Bauer Willi
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Enttäuschung, Zorn, Angst…

Was passiert mit der Landwirtschaft in den nächsten Jahren?

Nachdem jetzt die Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen vorliegen, gehen mir viele Gedanken durch den Kopf. Es ist eine Mischung von Enttäuschung (ich habe mich mit meinen Erwartungen getäuscht), Zorn (warum habe ich nur so gewählt?) und Angst (wie soll ich das alles in meinem Betrieb noch gestemmt kriegen?)

Ich muss jetzt mit Bedauern feststellen, dass keine der  Parteien, auch nicht die Oppositionsparteien, offensichtlich ein Interesse daran haben, den Landwirten eine Verschnaufpause von immer neuen Gesetzen, Regelungen und Auflagen zu gönnen. Dabei hatte ich so darauf gehofft. Statt dessen wird wie bisher jede Woche eine neue Sau durchs Dorf getrieben, doch es ist keine Meldung dabei, die uns Landwirten wieder Mut macht, uns aus dem Kreuzfeuer der Kritik herausnimmt. Im Gegenteil: Jedem neuen Trend, jeder Meldung einer agrarkritischen Organisation wird nachgelaufen und überlegt, wie man auch diese Wählerschicht noch bedienen kann.

Das gleiche Ziel verfolgen auch unsere Kunden, der Lebensmitteleinzelhandel. Ob nun Aldi oder Lidl, jede Kette “erfindet” derzeit ein eigesnes Label, das sich natürlich vom Wettbewerber unterscheidet. Und mal wieder kommt der Minister zu spät. Statt dessen wird (mal wieder) eine Bio-Bauern-Quote von 20% angekündigt. Diesmal für 2030. Die gleiche Zahl hatte schon Renate Künast angekündigt, allerdings für 2020. Daraus ist ja auch nichts geworden. Weil eben der Markt entscheidet und nicht die Politik. Genau so wie bei den Preisen, die auch nicht von der Politik gemacht werden, auch wenn immer wieder von “fairer Entlohnung” gesprochen wird. Leere Worthülsen, Sätze für die Galerie. Und die die Politiker selbst nicht mehr glauben. Denn derzeit sind die Preise für nahezu all unsere Waren auf Talfahrt. Und das Kartellamt sorgt mit dafür, dass das auch weiter so bleibt.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Verhandlungsführer müde und erschöpft sind nach Jamaika und Sondierung. Und genau das merkt man dem Ergebnis auch an. Es ist ein Sammelsurium an faulen und halbgaren Kompromissen. Zusammengeschustert, um nur ja die Koalition zustande kommen zu lassen und eine Regierung präsentieren zu können. Es ist keine klare Linie erkennbar, und das finde ich persönlich das Schlimmste. Ich weiß nicht, was die Parteien mit uns Landwirten vorhaben. Und damit meine ich nicht nur die GroKo sondern alle. Und eine Alternative gibt es auch nicht, denn die Dampfplauderer der AfD, die ihr Fähnchen nur nach den Wutbürgern drehen, sind alles andere als eine Alternative. Das sind in meinen Augen Rattenfänger.

Wie soll ich also meinen Betrieb weiterentwickeln? Was soll ich meinem Nachfolger raten, an den ich in ein paar Jahren der Betrieb übergeben möchte? Oder sollen wir auch weichen, den Betrieb “verkloppen”, solange noch jemand einen vernünftigen Preis dafür zahlt? Oder soll ich auf Bio umstellen? Unser Sohn hat es ja gerechnet. Dann würden der Gewinn zu 100% aus staatlichen Transferzahlungen kommen, statt bisher “nur” 40%. Das ist doch keine Basis für die nächsten 30 Jahre, also die nächste Generation. Und es tauchen ja jetzt schon die ersten Schreier auf, die die “Massentierhaltung” im Bio-Bereich torpedieren wollen. Oder Behörden, die für mobile Hühnerställe eine Baugenehmigung fordern. Leben in Deutschland eigentlich nur noch Bekloppte? Oder bin etwa ich der einzige Unnormale? Und merke es nicht?

