Bauer Willi
Kommentare 110

Hungerstreik

Ich habe mir lange überlegt, ob ich nachfolgenden Brief veröffentlichen soll.

http://www.gruenevernunft.de/sites/default/files/Offener%20Brief%20Bedford-Strohm.pdf

Darin schreibt Dr. Horst Rehberger, ehemaliger Wirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt, einen Brief an den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschlands. Er bittet darin um einen Gesprächstermin zum Thema Grüne Gentechnik, insbesondere um Golden Rice. Bei einem Nicht-Zustandekommen dieses Termins – um den er vor Wochen schon gebeten hat –  kündigt er einen unbefristeten Hungerstreik vor dem EKD-Gebäude in Hannover an.

Warum ich gezögert habe?

Weil mir die Kommentare auf diesen Brief von vorneherein klar sind. “Der will doch nur einem Gentechnik-Lobbyisten ein Forum liefern, der Rehberger ist doch von den Konzernen gekauft, wir wollen keine Gentechnik und erst recht keinen Golden Rice, warum kapiert ihr das nicht”. Und so weiter und so weiter, ich kenne all die Argumente und Studien schon auswendig. Ich werde auch langsam müde, mich auf diese Diskussionen einzulassen.

Warum ich den Brief trotzdem bringe

Weil mir Menschen imponieren, die für ihre Überzeugung brennen. Die bereit sind, dafür auch persönliche Anfeindungen auf sich zu nehmen, obwohl sie selber keinen Nutzen davon haben. Im Falle des Golden Rice bin ich fest davon überzeugt, dass er niemals vermarktet werden wird. Ich weiß bzw. ahne, dass der Einsatz von Herrn Rehberger sinnlos ist, weil in unserer satten Gesellschaft niemand bereit ist, Chancen und Risiken abzuwägen. Es mag ja sein, dass grüne Gentechnik Gefahren birgt, aber eben auch Vorteile. Im Falle von Reis nicht für uns, aber für andere.

Diskussionskultur

Es ist so einfach, gegen etwas zu sein und in einer großen Schar mit anderen in einer Demonstration mitzumarschieren. Es ist so einfach, neue Entwicklungen abzulehnen, weil man darin keinen Nutzen für sich selbst sieht. Es ist so einfach, auf ein “gewisses Restrisiko” hinzuweisen, das niemand je wird ausräumen können. Darum heißt es ja auch Restrisiko. Aber sich alleine gegen den Strom zu stellen ist schon bemerkenswert. Ich hätte, nein, ich habe den Mut nicht. Was bedeutet es eigentlich für eine Gesellschaft, wenn ein Einzelner mit solchen Mitteln einen Dialog einfordert?

Und jetzt könnt ihr kommentieren…

Euer Bauer Willi

 

 

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110 Kommentare

  1. Eckehard Niemann sagt

    Aus SPIEGEL 48/1993:
    Der Finanzminister von Sachsen-Anhalt faßte einen schwerwiegenden Entschluß. Am Dienstag voriger Woche sperrte Wolfgang Böhmer, 57, bis auf weiteres Teile der Gehälter von vier Kabinettskollegen.
    Der Christdemokrat kürzte seinen Parteifreunden Werner Münch (Ministerpräsident), Hartmut Perschau (Innen) und Werner Schreiber (Soziales) sowie dem Liberalen Horst Rehberger (Wirtschaft) die Bezüge um 20 Prozent. Die vier Wessis bekommen nur noch so viel Geld, wie auch ihren Ost-Kollegen zusteht.
    Mit der bundesweit bisher einzigartigen Entscheidung reagierte Böhmer auf einen Bericht des SPIEGEL (47/1993): Die Politiker stehen im Verdacht, mit manipulierten Daten unzulässig hohe Gehälter kassiert und zugleich überhöhte Pensionsansprüche erschlichen zu haben.
    Nach Berechnungen des Landesrechnungshofes haben die vier Raffkes insgesamt rund 900 000 Mark über Gebühr kassiert: Münch soll 287 417 Mark, Schreiber 244 662 Mark, Rehberger 201 946 Mark und Perschau 165 000 Mark zuviel erhalten haben. …

    • Ach Quatsch, das verstehen Sie vollkommen falsch. Der Mann zieht daraus keinen persönlichen Nutzen! Daran hat er gar kein Interesse. Er brennt nur für seine Überzeugung ist bereit, dafür auch persönliche Anfeindungen auf sich zu nehmen. Von solchen Helden brauchen wir mehr!

  2. Eckehard Niemann sagt

    ” Warum ich den Brief trotzdem bringe – Weil mir Menschen imponieren, die für ihre Überzeugung brennen. Die bereit sind, dafür auch persönliche Anfeindungen auf sich zu nehmen, obwohl sie selber keinen Nutzen davon haben.” — Alles schön und gut. Seltsam nur, dass die “Bauer Willis” Auswahl unter den vielen überzeugten und selbstlosen Menschen gerade nur auf diesen fällt …

    • ” Alles schön und gut. Seltsam nur, dass die „Bauer Willis“ Auswahl unter den vielen überzeugten und selbstlosen Menschen gerade nur auf diesen fällt …”

      Sie sagen es :-).

      Es gibt viele Menschen, die unendlich für etwas brennen, das muss jedoch nicht immer etwas Gutes sein. Ich orientiere mich da lieber an den Inhalten. Mir ist ein Leidenschaftsloser, der eine vernünftige Meinung vertritt lieber als ein Enthusiast, der Müll labert.

      Aber jeder hat so seine Art, sich in der Komplexität der Welt zu orientieren.

  3. Freudenschuss sagt

    Jetzt greifen die Umerzieher auch noch zu penetranten Mitteln und zu selbstgerechter Selbstheroisierung, die sogar noch illegal ist. Reichen Worte nicht mehr aus? Das Austragen von Meinungsstreitigkeiten durch Rede und Gegenrede wird so als nicht ausreichend entwertet. Was kommt als nächstes?

  4. Es ist amüsant, wie Sie die Gentechnikbefürworter in die Rolle der unterdrückten Widerständler und einsamen Schwimmer gegen den Strom zwängen.

    Auf, auf Ihr Kämpfer für eine bessere Welt, gegen die Massendummheit, die uns das Wort verbieten will! Die Vernunft muss gegen den Starrsinn siegen.

    Früher war ich fasziniert von Gentechnik bei Nutzpflanzen, habe tatsächlich davon geträumt, das mal beruflich zu machen. Meine Faszination ist Ekel gewichen. Es mag sein, dass es verantwortungsbewusst angewandt sinnvolle Einzelfälle geben kann. Aber in Kombination mit Profitgier und Marktmonopolen sehe ich sie inzwischen als Gefahr.

    • Mark Rössler sagt

      Schon schlimm, dass es den Kapitalismus nur in der Landwirtschaft gibt.
      Das ist eine Gefahr!

      Geschrieben mit dem Smartphone…

    • Paulus sagt

      @Sara
      Sollten Sie werte Sara, mal auf ein gentechnisch hergestelltes Medikament angewiesen sein, habe ich nur wenig Hoffnung, dass Sie die Einnahme/Anwendung mit dem gleichen Ekel verweigern den Sie der Gentechnik bei Nutzpflanzen entgegenbringen.
      Jetzt kommen Sie mir bitte nicht mit „ja aber“ oder mit „das ist ja ganz was anderes.“
      Forschung kostet nunmal Geld und wenn sich die Ergebnisse in der Anwendung nicht im positiven Sinn monetär auswirken würden wäre Schluss mit Forschung. Das gilt sowohl für den universitären als auch den außeruniversitären Bereich.
      Selbst das Humboldt‘sche Ideal bezüglich der Freiheit von Wissenschaft und Lehre war davon nicht befreit. Hinter dessen Reisen und Forschungen steckten weitgehend profitgierige Finanziers. Mit heutigen Begriffen könnte man ihn auch als Genie der Selbstvermarktung und als Meister im Werben um Zweit- und Drittmittel bezeichnen.
      Forschung als Selbstzweck gibt es wahrscheinlich nur bei den sogen. Genderwissenschaften und das ist nun wirklich Chickenshit.
      Was die Aktion dieses Herrn Dr. Rehberger betrifft sind wir mit unseren Auffassungen nicht weit voneinander entfernt.

      • Wenn Sie meinen Beitrag gelesen hätten, bevor Sie die üblichen Standardfloskeln runtergeschrieben hätten, dann hätten Sie gelesen, dass ich geschrieben habe, dass es “verantwortungsbewusst angewandt sinnvolle Einzelfälle geben kann”. Wie bei den meisten hochpotenten Technologien (z.B. auch Atomenergie, KI, Nanotechnologie, … ) kann eine verantwortungsvolle Anwendung extreme Vorteile bringen. Leider schaffen die Menschen das aber nicht mit der Verantwortung. Und das ist der springende Punkt.

        Eine Firma, deren Ziel ist es, möglichst viel Geld zu verdienen, die forscht und entwickelt nicht für das Allgemeinwohl, sondern eben für das möglichst viele Geld. Sobald es da Interessenskonflikte gibt, leidet das Allgemeinwohl.

