bzw. war eine schlimme Situation für die ÖKO-Winzer bei dem Wetter. interessant ist der Teil im obigen Bericht.

        “Sollten sich ökologisch wirtschaftende Weinbaubetriebe an diesem Feld-Großversuch mit Kaliumphoshonat auf eigenen Rebflächen anschließen wollen, ist Voraussetzung, dass ein entsprechend starker Befallsdruck vorliegt. Flächen, auf denen das Befallsgeschehen von Peronospora mit Kupfer kontrolliert werden kann, scheiden aus”

        Hier wird der Winzer alleine gelassen, weil
        der eine Winzer nicht so Leidensfähig ist wie der andere, das heißt, jeder schätzt es anders ein und keiner weiß, ob er richtig liegt

        Gegen diesen Pilz sind kurative Pflanzenschutzmittel in der Wirkung begrenzt, in diesem Jahr hat man die Erfahrung gemacht, dass selbst gut behandelte Anlagen, neben Anlagen mit hohen Infektionen, kaum Perofrei zu halten sind.

        Dieses Jahr zeigt, dass das Seil über dem Abgrund sehr dünn ist, sehr dünn!

        Streptomycin ist im konv. Apfelanbau auch nicht mehr zugelassen, das LMA wirkt sehr begrenzt und damit müssen wir auch leben.

  7. Ehemaliger Landwirt sagt

    “Ich wünsche den Bio-Winzern und Bio-Kartoffelbauern, dass der Wirkstoff möglichst schnell wieder zugelassen wird”

    Selbstverständlich wünsche auch ich meinen BIO-Winzer-Kollegen eine gute Ernte.

    Phosphonate sind halt keine Pflanzenstärkemittel mehr, sondern gelten als Fungizide und die sind im ÖKO-Weinbau nicht erlaubt.

    Man kann nicht das Öko-Hemdchen anziehen und bei Bedarf die Winterjacke obendrauf.

    Entweder der ÖKO-Weinbau funktioniert, oder man lässt es bleiben.

    In meinem Betrieb habe ich es bleiben lassen, obwohl manche Menschen meinen, man ist einer von den ewig gestrigen.

    Von seitens der Weinbauberatung ist zu hören, dass auch konventionelle Betriebe mit dem Falschem Mehltau (Peronospora) Probleme haben, meine Reben sind von Peronospora frei.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        1. Im konventionellen Weinbau stehen Mittel zur Verfügung – unter anderem auch Phosphonate – die dem Bioanbau nicht zur Verfügung stehen.

        2. Das Wetter lies die Befahrbarkeit der Weinberges manchmal nicht zu und damit nicht einen Termingerechten Pflanzenschutz zu.

        3. Das Wetter sorgte für ein schnelles Wachstum und die vorhandenen Arbeitskräfte reichten für die notwendigen Handarbeiten nicht aus.

        4. In normalen Jahren geht das gut, in diesem Jahr funktionierten die lokalsystemischen Pflanzenschutzmittel wegen unten genannten Ursachen nicht ausreichend. (wo kein Spritzmittel hinkommt, wirkt es auch nicht)

        5. Durch konsequente Laubarbeit, habe ich die Infektion mit Peronospora vermieden, aber nicht nur ich, sondern alle Winzer, die Rebblätter im Traubenbereich teilweise entfernt haben.

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