Vielleicht könnt ihr mir ja zumindest die letzte Frage beantworten…

Ach so, gerade lese ich, dass Oettinger das Agrarbudget kürzen will, die Mercosur-Verhandlungen uns noch mal 100.000 t mehr Rindfleisch bringen sollen und die Börse für Raps weiter fällt. Und ich muss noch die Dünge-Vorausplanung  machen… und lochen, abheften…

Ein heute etwas frustierter und vorübergehend mutloser

Bauer Willi

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164 Kommentare

  1. Reinhard Friedrich sagt

    Lieber Bauer Willi meine Gemütslage war am Sonntag genau so wie Deine. Nur meine Flächen werde ich auf keinen Fall aufgeben, auch ich sie nicht mehr bestmöglich nutzen kann.

  2. JimBob sagt

    Tja Bauer Willi,
    da haben Sie ihren eigenen alten Text zu Folgenabschätzung selbst nicht verstanden.

    Sie wählen diejenigen, die Ihnen Steine in den Weg schmeissen und denken ans aufhören und ans “verkloppen” von Grund & Boden.

    Und? wer freut sich darüber? das Sie freiwillig ihr Acker, Grund & Boden hergeben?

    Genau dieselben Partei(en) die Sie gewählt haben. Und jetzt fragen Sie sich warum?
    na ganz einfach, schauen Sie nach Feldmoching, bei München.
    Die Leute brauchen Raum. Verkaufen Sie es nicht freiwillig, wird man halt enteignet.

    Schon schlecht, wenn die Groko ihren Plan hat, 220.000 bis 250.000 Leute pro Jahr ins Land zu lassen und das bei schon jetziger Wohnungsnot….achja… und die Industrie braucht auch noch Flächen. Super 🙁
    Die Regierung hat kein Interresse mehr an Bauern.
    Russland(Stefan Dürr) verkauft ab 100 Euro die Tonne Weizen ab schwarzes Meer.

    Und das geile ist, das bezahlen Sie mit Ihren Steuergeldern alles mit.
    Für das was Sie gewählt haben, finde ich das gerecht.
    Den nur wer hat, den kann noch etwas genommen werden.
    Es ist so gewollt. Von Ihnen.

    wenn es nicht so traurig wäre, würde ich drüber lachen, aber ich schüttle nur den Kopf bei solcher Naivität von Ihnen.

    • bauerhans sagt

      “…schauen Sie nach Feldmoching, bei München.
      Verkaufen Sie es nicht freiwillig, wird man halt enteignet.”

      so schnell schießen die preussen nicht.

    • JimBob sagt

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/groko-was-union-und-spd-bei-steuern-und-finanzen-beschlossen-haben-a-1192302.html

      “Die Grundsteuer, deren Grundlagen derzeit vor dem Bundesverfassungsgericht verhandelt werden, soll auf eine “feste Basis” gestellt werden. Mit der Einführung einer “Grundsteuer C”, die es als “Baulandsteuer” in den Sechzigerjahren gab, soll Städten und Ländern mehr Möglichkeit gegeben werden, mehr Grundstücke für Wohnzwecke verfügbar zu machen”

      so schauts aus.
      Wer darf in Zukunft also mehr zahlen?

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Ich denke mal, dass eine Baulandsteuer nur auf bebaubares Land erhoben werden kann. Hat man ein Grundstück in einem Baulandverfahren, wird es schwierig, das Baulandverfahren zu verhindern.

        Da hilft nur ein Anwalt, der WAS KANN HALT. 😉

      • Lieschen Müller sagt

        Vor allem, wer zahlt das in den Kleinstädten, wo es noch immer Leerstand gibt? Wo die Wohnungsgenossenschaften immer noch fürs Abreissen bezahlt werden? Hoyerswerda zum Beispiel, die Brachen sind doch dann alle im Innenbereich.

    • jimbob sagt

      Eigentlich hätte ich in der Zwischenzeit vom Bauer Willi eine Reaktion/Antwort erwartet.