        Wenn dann noch hinzukommt, dass diese Firma ein Quasi-Marktmonopol hat, dann kann der Schaden gewaltig werden.

        Technologie, die das Potential hat, solche Schäden anzurichten darf nicht in die Hände von verantwortlungslosen Menschen gelangen.

        • Mark Rössler sagt

          Das quasi Monopol wurde ja erst durch die breit angelegten Hysterie-Kampagnen erschaffen, die Zulassungskosten sind heute eben noch viel zu hoch.

          Und das eine Firma im Bereich Gentechnik ein Monopol hätte, sehe ich nicht mehr.

        • Paulus sagt

          @Sara
          Sorry, die üblichen Standardfloskeln die einer bestimmten Gruppierung zuzuordnen sind, kommen völlig unreflektiert von Ihrer Seite.
          Naturwissenschaftliche Grundlagenforschung im Elfenbeinturm mag ja weitgehend von jeglichem Verdacht befreit sein. Sobald es in die Anwendung geht, stehen immer handfeste wirtschaftliche Interessen dahinter. Das ist bei allen mir bekannten Uni-Instituten sowie Fraunhofer und Helmholtz der Fall. Die haben alle ein knallhartes Patent- und Lizenzmanagement, bei dem das Allgemeinwohl und selbst ethische Aspekte unbeachtet bleiben. Es ist eben nicht nur die böse Industrie, da muss eine Produktion zwangsläufig rentabel sein.
          Abgesehen davon, dass wirtschaftliche Kompetenz wahrscheinlich nicht zu Ihren Stärken zählt, gelange ich bei Leuten wie Ihnen immer wieder zu der gleichen Erkenntnis: Es ist aussichtslos, absolut aussichtslos!
          Sie wollen es nicht verstehen und jetzt träumen Sie weiter.

        • Paulus sagt

          @Sara
          Sorry, die üblichen Standardfloskeln die einer bestimmten Gruppierung zuzuordnen sind, kommen völlig unreflektiert von Ihrer Seite.
          Naturwissenschaftliche Grundlagenforschung im Elfenbeinturm mag ja weitgehend von jeglichem Verdacht befreit sein. Sobald es in die Anwendung geht, stehen immer handfeste wirtschaftliche Interessen dahinter. Das ist bei allen mir bekannten Uni-Instituten sowie Fraunhofer und Helmholtz der Fall. Die haben alle ein knallhartes Patent- und Lizenzmanagement, bei dem das Allgemeinwohl und selbst ethische Aspekte unbeachtet bleiben. Es ist eben nicht nur die böse Industrie. Da muss die Produktion, von was auch immer, zwangsläufig mit Allem was da dran hängt rentabel sein, sonst wird diese nicht aufgenommen.
          Die vielen selbsternannten Weltverbesserer geben von ihrem Spendenreichtum aber auch nichts ab, dazu sind die viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt
          Sogen. Marktmonopole existieren nach meinem Kenntnisstand nicht mehr.
          Abgesehen davon, dass wirtschaftliche Kompetenz wahrscheinlich nicht zu Ihren Stärken zählt, gelange ich bei Leuten wie Ihnen immer wieder zu der gleichen Erkenntnis: Es ist aussichtslos mit Ihnen zu diskutieren, absolut aussichtslos!
          Sie wollen es nicht verstehen und jetzt träumen Sie weiter.

          • Warum machen Sie es dann, wenn es aussichtslos ist? Ich würde mich freuen, wenn ich dieses undifferenzierte “Weltverbesserer sind dumm und wirtschaftlich inkompetent”-Gelabere nicht hören müsste.

            Dafür gebe ich auch zu, dass ich nichts verstanden habe und weiterträume. Vielleicht hilft Ihnen das ja ein wenig über Ihren Frust hinweg.

            • Paulus sagt

              Habe ich was von Frust geschrieben? Mitnichten!
              Ich wollte Ihnen gegenüber nur meine arrogante geistige Überlegenheit zum Ausdruck bringen. Zufrieden?
              Frust bei mir zu erzeugen dürften Sie nicht im Stande sein, da müssen schon andere Kaliber aufgefahren werden bzw. deutlich mehr kommen.

  5. Friedrich sagt

    Die EKD folgt dem Zeitgeist. Ob das für die Kirche zukunftsträchtig ist ??? jedermanns Darling zu sein ?? Die Kirche spricht doch für das Leben, aber hier wird Leben vernichtet.
    Die EKD sollte die Nähe von den GRÜNEN meiden.
    Bei gentechnischer Herstellung von Medizinprodukten wird nichts gesagt, nur bei Nahrungsmitteln . Das ist ein Wiederspruch . Seid vierzig Jahren wird hier Gensoya eingeführt. Hat schon irgendwer etwas negatives gemerkt ??

    • Mark Rössler sagt

      Die Kirche weis schon, wie man seine Macht ausbaut.
      Die kirchlichen Hilfsprojekte in der 3. Welt rund um die Landwirtschaft sind doch eher ein Beispiel, wie man die Landbevölkerung am Tropf der Hilfe hängen lässt und so den Einfluss ausbauen kann. Zu dem bringt das meist einiges an Spenden und Geldern aus öffentlichen Töpfen.

      Die EKD übernimmt komplett die unsinnige Argumentationskette der Anti-GVO-Szene, man sollte meinen dort könnte man differenzierter denken, dem scheint nicht so.
      Bedauerlich, wenn sich die deutsche Kirche da mit reinziehen lässt.

  6. Ups – wieder ein Hungertoter mehr – diesmal von der “Grünen Vernunft” wobei der Begriff auch nur ein Euphemismus ist.
    Wenn einem hier Menschen imponieren, “weil sie für etwas brennen” müsste man dann auch den Hut vor Kim Jong Un oder Trump ziehen ?
    Vernunft sieht für mich anders aus: Wenn die Gründe für den menschengemachten Hunger wirklich zählen: Verteilungsproblematik, Korruption, Kriege, Wetterkatastrophen, … “der Hunger in der Welt ist die Folge grenzenloser Habsucht räuberischer Oligarchen des globalisierten Finanzkapitals und der Weltwirtschaftsordnung.” (Jean Ziegler)

    Die Lösung daraus wäre, wenn politisch gewollt diesen Wirkungszusammenhängen Einhalt geboten werden würde und Regelungen, Gesetze erstünden. Aber es ist ja nicht gewollt. Gewollt ist Überproduktion auf Teufel komm raus und “Wachse oder Weiche”
    An armen Menschen ist nichts verdient, die Pharmaindustrie hält die guten Aidsmedikamente in Afrika auch zurück, die Menschen dort dienen nur als Versuchskaninchen. Mangelerscheinungen in Asien /Afrika wären auch mit gezielter VitaminA-Gabe bekämpfbar oder der Unterstützung zum Gemüseanbau. Aber daran wäre ja nichts verdient. Ausser mit “Gengemüse” und Hybrid-Saatgut. Als Deckmändelchen der “Guten Tat” für eigenen Taschen.

    • Mark Rössler sagt

      Golden Rice hat mit Hybridsaatgut eben nichts zu tun, das würde die Idee ja zu Nichte machen, denn die, die den anbauen sollen, können sich erstens nicht jedes Jahr Saatgut leisten und haben in der Regel kaum Marktzugang.
      Bitte lesen Sie doch erst mal worum es beim Golden Rice geht.

      Die Verteilung von Lebensmitteln an Kleinbauern würde keine Probleme lösen sondern eher verschärfen, wozu sollen die dann noch Landwirtschaft betreiben?

      Vitamin A Tabletten haben mittlerweile Milliarden verschluckt, das versucht man seit Jahrzehnten ohne wirklichen Erfolg. Zu dem verdienen dann diese bösen Pharmamultis, die stellen die ja schließlich her und werden gut bezahlt.

      Gemüseanbau in den Regengebieten Asiens…
      Da hätten die Reisbauern doch glatt lange von selbst drauf kommen können, vielleicht sollten die mehr Kommentare von deutschen Agrarexperten lesen.
      Dann würden die glatt am nächsten Morgen losmarschieren, den Zweitagesmarsch auf sich nehmen, um sich Möhrensaatgut von der bösen Saatgutindustrie zu kaufen.
      Vermutlich haben die nicht unbedingt das Geld für Gemüsesaatgut, noch haben die Ackerfläche im Überfluss, um Gemüse überhaupt anzubauen, ohne auf die Grundversorgung durch Reis zu verzichten.

      Ihre Argumentationskette ist eine Aneinanderreihung von fehlerhaften Vorstellungen.
      Es ist so einfach als Europäer anderen zu sagen, wie die doch zu leben hätten…

      Was Sie hier vorschlagen sind alles Themen und Versuche, die in den letzten 70 Jahren nur bedingt erfolgreich waren und bis heute nicht realisiert.
      Wie kommen Sie darauf, dass das in den nächsten 70 Jahren realisiert wird? Sollen die Kinder so lange erblinden und sterben, bis sich die Welt da einig ist und der “korrupte” Politiker ausgestorben?

      • Stadtmensch sagt

        “Es ist so einfach als Europäer anderen zu sagen, wie die doch zu leben hätten…”
        Stimmt! Die Kirche soll sich raushalten aus der Politik!

        “Wie bereits kürzlich berichtet, hat Präsident Aquino vorgeschlagen, an die ärmere Bevölkerung Verhütungsmittel kostenlos zu verteilen. Allerdings ist dies seit 1998 bereits der fünfte Versuch der Familienplanungsbefürworter, in dieser Richtung! Bislang konnte die katholische Kirche immer wieder die Versuche unterbinden und die Amtsvorgänger zur Rücknahme zwingen.”
        Quelle:
        http://www.philippinen.cc/2010/11/bevolkerungswachstum-alarmierende-zahlen-der-un/

        • Mark Rössler sagt

          Was soll mit den Kindern passieren, die noch vor der “Familienplanung” geboren werden?
          Und werden weniger Menschen, die nur Reis essen aus regionalen Gründen, dann betaCarotin mit dem Päckchen Kondome erhalten?
          Der Reis wird jedenfalls so nicht mehr Vitamine enthalten.

        • Sabine sagt

          Nun, ich hab ja so ein bisschen mitbekommen, wie das mit Medis in der sog. Dritten Welt ausschaut und seitdem halte ich weder Kondome, noch die Pille noch Sterilisierungsmaßnahmen oder billige Schwangerschaftsabbrüche für unbedenklich. In Indien hat man da ja über die Jahrzehnte fröhlich vor sich hin experimentiert und am Ende muss ich den Schwestern von Mutter Theresa recht geben, wenn sie sagen, dass eine Aufklärung über den Zyklus der Frau und die Entstehung von Schwangerschaften auch bei Männern, eine Förderung der grundsätzlichen Hygiene und eine Aufwertung von Mädchen eigentlich das einzige ist, was wirklich klappen könnte. Die Methode über den Zyklus zu Verhüten mag hier mühsam und wenig wirksam erscheinen, aber sie ist vor allem kostenlos und eine Familie, die mit weniger als einem Euro durch den Tag kommen muss, kann sich nun mal weder Kondome noch die Pille leisten. Die billigen Schwangerschaftsabbrüche haben in vielen Teilen Indiens nur dazu geführt, dass in der dünnen Mittelschicht nur noch männliche Föten die Schwangerschaft überleben und die Reihensterilisation, für die Männer teilweise kleine Geldbeträge bekamen, hat ebenfalls mehr negative Auswirkungen gehabt als positive. Damals hatte man Männern mit mehr als drei Kindern Geld geboten, wenn sie sich Sterilisieren ließen. Aber gerade in den sehr armen Familien ist die Überlebenschance von Kindern immer noch so gering, dass genau bei der ausgesuchten Zielgruppe nun die Altersversorgung zusammenbricht. Durch Aufklärung eine Familienplanung ermöglichen, durch einfache und auch am Ende der Welt durchführbare Hygienemaßnahmen Mütter und Kinder besser vor Infektionen schützen und gerade den Frauen einen Zugang zu Bildung, die Möglichkeit Micro-Wirtschaften aufzubauen und damit auch ein Stimme in der Dorfgemeinschaft zu geben, ist ein langfristiges und nicht einfach durchsetzbares Ziel, aber da wo es klappt profitieren alle davon. In einem Land, wo mehr gestreckte Medis auf dem Markt sind, wie wirksame Präparate und Straßenärzte immer noch ihre Dienste in der Gosse feil bieten, kommt man mit der Pille nicht weit. Ich sehe das beim Thema Malaria seit Jahren. Da wird ein noch halbwegs gesundes Familienmitglied zur Krankenstation geschickt, das bekommt da Medikamente mit, die dann irgendwie unter den daheim gebliebenen verteilt wird…. so funktioniert das nicht. Wir haben inzwischen auf Blister mit Farbcodierung und Strichmännchen drauf umgestellt, damit auch jemand der nicht lesen kann, begreift wie man die Medikamente einnimmt und trotzdem ist es schwierig und die beste Maßnahme bleibt einen Dorfpfleger loszuschicken und vor Ort die Leute darin zu schulen, wie man die Mücken wirksam von der Vermehrung abhält, sich selber vor Stichen schützt und die Krankheit früh genug erkennt. Die baut dann auch gleich die Schautafeln zur allgemeinen Hygiene, gesunden Ernährung und Verhütung auf. Ob man ihr das dann abnimmt und ihre Vorschläge umsetzt, steht noch mal auf einem anderen Blatt, denn auch dort gilt: Kenne mer nit, wollen mer nit, fott damit.

          • Stadtmensch sagt

            Sicher. Das ist von uns aus gesehen immer schwer nachzuvollziehen. Habe ähnliches in Nepal auch gesehen: Schautafeln im Dorf mit bildlichen Anleitungen zur Hygiene und zur Verhütung. Das Hauptproblem ist m.E. die patriarchale Gesellschaftsstruktur.

      • Mark Rössler sagt

        Zu dem werden die Vitamin A Tabletten – taadaa – heute mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt.
        Das Problem an der Tablettenvariante sollte eben auch nicht unter den Tisch fallen, eine Überdosierung hat gravierende gesundheitliche Folgen.

    • Zenzi, du gehst von falschen Voraussetzungen aus. Die menschliche Vernunft ist eine technische, deshalb kann der Mensch immer nur technische Lösungen umsetzen. Die jeweilige Politik und Gesellschaftsorganisation richtet sich immer an der jeweilig vorherrschenden Technik aus. Wer Technik zu nutzen weiß, ist reich. Wer sie nicht zu nutzen weiß, ist arm. Das gilt sowohl fürs Individuum wie für die Gesellschaft.

      Es ist doch so, dass die Korruption in den hochtechnisierten Staaten viel geringer ist als in agrarischen Drittweltstaaten. Dasselbe gilt für Hunger, Kriege und alles, was du sonst noch anführst. Bei uns herrscht nur Frieden, weil wir uns vor einem Atomkrieg fürchten, bei dem alle nur verlieren können. Es ist also Technik, die uns friedlich macht.

      Es ist zwar traurig, dass der Mensch außer Technik nichts kann, weil die Vertechnisierung in letzter Konsequenz zur Abschaffung der Natur führt, aber an Selbsterkenntnis führt kein Weg vorbei. Wir unterscheiden uns von den Affen nicht dadurch, dass wir mitfühlender, sozialer, liebevoller, vernünftiger, intelligenter, altruistischer, egoistischer, gieriger oder was auch immer sind, sondern weil unsere Urahnen gelernt haben, Feuer zu machen.

  7. Es gibt ja Gerüchte, dass eine kleine Gruppe von Verschwörern das Weltgeschehen lenkt. Wahlweise standen bislang die Rothschilds oder die Freimaurer zur Auswahl. Jetzt ist die Katze aus dem Sack: der wahre Drahtzieher ist die EKD.

    Denn wie sonst könnte die EKD für Staaten mit buddhistischer, hinduistischer, muslimischer, katholischer, taoistischer oder sonstig gläubigen Bevölkerungen entscheiden, ob gentechnisch aufgemotzter Reis angebaut wird oder nicht.

  8. Die EKD hat ihre Meinung, weil man eben zu allem eine Meinung haben muss. Aber kann mir einer mal erklären, warum die von Mangelernährung in ihrem Volk betroffenen Staaten den Goldenen Reis nicht zulassen oder, falls es gar kein Anbauverbot gibt, er nicht angebaut wird. Weil eine Frau Göring-Eckhard oder jetzt ein Bedford-Strom das nicht toll fänden? Warum kettet sich Herr Rehberger nicht zum Beispiel am Massivgoldtor zum Präsidentenpalast von Robert Mugabe an? O.k., das wäre zu viel verlangt. Aber tatsächlich mutig.

    • Stadtmensch sagt

      Auf den Philippinen hat das IRRI seinen Sitz. Die wachen über den Genpool der wohl wichtigsten Nutzpflanze der Welt. Die Hersteller dürfen nun nachweisen, ob GRE2 Golden Rice was bringt:
      “The bioefficacy studies are an important component in demonstrating the value of Golden Rice in complementing other approaches to mitigate VAD.”
      http://irri.org/golden-rice/faqs/what-is-the-status-of-the-golden-rice-project-coordinated-by-irri

      Selbst wenn diese Reissorte wohlbegründet nicht zum Einsatz kommt, bis auf Weiteres taugt sie hervorragend, um NGO als Menschenfeinde dastehen zu lassen.

      Nochmal zur Ethik der Konzerne (Quelle Dlf):

      “Der private Sektor hat sich nie um Reisforschung gekümmert. Bei Tabak, Mais und vielen anderen Nutzpflanzen war das anders. Die Privatwirtschaft hat viel in Forschung und Entwicklung investiert. Nicht jedoch beim Reis. Wohl vor allem deshalb, weil die Kunden so arm sind. Das Geschäft versprach nicht genug Profit. Aber jetzt gibt es einige große Firmen, die in die Reisforschung einsteigen.”