      Naja. Wahrscheinlich weil er es nicht gelesen hatte, keine richtige Antwort findet oder eben auch keine Lösung

      Na. In 15 Jahren sind wir halt Ausstellungsstücke im Museum.
      Das Essen kommt dann halt alles woanders her.

  3. Aufklärer sagt

    Ich dachte heute darüber nach, wieso Landwirte so einen schweren Stand haben.

    Eigentlich ist es einfach:
    Ihr seid die Sündenböcke dafür, das die moderne Gesellschaft sich entwurzelt und entfremdet hat. Von dieser Ursprünglichkeit, der nahen Bindung an natürliche Lebensvorgänge und ein erhebliches Stück weit von sich selbst und einer realistischen Bindung an das Tier, die dem Landwirt gegeben ist.

    Die Erkenntniss der eigenen Fehlbarkeit und Wurzel in der Moderne weit von jeder Ursprünglichkeit entfernt? Das können sich die Meisten Protagonisten nicht eingestehen.
    Also wird das Entfremdete auf vor allem konventionelle Landwirte projiziert.
    Ihr seid daran Schuld – die andere Seite wäscht ihre Hände in Unschuld – Die andere Seite will ja natürliche Natürlichkeit!

    Aus der Sicht eurer Ankläger entwürdigt der konvi Landwirt die im Grunde heilige Natur.
    Er entwertet sie, mißbraucht sie, beutet sie aus. Das was da als “Verseuchung” wahr genomme nwird, so weit von jeder REalität ist nicht mehr als die Denkfaulheit von abergläubischen Baumschmusern.
    Dieses grundlegende für diese Klientel heilige Verhältniss zur Natur – das dann jeder einzelne eurer Ankläger nach seinem eigenen Gusto aufladen kann.
    Und aus Rache, aus Neid, aus Reflektionsverweigerung und weil ein Sündenbock dafür gebraucht wird, das das Individuum selbst schon lange nicht mehr da ist, wo es sein will: Dafür haut man auf euch ein.

    Dazu schrieb glaub Klaus Alfs letztens etwas, analysierte diesen Naturbegriff. http://blog.klausalfs.de/4539/tand-ist-das-gebilde-von-menschenhand/

    Eigentlich fast schon zu banal, oder?
    Ich meine, das das diesen schwierigen moralisch-ethischen Stand der Landwirtschaft heute wirklich in weiten Teilen erklären kann.

    Bei aller Kritik, die Richtung stimmt mich schon traurig, nachdenklich. Eine Art Glaubenskrieg ohne institutionalisierte Religion?

    Wissenschaftliche Verbände, die sich hier als Gegenpole verstehen und verstanden halten – hab ich den Eindruck – den Ball offensichtlich eher flach?

    Ka, muss man mal weiter sehen. Mehr als Abwarten is nich.

    • Sehr schön, treffend und tiefgreifend formuliert. Aber es scheint mir wirklich in diese Richtung zu gehen. Vermeintlich “normale” Menschen sind soweit entfremdet, dass sie meinen uns sagen zu können was richtig ist. Uns, die wir unser Leben lang, bereits über viele Generationen das Land bewirtschaften….

      • Ja genau,

        das geht bis zur Diskriminierung unserer Kinder in der Schule.

        Übrigens ich Kind aus den 60igern wurde in der Schule auch deswegen diskriminiert, nur wusste nicht warum und konnte mit keinem darüber reden.

        Es ist gut, dass es heutzutage möglich ist.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Als ich Schüler war, habe ich das nicht erlebt. Bei manchen knurrte damals noch der Magen, die wüssten noch, wer das Essen erzeugt.

          • Ich glaube du bist 10 Jahre älter als ich, oder?
            Du hast ja für Kartoffellesen und Rübenverziehen noch Hausaufgabenfrei bekommen, oder?

            Meine Schwiegermutter wurde in der Kleinstadt auch geachtet, weil sie immer einen vollen Tisch hatte und manche Frau aus der Nachbarschaft, die zum Abendessen eingeladen war, weil sie im Feld geholfen hatte, der gestattete sie, dass sie ihre Kinder mitbringen durfte, um sich mal satt zu essen.