      • Mark Rössler sagt

        Die Welt lebt nicht nur um Monsanto und Bayer,
        der asiatische Markt hat seine eigenen Züchter und man war dort auch immer erpicht darauf, dass westliche Unternehmen nicht so viel Einfluss bekommen.
        Also warum sollte man Reissorten züchten, wenn man dann Probleme hat, diese am Markt platzieren zu können?
        Dagegen wehren sich doch die Weltenretter sonst auch?
        Immerhin gibt es in Indien rund 200 größere Zuchtunternehmen und noch wesentlich mehr kleine regionale.
        Und kein Unternehmen hat einen Vitamin A reichen Reis im Angebot, der “versteckte Hunger” wird versucht mit dem GR zu lösen und nicht ein Problem am Ertrag.

        Irgendwie werden die Argumente immer widersprüchlicher…

        Zum GR:
        Ab 2018 wird es den ersten Freilandanbau geben,
        die Freilandversuche wurden ja leider teilweise von bezahlten Aktivisten zerstört.

        http://www.thedailystar.net/frontpage/vitamin-rice-now-reality-1305439

        • Stadtmensch sagt

          “Irgendwie werden die Argumente immer widersprüchlicher…”

          Wieso denn? Habe über Monsanto und Bayer kein Wort verloren. Meine Bedenken gelten dem regelmäßigen Versagen der Privatwirtschaft im Krisenfall. Erst lassen wir sie an der Energieversorgung herumdilletieren und nun die Nutzpflanzen?

          http://www.deutschlandfunk.de/das-reisforschungszentrum-irri-auf-den-philippinen.697.de.html?dram:article_id=72756

          “Das IRRI wird von öffentlichen Geldern finanziert, deshalb müssen die dort entwickelten Reissorten auch ohne Patent- oder Lizenzgebühren abgegeben werden. Die Reisforschung lebt vom freien Austausch,”

          Seit Jahrhunderten hat niemand eine Reissorte besessen. Das Saatgut wurde frei getauscht – zwischen Farmern, Nachbarn und Staaten. Aber in den letzten zwei Jahren haben die meisten Länder ein Sortenschutzrecht eingeführt. Ähnlich wie beim Champagner in Frankreich sagen sie: das ist unser nationales Produkt. Wir beanspruchen die Rechte. Thailand tut das zum Beispiel beim Jasmin-Reis, Indien beim Basmati oder Safran-Reis. Das ist verständlich, aber es wird die Reis-Branche fundamental verändern.

          • Mark Rössler sagt

            Und wieder widersprechen Sie sich…

            – Sortenschutz gehört nun mal zur privaten Entwicklung dazu.
            Niemand zwingt Landwirte diese privat gezüchteten Sorten zu kaufen.

            – private Zucht kann sich nur rechnen, wenn man etwas besseres anbietet, wo Landwirte bereit sind Geld für zu bezahlen, damit die Züchtung auch bezahlt wird. Wie Sie ja erkannt haben mögen, kann auch das IRRI keine Sorten herbeizaubern und benötigt dafür Geld.

            – Die Züchtung lebt auch in Deutschland vom freiem Austausch der Sorten, das könnten Sie im Sortenschutzgesetz nachlesen.

            • Stadtmensch sagt

              Bitte lest doch mal was da steht: Erste Zeile: “Ich habe folgende Bedenken” und dann folgen zwei Zitate aus einem verlinkten Artikel, die diese Bedenken begründen. Nirgends habe ich behauptet, dass das IRRI ein Züchtungsunternehmen ist. Es ist eine Backup-Institution, die mit öffentlichen Geldern finanziert wird, und die mit der zunehmenden Privatisierung des Genpools der Nutzpflanzen unwirksam wird. Ich warte immer noch auf Erfolgsmeldungen aus dem Bereich Grüne Gentechnik – bisher nix. Nichts als unerwartete Nebenwirkungen, Mehrbedarf an Chemie, Risiken. Ich bin kein GVO-Gegener, aber diese blinde Technologiegläubigkeit bei euch Laien ist mir suspekt.

            • Mark Rössler sagt

              Ich habe auch nichts anderes geschrieben.
              Das IRRI finanziert sich durch Geld und die privaten Züchter ebenso.
              Irgendwie muss die teure Zucht bezahlt werden, ob nun durch öffentliche Gelder oder eben aus der Wirtschaft selbst.

              Warum sollte die IRRI und deren Programm unwirksam werden?
              Entweder die leisten einen Beitrag zum Zuchtfortschritt, dann werden die auch nicht “unwirksam”, oder die Zucht ist uneffektiv, Verschwendung von öffentlichen Geldern.
              Welchen Vorteil hat die Verschwendung von öffentlichen Geldern, wenn diese gar noch die wichtige Entwicklung behindern?

              Mehrbedarf an “Chemie”?
              Mir ist nicht bekannt, dass bei Bt-Baumwolle nun auch wieder bis zu 27 mal die Saison Insektizide gespritzt werden. Bislang ist in Indien die Anwendungshäufigkeit bei der Bt-Baumwolle bei 1,3 Anwendungen je Saison.
              Für Indien und China bedeutet das eine erhebliche Entlastung der Umwelt und einige Hundert Tote Anwender weniger.

              In anderen Staaten wurden stark toxische Herbizide durch ein wenig problematischen Wirkstoff ersetzt.
              Als “Laie” ist das natürlich bei der Informationslage in Deutschland, schwer nach zu vollziehen.

              Risiken? Welche wären das genau? Soweit mir bekannt werden GVO Traits sehr genau geprüft, das Risiko ist geringer als bei herkömmlichen Zuchtvarianten.

          • Philip sagt

            @Stadtmensch
            Wissen Sie noch, damals… 🙂
            “Und wieder widersprechen Sie sich…”
            Hab ich ihnen auch immer geschrieben 🙂

    • Paulus sagt

      @AdT
      Vor der EKD in Hannover wird der werte Herr Rehberger mit dem Wohlwollen Aller, nach einigen Tagen der Nahrungsverweigerung, behutsam in einen Sancar verfrachtet und anschließend mit allem erdenklichen Aufwand und psychologischer Unterstützung zwangsernährt.
      Am goldenen Tor von Robert Mugabe wäre er nach 5 Min. verschwunden, wo auch immer … so blöd ist doch keiner!
      Vielleicht würde Herr Mugabe ihn angesichts der finanziellen Zuwendungen der BRD aber auch mit einem First Class-Ticket und einem netten Gruß versehen, zurück nach FRA schicken.

      Das Thema Golden Rice wird gerne sehr vereinfacht dargestellt; scheint nach meinem Wissenstand aber eine verdammt komplizierte Materie zu sein. Eine wissenschaftlich fundierte abschließende Bewertung die nicht widerlegt wurde habe ich noch nicht gefunden. Vielleicht muss man, bezügl. der Mangelernährung in bestimmten Gebieten der Erde, dann doch an anderen Stellschrauben drehen.
      Ist aber eher nichts für Juristen und Ings und schon gar nichts für Frau Göring-Eckhard.
      Für die Letztgenannte scheinen mir selbst die vier Grundrechenarten zu komplex zu sein.

      • Thea S sagt

        “Eine wissenschaftlich fundierte abschließende Bewertung die nicht widerlegt wurde …” wird es nie geben. Es gibt weltweit bergeweise Bewertungen von GM-Mais, -Soja, und -Baumwolle durch Behörden , die die Unbedenklichkeit befinden ( ähnlich wie übrigens auch für die Karzinogenität von Glyphosat), aber solange die Bewertungen nicht vorgefertigte Meinungen bestätigen, sind die ja angeblich alle gekauft. Und wenn “wissenschaftliche” Gegenstudien (die natürliche völlig frei und unabhängig erstellt wurden) kritisiert werden, dann ist das auch alles (von der falschen Seite) gekauft. Deshalb nochmal, es gibt zZ keine Basis mehr für eine vernünftige Diskussion.

  9. OK, ich verstehe, dass man mit der Haltung von Greenpeace & Co. zum Goldenen Reis ein Problem hat; ein Hungerstreik erscheint mir in der gegebenen Situation allerdings als mindestens unverhältnismäßig (andererseits sollte es eines Hungerstreiks eigentlich nicht bedürfen, der Mann will ja nur reden…). Wo er die Behauptung hernimmt, 70% aller Lebensmittel in Deutschland seien gentechnisch verändert, ist mir schleierhaft. So richtig sein Anliegen sein mag – mit dieser Behauptung und der Hungerstreik-Androhung macht er sich m. E. unseriös.
    Ein Problem dieser und ähnlicher Argumentationen ist die Herannahme der Meinung von Wissenschaftler*innen (in diesem Fall: Nobelpreisträger*innen) nach dem Prinzip: “Seht her, die Wissenschaft sagt X, warum akzeptiert ihr das denn nicht?!” Es ist wahr, dass die Wissenschaft sich weitgehend einig darüber ist, dass grüne Gentechnik harmlos sein dürfte (obwohl es durchaus Unsicherheiten gibt, bspw. schwer aufzuspürende off-target modifications) – hier ist das, was Wissenschaftler*innen denken, durchaus relevant; wenn es allerdings um moralische Dilemmata geht, hat die Meinung einer Nobelpreisträgerin mitnichten mehr Gewicht als die eines Laien. Und es ist nun mal so, dass der Großteil der Bürger der EU grüne Gentechnik weiterhin ablehnt (so irrational es einem erscheinen mag).
    Zu guter Letzt halte ich die Aufregung beim Goldenen Reis für übertrieben. Ja, er hätte das Potenzial, eine Unterernährungsursache zumindest teilweise zu beheben (wie stark, ist unklar, solange er nicht großflächig angebaut und konsumiert wird); doch die meisten Ursachen von Unterernährung liegen anderswo und sind struktureller Natur. Gegen diese kann auch Golden Rice nichts.
    Eine offene Debatte über grüne Gentechnik täte unserer Gesellschaft gut, gerade angesichts des Aufstiegs von CRISPR/Cas genome editing (https://skeptischeoekonomie.wordpress.com/2017/09/09/degrowth-landwirtschaft-und-gmos/). Mein Eindruck ist aber, dass die Mittel, die Herr Rehberger wählt, dazu denkbar ungeeignet sind, eine solche Debatte anzustoßen. Denn was ist das für eine offene Debatte, die infolge einer Drohung beginnt?

    • Bauer Willi sagt

      Ja, über die Wahl der Mittel kann man durchaus streiten, und deshalb habe ich ja auch überlegt, dieses Thema zu bringen, weil ich mir schon gedacht habe, dass das dann Hauptgegenstand der Diskussion werden würde. Bemerkenswert finde ich Ihre Aussage zu dem moralischen Dilemma. Haben Sie das bis in die letzte Konsequenz durchdacht? Was bedeutet das für die Forschung?

      So wie Sie würde ich mir eine offene Debatte über grüne Gentechnik wünschen. Auch von der EKD und den Kirchen ganz allgemein. Und natürlich nicht nur von den Kirchen.

      Zu den gentechnisch veränderten Lebensmitteln: Nach meinem Kenntnisstand sind in vielen verarbeiteten Lebensmitteln Hilfsstoffe enthalten, die mit gentechnischen Verfahren hergestellt wurden, aber nicht gekennzeichnet werden müssen. Beispiel Labferment bei der Käseproduktion. So viel natürliches Labferment aus Kälbermagen gibt es nämlich nicht. Gilt auch für andere Hilfsstoffe, ich habe schon mal darüber berichtet.

      Bauer Willi

      • Thea S sagt

        Zu den Lebensmitteln mit Gentechnik verweist die “gruenevernunft” in der Tat vor allem auf die gentechnisch hergestellten Enzyme. Details hier http://www.transgen.de/lebensmittel/enzyme.html.
        Die Aktion ist sicher nicht sinnvoll um eine vernünftige Diskussion in Gang zu bekommen. Da die Meinungen ohnehin festgefahren sind, Befürworter und Wissenschaftler als von der Industrie gekauft, und Gegner als Spinner und Scharlatane abgestempelt werden, gibt es keine Gesprächsbasis mehr. Vernunft hat da keine Chance (wie auch der Hungerstreik als Einladung zu einer Veranstaltung beweist).

      • Sofern es um Fakten geht, haben Wissenschaftler*innen natürlich mehr zu sagen als Laien. Bei ihrer Bewertung verfügen sie allerdings nicht über mehr Kompetenz (es sei denn, sie sind Ethiker – und diese sehen grüne Gentechnik oft kritisch, ohne irrationalen Pseudoargumenten anheim zu fallen).

        • Stadtmensch sagt

          “Das Volk versteht das meiste falsch; aber es fühlt das meiste richtig.”
          – Kurt Tucholsky –
          (irgendwan kann ich bestimmt auch mal einen eigenen Gedanken spinnen…)

          Nochmal zum Thema wissenschaftlicher Sachverstand:
          Es gab hier Zeiten, da meinten die Ärzte, das Waschen mit Wasser wäre das größte Übel überhaupt. Der Anstieg der Lebenserwartung wäre dann einfach nur einem Zurückdrängen des wissenschaftlichen Geltungsanspruchs zu verdanken. Oder wie oft hat dass, was in den Laboren ersonnen wurde auf dem Feld versagt? Siehe “Die Wahrheit ist auf dem Feld” von Frank Uekötter. Bauer Willi wird es nie lesen, weil seine Meinung fest steht: NGO sind zu bekämpfen, selbst wenn sie völlig richtig argumentieren:
          “doch die meisten Ursachen von Unterernährung liegen anderswo und sind struktureller Natur.”
          Deshalb bekennen wir uns doch zu einer ehrlichen Debatte: “Sollen sie doch Soylent fressen, diese Hungerleider”. Und damit zurück zur Kirche und Meinungsblogs…

          • Mark Rössler sagt

            Die Ursachen sind vielfältig, das ist richtig.
            Nur sollte man in Europa mal bemerken, dass Möhren nicht im Reisfeld wachsen werden.
            Zu dem ist Reis für die meisten der Betroffenen die Hauptnahrungsquelle für Kalorien, die kann man nicht einfach kürzen und Gemüse anbauen,
            dadurch würde vielleicht der Vitaminmangel zurück gehen aber der Mangel an der Grundnahrungsversorgung gravierend steigen.
            Fläche ist nicht einfach vermehrbar.

            • Stadtmensch sagt

              Beta-Karotin ist auch nur bioverfügbar, wenn gleichzeitig die richtigen Proteine aufgenommen werden. Die streitbare Veganer-Fraktion wird mir jetzt sicher widersprechen.

            • Mark Rössler sagt

              Das haben Sie gut erklärt.
              daher kann auf den Reisanbau eben auch nicht verzichtet werden.

              Welche Alternative schlagen Sie vor?

            • Stadtmensch, ich dachte zwar, nur Fett sei für die Aufnahme von Beta-Carotin nötig, aber das ist in Reis ja noch weniger vorhanden als Protein. Aber warum sollten Veganer widersprechen? Sind in Pflanzen nicht die “richtigen Proteine” enthalten?

              Richtig ist jedenfalls, dass Reis im Vergleich zu Weizen, Hülsenfrüchten und Fleisch einen geringen Proteingehalt hat.

              Bei einer Deckung eines Energiebedarfs von 2.800 kcal durch Reis (ca. 2,2 kg, gekocht) nimmt man etwa 53 g Protein auf. Nach den gängigen wissenschaftlichen Empfehlungen (DGE, USDA, FAO) benötigt ein Mensch 0,8 g Protein pro kg Körpergewicht pro Tag. Ein Mensch von 85 kg Körpergewicht (wie ich) benötigt demnach also 68 g Protein/Tag. In dieser Empfehlung ist aber wegen der geringeren biologischen Wertigkeit pflanzlicher Proteine im Vergleich zu tierischen bereits ein Sicherheitsbeiwert von 100 % enthalten, weil Weizenmehl z.B. nur eine biologische Wertigkeit zwischen 50 und 60 hat. Reis hat eine biologische Wertigkeit von gut 80, so dass ein 85 kg schwerer Mensch seinen täglichen Proteinbedarf mit 68 g/100*80 = 51,2 g Reisprotein deckt (entspricht also fast 2,2 kg gekochtem Reis). Ich kann also meinen Proteinbedarf einzig durch Reis decken – wenn ich auch wirklich annähernd meinen nicht gerade geringen Kalorienbedarf mit Reis decken würde. Das ist ja bei armen Menschen nicht unbedingt der Fall ist (außerdem lege ich für mich einen Proteinbedarf von 1,5 bis 2 g/kg Körpergewicht zugrunde, um beim Kraftsport den maximalen Erfolg zu erzielen, diese Möglichkeit wünsche ich auch anderen, für die möglicherweise auch der Sport eine Sinn- und Berufsperspektive ist). Nun habe ich natürlich Zweifel, ob eine Ernährung selbst mit angereichertem Reis eine physiologisch vollwertige Ernährung darstellt. Meine Rechnung soll daher nur als Modell verstanden werden. Denn zur Realität dürfte es auch gehören, dass selbst ein wesentlicher Teil der armen Menschen in „Reisregionen“ ihren Nährstoffbedarf aus weiteren Nahrungsmitteln als aus Reis deckt. So wird durch Kombination verschiedener Proteinquellen die Wertigkeit mitunter auf über 100 gesteigert.

              Summa summarum ist Reis also nicht die schlechteste Proteinquelle. Mit einer Anreicherung von Reis mit Vitamin A kann also durchaus ein Teil des Mangelproblems gelöst werden! Dass man damit nicht alle Mangelernährungsprobleme löst, ist für mich kein Argument dafür, nicht zumindest die Teillösung anzustreben, also Goldenen Reis anzubauen. Das hieße für mich auch nicht, dass keine Motivation mehr bestünde, den verbleibenden Teil des Problems anzugehen. Ebensogut kann das Gegenteil eintreten. Erfolg spornt zu weiteren Erfolgen an.

              Hingegen kann eine Erhöhung der Fleischproduktion zur Deckung des Proteinbedarfs zu Lasten der Ärmsten gehen (Trog statt Teller). Besser ist es, wenn die Möglichkeit besteht, ausreichend Getreide einschl. Reis UND Hülsenfrüchte für den menschlichen Verzehr anzubauen.