            Ich weiß aber nicht wann das war, 1945 oder 1955?

            Mein Bewusstsein hat erst 1960 in einem kleineren Dorf, wo jeder Landwirtschaft hatte angefangen.

            Aber in den 60iger haben ja die Familienväter gut verdient und hatten sogar samstags frei.

            Was meine Schulkameradinnen gemacht haben, stammte ja nicht von ihnen, sondern eher von ihren Eltern, denn sie noch ich konnte damit umgehen.
            1967 wollte ein Junge aus dem Heim bei uns, meinem Vater Landwirt lernen.
            Sein Vormund hat den Lohn und das Taschengeld ausgehandelt.

            Schon wurde ich von den Leuten im Dorf angemacht, wir würden den armen Jungen aus dem Heim nur ausnutzen für so wenig Geld (Er hat natürlich seinen Freunden im Dorf erzählt, wie viel Taschengeld er wöchentlich bekommt)
            die Omas meinten, nun habt ihr ja wieder einen neuen Knecht.
            Da ist mir eingefallen dass meine Oma ein Grab ohne Grabstein pflegte, ja das war unser Knecht von vorm Krieg, aber davon wußte ich ja nichts.

            Waren das nur Neidgeschwätze, wie ihr habt einen großen Schlepper und wir einen kleinen?
            Ihr einen Mercedes mit Anhängekupplung und wir nur einen VW?

            Jedenfalls seid dem hat sich doch die Gesellschaft schon von uns Landbewirtschaftern geistig entfernt. Bestimmt weil die Industrialisierung weiter ging.

            Und wenn das so weitergeht, lassen wir billigen Weizen aus Russland kommen und wir spielen auf den unseren fruchtbaren Böden Golf.

            Wenn das unsere Opa wüssten.

            Ob der Weizen aus Russland dann wirklich nach EU-Richtlinien hergestellt wird?

            Wie wir es wollen?

            In den 90iger hatte ich eine ehrenamtliche Tätigkeit bei der Diakonie.

            Eine Kollegin, Lehrerin,
            15 Jahre älter als ich, war aus Schlesien mit Mutter, Tante und Schwester über Dresden nach Bayern geflüchtet.

            Sie machte mich dafür verantwortlich, dass sie in dem kleinen Bauernhaus, wo sie wohnen durften nicht gut behandelt wurden.
            Die waren ja so geizig, die gaben uns Kindern lieber Bier als Milch.

            Ich fragte, wie groß die Landwirtschaft war und wie viel Kühe die im Stall hatten.
            Und ob die Kühe auch die Ackergeräte ziehen mussten.

            Da war sie überfragt, aber sie dachte, dass die Kühe auch den Wagen ziehen mussten.
            Ich fragte noch, ob der Bauernhof heute noch da ist.
            Eine Kollegin, auch Lehrerin, bekannt mit meiner Schwiegerfamilie hielt bei mich.

            Ich sagte nur unser Bauernhof wird als Bauernhof noch bewirtschaftet und wir hatten im Krieg wohl 10 Kühe im Stall und die Ackergeräte wurden von Pferden gezogen.

            Vielleicht habe ich noch zuletzt gesagt, dann hätten sie sich einen größeren Bauernhof aussuchen müssen, wo sie hin flüchten konnten.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Da man eine Frau nie nach den Alter fragen darf, kann ich nicht sagen, ob ich 10 Jahre älter bin. 😉

              Zu Rüben hacken und Kartoffelnauflesen habe ich nie freibekommen, bei uns waren die Betriebe klein, da wurden die Kartoffeln halt nachmittags geerntet, zum Rübenverziehen half als eine Nachbarin und eine Tante.

              Heutzutage ist es halt so, dass Lebensmittel bis zum Abwinken vorhanden sind, das nutzen viele kleinen Scheißer aus, um der Landwirtschaft an das Hosenbein zu pinkeln, kleine Scheißer die sonst nichts zu sagen haben.