              Ich frage mich, warum ein Verein, der die „grüne Vernunft“ im Namen trägt und für sich in Anspruch nimmt, sich (zumindest auch) für die Ärmsten der Welt einzusetzen, nicht auch dafür kämpft, die Intensiverzeugung und den Verzehr von Fleisch und Milch zu reduzieren. In Deutschland würde es dazu führen, dass entweder weniger Ackerbau betrieben würde (etwa 60 % der Ackerflächen werden zum Futterbau genutzt, so das BMEL). Das käme der Gewässerreinhaltung und der biologischen Vielfalt zugute (weniger PSM-Einsatz, weniger Harnstoff- und Ammonium-Ausbringung). Oder es würden die Ackerflächen im gleichen Maße genutzt und mehr Getreide und Hülsenfrüchte zu den Mangelernährten gelangen, da weniger davon als Tierfutter auf dem Weltmarkt nachgefragt würde und mehr und preiswerter für Menschen verbliebe. Die Wahrheit läge wahrscheinlich dazwischen: es würde wohl insgesamt weniger Ackerbau betrieben. Das läge dann nicht im Interesse der Organisation, der Herr Rehberg vorsteht, hieße aber auch nicht, dass sie mit Ihrem Einsatz für Vitamin-A-Reis aus den falschen Gründen das Richtige tut.

            • Mark Rössler sagt

              ADT,

              Sie wollen allen ernstes Futterweizen den Armen als Lebensmittel unterjubeln?
              Sie sollten sich die Anbauzahlen beim Brotgetreide anschauen, dann einen Blick auf die regionalen Wetterereignisse, danach dann was mit dem angebauten Brotweizen unter den Bedingungen passiert.

              Mir war so, als ob das schon mehrmals versucht wurde Ihnen zu erklären, ich vermute Sie werden es niemals verstehen.

              Was soll mit dem Getreide passieren, das durch Witterungseinflüsse nicht als Brotgetreide taugt?
              Zu dem Fordern Sie “mehr” Brotgetreide, das bedeutet auch ein Mehr an Stickstoff. In Deutschland dürfte durch die neue DüVO die Erzeugung an Brotgetreide in den nächsten Jahren zurück gehen.

            • Was ich vergessen habe, anzugeben: Der Energiebedarf von 2.800 kcal/d ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern entspricht den Schätzwerten des US Department of Agriculture für “moderat aktive” Männer zwischen 17 und 25 Jahren, also in den gewöhnlich aktivsten Jahren nach zumindest weitgehendem Abschluss des Körperwachstums (Estimated Calorie Needs per Day by Age, Gender, and Physical Activity Level). Wie gesagt, es ist ein großzügiger Ansatz, den im Wochenschnitt täglich zu erreichen nicht in allen Regionen realistisch sein mag (s. aber meinen Hinweis oben zur Kombination von Nahrungsmitteln).

            • Mark Rössler,

              Ihr Statement finde ich nicht schlüssig. Wenn Sie die Ausbringung von Stickstoffdünger als Problem sehen, müssten Sie auch Tierhaltung als Problem sehen – wegen des hierfür erforderlichen Futterbaus, der ja schließlich Düngebedarf erzeugt.

              Auch ist die Einstufung als Brotgetreide im gewissen Rahmen willkürlich. Sie hängt u.a. vom Proteingehalt ab, weil dieser in den Abnehmer- und Verbraucherkreisen ein wertbildender Faktor ist, und zwar wegen der Verarbeitbarkeit und des höheren Ansehens von Protein als Nährstoff. Mangelernährte Menschen haben möglicherweise andere Ansprüche als wir. Ich habe nicht gesagt, dass ich allen Futterweizen den Armen “unterjubeln” möchte, sondern ich wünsche mir, dass den Armen weniger Getreide zur Verfütterung an Tiere weggekauft wird. Ich habe Futterweizen probiert und stufe ihn nicht nur für mich als genießbar ein. Letztlich würden die Menschen selbst entscheiden. Das können arme Menschen aber nur, wenn es weniger Konkurrenz auf den Weltmärkten durch nachfragestarke Tierhalter gibt, die in Deutschland und Europa im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße zahlreich vorhanden sind.

              Auch habe ich klargestellt, dass Hülsenfrüchte, zumal in Verbindung mit Weizen, einen hohen Nährwert haben. Hülsenfrüchte düngen sich im Verein mit Knöllchenbakterien selbst mit für sie verfügbarem Stickstoff. Zwar können auch hierdurch reaktive Stickstoffverbindungen in Gewässer ausgeschwemmt werden, der Verlust ihrer an die Luft – wie bei der Ausbringung von Gülle und Mineraldünger – dürfte sich jedoch in Grenzen halten.

              In Verbindung mit Hülsenfrüchten ist außerdem Mais ein guter Proteinwertigkeitserhöher. Ach so, Mais darf ich ja nicht gut finden. Mais findet man in dem Lager, in das ich gesteckt gehöre, blöd. 😉

            • Mark Rössler sagt

              Was genau haben Sie denn mit dem Brotweizen gemacht, dessen Fallzahl bei 90 lag?

              Futtergetreide benötigt weniger Stickstoff, da der Proteingehalt geringer sein kann.
              Und Deutschland ist ein großer Exporteur von hochwertigem Brotweizen.
              Die EU exportiert 35 Millionen Tonnen und importiert 5.
              Wo Sie da “wegkaufen” sehen würde mich interessieren.

              Sonst heißt es doch immer der Export ist schlecht? Oder immer gerade so, wie es gerade passt?

            • Mark Rössler, was ich damit gemacht habe? Gegessen.

              Die EU exportiert 35 Millionen Tonnen und importiert 5 Tonnen Brotweizen? Und der Rest ist zufällig alles Futterweizen, so dass bei guter Getreideernte mit viel Brotweizen die Tiere nichts zu futtern bekommen, da zu wenig Futterweizen. Leuchtet ein.

              Und was ist mit sonstigen Erzeugnissen? In Wahrheit importiert Europa kalorisch deutlich mehr Nährstoffe als es exportiert, und das als Gunstregion! Warum? Weil der größte Teil des Getreides und der Hülsenfrüchte verfüttert wird und sich umfangreicherer Gemüseanbau wegen der physiologisch ungünstigen Nahrungsmittelzusammensetzung des Durchschnittseuropäers, die auch seine Zahlungsprioriäten beim Essenseinkauf bestimmt, nicht lohnt. In Europa wird durch Umverteilung von Steuergeldern eine Überernährung mit tierischen Proteinen gestützt, während es in anderen Teilen der Welt (versteckten) Hunger gibt. Dass in Europa nicht unmittelbar dagegengesteuert und hinreichende Bedingungen geschaffen werden können dafür, dass andere Länder ihren Hunger bekämpfen können, ist jedem klar denkenden Menschen ersichtlich. Aber man kann hier eventuell dazu notwendige Bedingungen schaffen.

              Wenn Sie nun ökologische Aspekte bemühen, dann können Sie das überzeugend nur in einer Milchmädchenrechnung tun, Herr Rössler. Was ist denn mit den Agrarexportüberschussländern, z.B. Brasilien? Schön, dass die Nährstoffe aus deren Böden über die Gülle der hier gemästeten Tiere auf den hiesigen Feldern ausgebracht werden. Dadurch kann hier in der Tat etwas Mineraldünger eingespart werden, aber auch nur hier. In Brasilien muss um so mehr Mineraldünger verwendet werden. Das ist wie mit der zu kurzen Bettdecke; Tierhaltung schrumpft die Bettdecke zusätzlich.

              Sofern Sie jetzt sagen, der Brasilianer (welcher Brasilianer?) kann selbst entscheiden, wie er sein Land nutzt, würden Sie Ihren Versuch, ökologisch zu argumentieren, aufgeben und sich an einer ökonomischen Argumentation versuchen. Ich bin gespannt, wie weit Sie damit kommen.

              Wir können bereits jetzt festhalten: Wenn Europa kalorisch mehr Nährstoffe exportieren wollte als es importiert, dann wird die Stickstoffbilanz durch mengenmäßige Aufrechterhaltung der hiesigen Fleisch-, Eier- und Milchproduktion logischerweise nicht besser, sondern gravierend schlechter. Da beißt die Maus keinen Faden ab, den sie an die zu kurze Bettdecke dransticken könnte.

            • Mark Rössler sagt

              ADT, Sie drehen sich im Kreis.

              Nicht überall wächst Brotweizen in ausreichender Menge, daher ist es eben sinnvoll im klimatisch bevorzugtem Europa Brotgetreide anztubauen und zu exportieren.

              Und die Qualitätsbestimmung beim Brotweizen hat einige Parameter mehr, Protein ist einer.
              Sorry, Sie schreiben sich die Finger wund, nutzen Sie diese Zeit lieber, um sich in solche Themen einzulesen.

            • Mark Rössler, ich drehe mich Kreis? Und Sie?

              Ich schrieb in dem langen Beitrag in dieser Spalte, dass bei einer Reduktion der Intensiverzeugung tierischer Produkte und deren Verzehr in Europa, wofür sich vielleicht das “Forum grüne Vernunft” (auch) einsetzen sollte, die Getreidepreise sinken würden. Dies führt dazu, wie ich auch ausführte, dass in Europa zwar insgesamt weniger Ackerbau betrieben würde, aber zugleich – da Veredelungsverluste zum Teil wegfallen – auch mehr exportiert würde und sich mehr arme Menschen Getreide leisten können (meint auch: kleine Zwischenhändler und Endverkäufer im abgelegenen Dorf, die es dann dort auch absetzen können).

              Sie hingegen schrieben oben zu Zenzis Hinweis auf mangelnde Verteilunggerechtigkeit:

              “Die Verteilung von Lebensmitteln an Kleinbauern würde keine Probleme lösen sondern eher verschärfen, wozu sollen die dann noch Landwirtschaft betreiben?”

              Jetzt sagen Sie:

              “Nicht überall wächst Brotweizen in ausreichender Menge, daher ist es eben sinnvoll im klimatisch bevorzugtem Europa Brotgetreide anztubauen und zu exportieren.”

              Habe ich vorher etwas anderes gesagt? Nein, ICH nicht.

              Man muss nicht nur lesen, sondern es auch verarbeiten können. lol! Und jetzt machen Sie sich bitte weiter auf der Facebookseite des Bauernverbands Schleswig-Holstein schlau. Das sind die Schlauesten!

            • Mark Rössler sagt

              Sie haben geschrieben, “wir kaufen den Futterweizen weg, den ja arme Menschen essen könnten…”

              Ich denke, es ist besser die Menschen mit Brotweizen zu versorgen, damit die sich ein Brot oder Fladen backen können, das geht nun mal nicht sonderlich gut, wenn die Fallzahl des Weizens im Keller ist.

              Und daher ist es sinnvoll Futtergetreide, in den Viehtrog zu geben, ansonsten könnte man diesen auch verbrennen…
              Nahrungprobleme wird man damit nicht lösen aber das vegane Gewissen beruhigen.
              Was soll mit den ganzen anderen Reststoffen, die anfallen passieren? Backt der Herr Anwalt sich da einen Rapskuchen draus?

              Die Diskussion passt hier eh nicht hin, Weizen wird kein Vitamin A Problem lösen.

            • Falschzitat, jetzt biegen Sie sich meine Aussage zurecht. Ich habe geschrieben, ich wünsche mir, “dass den Armen weniger Getreide zur Verfütterung an Tiere weggekauft wird. … Das können arme Menschen aber nur, wenn es weniger Konkurrenz auf den Weltmärkten durch nachfragestarke Tierhalter gibt, die in Deutschland und Europa im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße zahlreich vorhanden sind.” Selbstverständlich wird an Tiere auch Brotweizen verfüttert.

              Verfüttern Sie Reststoffe doch an Tiere. Die Tierhaltung wird wohl nicht von heute auf morgen komplett abgeschafft sein; auf so ein Argumentationsnivau von Träumern begebe ich mich nicht. Ansonsten können Sie aus Reststoffen auch Dünger (Kompost) herstellen. Verlangt auch ein paar Arbeitssschritte, ist aber gut für die Bodenstruktur und den Humus.

            • Mark Rössler sagt

              Reststoffe werden hervorragend durch den Tiermagen zu wertvollem Dünger, der gut für den Humusgehalt ist.

              Aufwendige Aufbereitung durch Kompostierung und solchen Ideen kosten Energie und verringern das Angebot an Lebensmitteln.

              Und noch mals, was soll mit nicht backfähigem Getreide passieren, laut Ihrer Aussage kann man das ja bestens essen…

            • Es ist nicht jedes Land ein “Brotland”. Aus Mais, Reis, Kichererbsen und Kartoffeln kann man auch kein Brot backen, gibt trotzdem schmackhafte Gerichte damit, z.B. Falafel mit Weizenkörnen. Aus Kichererbsen und Mais kann man sogar Teig herstellen. Kichererbsenteig (socca) ist ein Traditionsgericht in Südfrankreich. Auch hier geben ganze Weizenkörner darin eingearbeitet den Biss. Je härter desto besser. 😉

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              >>Ich schrieb in dem langen Beitrag in dieser Spalte, dass bei einer Reduktion der Intensiverzeugung tierischer Produkte und deren Verzehr in Europa, wofür sich vielleicht das „Forum grüne Vernunft“ (auch) einsetzen sollte, die Getreidepreise sinken würden. Dies führt dazu, wie ich auch ausführte, dass in Europa zwar insgesamt weniger Ackerbau betrieben würde, aber zugleich – da Veredelungsverluste zum Teil wegfallen – auch mehr exportiert würde und sich mehr arme Menschen Getreide leisten können<<

              Die Frage wäre, ob noch der Getreideanbau wirtschaftlich zu betreiben wäre, wenn das Getreide billiger werden soll. Vermutlich reit sich der jetzige Getreidebauer in die Riege ein, die ihren Betrieb aufgegeben haben.

            • Paulus sagt

              @AdT
              Weiß jetzt nicht ob es noch gelingt auf deinen Beitrag einzugehen, dazu ist die Legende schon zu lang.
              Von wegen „Aus Mais, Reis, Kichererbsen und Kartoffeln kann man auch kein Brot backen.“
              Man glaubt gar nicht womit man so alles Brot in gleicher Konsistenz und Form eines Kastenbrotes backen kann. Sehr schmackhaft, vegan und abseits jeglicher industrieller Massenprodukte. Eine Freundin von uns ist experimentierfreudige Ökotrophologin und hat da richtig was drauf. Was die an Broten schon so alles gezaubert hat ist beachtlich.
              Ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass ich z.B. frisch gebackenes Brot aus Mais/Kartoffelteig mit einem Belag aus jungen gedämpften Brennnesseln und was sonst noch so an völlig Unscheinbarem im Garten zu finden ist essen würde.
              Hallelujah, das war Sterneküche!

            • Das ist sehr interessant, Paulus. Was für mich ein “Erweckungserlebnis” war: rohvegane Küche. Die Rohkostidee (Nährstofferhalt, Pre-und Probiotika u.a.) finde ich eigentlich Quatsch; ich mag keine esoterischen Tendenzen. Aber verdammt interessant, was da gezaubert wird, von der Vorspeise bis zu süßen Nachspeisen und richtigen Pralinen und Eis. Nix Salat und Gemüse. Kann man mal ausprobieren, wenn man keine ideologischen Scheuklappen hat; der etwas ängstliche Fleischesser kann sich ja vorsorglich den nächsten Bulettenstand im Iphone markieren. Was ich auch witzig fand: Palma de Mallorca ist ein wahres Eldorado vegano 😉 . In ganz vielen nicht explizit veganen, sondern normalen Restaurants gibt es nicht eine vegane, sondern 5 bis 6 vegane Optionen. Aber jetzt sind wir vom Thema ab…

            • Stadtmensch sagt

              Bitte etwas konkreter! Wo ist der Humus hin? Warum ist er verschwunden? Es ist nicht damit getan, den Kulturpflanzenbau zu optimieren und dabei die Energie- und THG Bilanz des Gesamtsystems zu vernachlässigen. Oder anders: man kann auch zu Rainfarn und Kartoffelkäfer forschen. Das findet aber nicht statt! Warum nicht? Kein Konzerninteresse? Warum keine offenen Debatte? Konzerne stehen sich bei Innovationen zunehmend selbst im Weg…

          • Ich seh das so sagt

            @Stadtmensch
            Selbiger Tucholsky sagte aber auch: “Toleranz ist der Verdacht, daß der Andere Recht hat”.
            Es ist schon auffallend, daß jene Meinungsgruppen, die die Toleranz immer vor sich hertragen und anderen predigen, bei Themen, die ihnen so gar nicht in den Kram passen, auch plötzlich von der Toleranz nichts mehr wissen wollen. Und am Beispiel der EKD nicht mal von einem Gespräch bzw. einer Diskussion.

            Die Tatsache, daß Probleme vielschichtig sind, ist so neu ja nun wieder nicht. Jedem Landwirt der öffentliche Agrardiskussionen verfolgt fällt aber auf, daß die viele Probleme-1 Lösung-Superhelden ja gerade so durch die Medien flitzen (meist fachlich leider supernackt).

            Ich frage mich dann schon, warum man etwa im Falle Golden Rice von Europa aus den Menschen erzählt, wartet noch bis bei euch alles strukturellen Probleme gelöst sind (so als gäbe es in Europa irgendein Land wo es keine strukturellen Probleme gibt), vorher verbieten wir euch aber den Anbau, ja selbst den versuchsweisen Anbau um Erfahrungen damit zu sammeln und es wissenschaftlich fundiert zu begleiten (da hätte Europa ggf. wirklich was beizutragen).

            • Stadtmensch sagt

              Ein Kommentar dazu hängt leider in der Warteschleife. Ansonsten haben sie recht. Tucholsky hatte es aber nicht so mit der Kirche: “Kirche und Wolkenkratzer”

              Zitat aus einem “VT-Blog”:
              ” Wieso produziert eigentlich der stramm konservative anti-gay-marriage-Sender FOX den feuchten Traum des linksliberalen Amerikas, fragte ich meinen Kumpel in Ohio.
              „It’s all about business“ lautete die trockene Antwort.
              Für Geld machen die alles.
              Der Weltbildverlag gehört der katholischen Kirche und vertreibt Pornos, der Vatikan investierte in Firmen, die Kondome und Antibabypillen herstellen.
              Wenn es ums Geschäft geht und man was verdienen kann, werden die eigenen rechtslastigen Überzeugungen gern vergessen.”

          • Dorfmensch sagt

            Hallo Stadtmensch,

            das Buch von Frank Uekötter kann doch nicht als seriös angesehen werden (z. B. selektive Quellenwahl).

            • Stadtmensch sagt

              Soll das ein Witz sein? Auf jeder der 450 Seiten tauchen mindestens 6 Fußnoten mit Quellenangaben auf. Das Literturverzeichnis ist 80 Seiten lang. Es ist ein Sachbuch über die Entstehung des agrarischen Wissenssystems, das mittlerweile im Agarindustriellen Komplex kulminiert ist. Einem Selbstläufer, der nicht mehr zu stoppen ist. Das einzige, was mich stört ist, dass der gute Herr Doktor die DDR Landwirtschaft vergessen hat. Wer Zeitgeschichte lieber in belletristischer Form genießen will, kann ja “Bauern, Bomben und Bonzen” lesen. 😉

            • “Der/die/das [Autor und Titel der Veröffentlichung] kann doch nicht als seriös angesehen werden (z. B. selektive Quellenwahl / Autor(en) haben eine auf sie ausgestellte Spendenquittung vom BUND in einem Kölner Brauhaus liegen lassen / dort ein veganes Gericht bestellt / einem Peta-Bunny auf der Kö hinterhergepfiffen [Mehrfachangaben mölglich]).”

              Aus: “Argumente satt für den Landwirt ohne Argumente, der doch mal gefragt wird”.

              Erkennst Du schon daran, dass der Kommentar völlig gedankenarm, ja begründungslos ist. 🙂

  10. Ottmar Ilchmann sagt

    Ich könnte jetzt in all die Reaktionsschemata verfallen, die du, lieber Willi, von mir und meinesgleichen erwartest. Das verkneife ich mir, denn auch ich bin dieser Diskussionen müde. Ich gebe nur eins zu bedenken: So uneigennützig, wie du glauben machen willst, ist der Einsatz des Forums und im besonderen von Herrn Rehberger natürlich nicht. Es geht auch nur vordergründig um den Goldenen Reis; aus dem Brief an die EKD geht ja ganz klar hervor, dass die grüne Gentechnik allgemein Thema des Dialogs sein soll. Und da geht es letztendlich um handfeste wirtschaftliche Interessen der Mitglieder des Forums und der Konzerne, die sie vertreten, siehe Kommentar von Detmar Kleensang auf Topagar online zu diesem Thema. Nun kann ja in unserer Gesellschaft jeder seine eigenen wirtschaftlichen Interessen vertreten, das ist legitim, nur ob er dazu ein Mittel wie den Hungerstreik einsetzen sollte, das als letzte, verzweifelte Form des Widerstandes gegen übermächtige, lebensbedrohende Repression gilt, das stelle ich in Frage. Ich finde diese Aktion schlicht unangemessen!

    • Bauer Willi sagt

      Ja, Ottmar, auch ich bin es müde, dass solche Diskussionen immer wieder auf die wirtschaftlichen Interessen von Konzernen reduziert werden und damit jede Diskussion von vorneherein “abgebügelt” wird. Siehe auch den Artikel “Handbuch für Kampagnen”. Ich persönlich halte die Einkreuzung von Resistenzgenen (Krautfäule) von Wildkartoffeln in Kulturkartoffeln für eine sinnvolle Anwendung. Auch für Bio-Bauern! Grüne Gentechnik kann aber in unserer Gesellschaft nicht mehr (ideologiefrei) diskutiert werden. Die EKD verweigert den Dialog. Und das empfinde ich als zutiefst undemokratisch. Daher dieser Artikel.

      Die Forschung an der resistenten Kartoffel wurde von der Uni Wageningen gemacht, also von keinem “bösen” Konzern. Es gibt auch Anwendungen von Gentechnik, die ich nicht befürworte, weil sie in der Tat rein kommerziellen Interessen dienen. Warum keine differenzierte Betrachtung? Es gibt zwischen Schwarz und Weiß noch viele Farben…

      Bauer Willi

      • Ottmar Ilchmann sagt

        Ich wollte die Diskussion nicht auf die wirtschaftlichen Interessen von Konzernen reduzieren, sondern nur darauf hinweisen, dass diese entgegen der von dir betonten Uneigennützigkeit beim Forum grüne Vernunft sehr wohl eine Rolle spielen.

        • Mark Rössler sagt

          Und finanzielle Interessen mit “Gegen Gentechnik” gibt es bei Greenpeace, BUND und Co nicht?
          Ich war der Meinung, dieses Thema bringt sehr wohl finanziellen Segen für diese Lobbyvereinigungen.

          Wenn wir so in Deutschland weiter machen, dann verblödet das Volk, Aufklärung wird nur noch von Unternehmen betrieben, was dann auch wieder kritisiert wird…
          Dürfen Unternehmen das nicht mehr machen, wenn es nicht in das persönliche Weltbild passt?

          • Das hat Herr Ilchmann doch alles gar nicht gesagt. Weder dass Greenpeace und BUND keine finanziellen Interessen verfolgen würden (was hieße das für die Argumente?), noch dass Unternehmen – ich formuliere es neutraler – sich zu gesellschaftlichen Themen mit Bezug zu ihrem Geschäftsfeld äußern dürften.

            Muss man immer ins Lagerdenken verfallen und jemanden, der etwas äußert, was man einem angenommenen Lager zuschreibt, mit diesem angenommenen Lager gleichsetzen? Man kann es so viel einfacher haben. Einfach bei der Sache bleiben. Und wenn es der tatsächlich oder vermeintliche Gegner nicht tut, ist man eben der erste, der es tut, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass man damit nicht der letzte ist.

            Fühlen Sie sich nicht allein angesprochen, Herr Rössler. Diesen Einwand kann man bei vielen erheben, vielleicht vereinzelt auch bei mir.

            • Ich seh das so sagt

              Aber sie, ich, wir reden/diskutieren hier wenigsten miteinander.
              Und ich denke, es sollte halt irgendwann auch mal dazu kommen, daß nach einer so langen Zeit öffentlicher Diskussion auch mal Entscheidungen getroffen werden (müssen). Vermutlich sogar von der Politik. Und wenn es ganz super läuft, sollten die auch noch faktenbasiert statt emotionsgeschwängert sein.

      • Paulus sagt

        @ Willi
        Und schon kommt so ein Bekloppter wie ich und erzählt so ganz nebenbei was von Auftragsforschung an der Uni Wageningen.
        Das wird von bestimmter Seite dankbar aufgegriffen und schon läuft es wieder aus dem Ruder. Ob es sich tatsächlich um ein drittmittelfinanziertes Forschungsprojekt handelt oder nicht oder nur mit einem marginalen Anteil an Fremdmitteln finanziert wird, spielt keine Rolle.
        Die Debatte um GVO kann man drehen und wenden wie man will, sie wird nicht sachlich wissensbasiert sondern weitgehend emotional geführt. Das scheint mir das eigentliche Dilemma zu sein.
        Bei der Anwendung von Gentechnik in der Pharmazie und Medizin indes schweigen die moralischen Instanzen, egal welcher Konzern dahinter steckt.
        Ottmar Ilchmann hat mit seinem Beitrag ziemlich gut ins Nest gestochen.

      • Paulus sagt

        @Willi
        Und schon kommt so ein Bekloppter wie ich und erzählt mal so ganz nebenbei was von Auftragsforschung an der Uni Wageningen.
        Das wird von bestimmter Seite unkritisch aufgegriffen und schon läuft es wieder aus dem Ruder. Ob es sich tatsächlich um ein drittmittelfinanziertes Forschungsprojekt handelt oder nicht oder nur mit einem marginalen Anteil an Fremdmitteln finanziert wird, spielt keine Rolle.
        Die Debatte um GVO kann man drehen und wenden wie man will, sie wird nicht sachlich wissensbasiert sondern weitgehend emotional oder gar ideologisch geführt. Das scheint mir das eigentliche Dilemma zu sein.
        Bei der Anwendung von Gentechnik in der Pharmazie und Medizin indes schweigen alle moralischen Instanzen, egal welcher Konzern dahinter steht.
        Ottmar Ilchmann hat mit seinem Beitrag ziemlich gut ins Nest gestochen.

        • Bauer Willi sagt

          @Paulus
          und genau so sehe ich das auch. Von der Suche nach einem Konsens ist da nicht viel zu spüren. Auch hier läuft es, wie es immer läuft… Eigentlich schade, aber es ist immer einen Versuch wert.
          Bauer Willi

  11. Warum kein Mangelernährungsstreik?

    Jedenfalls wird Nötigung höher bestraft als Hausfriedensbruch. Aber warum nicht. Hängt vom Einzelfall ab, solange Herr Rehberger nicht auf einem zentralen Kirchplatz kampiert und keinen Waschstreik integriert…

    Es wird nur lustig sein zu sehen, wie sich einige mit ihren früheren Aussagen zur grundsätzlichen Problematik vorsätzlicher Rechtsverletzungen verheddern…

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