              • Na klar

                Schulfrei habe ich auch nicht genommen, ich glaube das wäre auch nicht gestattet.
                Und die Jungen aus dem Heim sind auch vormittags zur Schule gegangen, sie hatten nur Hausaufgabenfrei,
                aber wir Kinder vom Dorf nicht.
                Wir mußten sie abliefern.
                auch die großen Jungen, denn die haben das mal als Ausrede genommen und da erklärte die Lehrerin, dass das heutzutage, in den 60igern nicht mehr gestattet ist.

                Aber es kann sein, dass es für alle Kinder in den 50igern noch so war, ich weiß es nicht.

                Jedenfalls haben ab da, den 60igern die normale Bevölkerung von der Landwirtschaft keine Ahnung mehr, sie hatten ja anstrengende Berufe in der Industrie.
                Und damit müssen wir umgehen.

                Was hatten in den 70igern die jungen Familienväter so billige Kartoffeln aus der Heide gekauft und in ihr neues Betonhaus gekippt.
                auf Ihre Mütter hatten sie ja nicht gehört, die gewarnt hatten das nur die robuste Sorte als Speisekartoffel lagerfähig sind, aber die waren ja teurer von Bauern aus der Nachbarschaft. Und was die jungen Männer weiter nicht wußten, dass man in den warmen Betonkeller, wo die Heizung durch geht, keine Kartoffel lagerfähig ist.

                Also ein Industriearbeiter kann was anderes, aber nicht mit der Natur umgehen und ihre Gesetze respektieren, noch nicht mal im eigenen Haus.
                Und so einer will den Landwirten, nur weil er sich Bauer nennt, bevormunden?

                Landwirt ist ein anderer Beruf, der mit dem Land umgehen kann und es bewirtschaften kann. Muß man auch extra lernen und oder studieren.

                Und wer sich dafür interessiert, der kann sich ja informieren. Es gibt Tag des offenen Hofes und Informationsmöglichkeiten.

                Jedenfalls hat sich die Landwirtschaft geändert und viele Modernisierungen durchgemacht, seit Oma da mal geholfen hat und die Kartoffelsorten noch kannte.

                Wie die anderen Berufe auch,
                das müssen auch die “kleinen Scheißer” berücksichtigen, sonst machen sie ja kund, dass sie “leine Scheißer” sind, denn wenn nicht, dann hätten sie es ja nicht nötig, oder Ehemaliger Landwirt?

          • Ich denke mal, weil es uns später so gut ging und wir nicht mehr so viel Geld und Zeit an die Beschaffung der Nahrungsmittel verwenden brauchten, wurden die Leute hochnäsig, denke ich. Es wurde mehr auf Mode und anderen Konsum Wert gelegt und war stolz nicht mehr wie ein einfacher Bauer im Dreck zu wühlen und Kartoffel zu lesen, wie es die eigene Großmutter auch noch getan hat.

            Man war als Industriearbeiter weitentwickelt und gebildeter, aber dass es in der richtigen Landwirtschaft auch so war, dass hat man nicht gesehen.

            Aus Überdruss musste man dann auch noch Markenklamotten anziehen, denn sonst mußte man sich ja schämen.

            Also wurde unser Denken von der Industrie gelenkt. Nämlich von der Natur abgelenkt.

            Ist das richtig?
            Was würde E. Kant dazu sagen?

            Und unsere Politiker erst mal?

  4. Birgit Schaffrath sagt

    Ich bin verwirrt.Ein solches “sich von der Seele”reden von “Bauer Willi”?Ich kenne ihn doch ansonsten nur ausgeglichen und mit jedem noch so schrägen Hansel dialogbereit und ruhig.
    Solange die Landwirte sich untereinander noch die Augen ausstechen wird sich GARNIX ändern.Die meisten warten doch darauf,daß der Nachbar aufgibt…..Und die Pachtpreise werden ins unsinnige getrieben,in der Hoffnung,der andere möge das Handtuch werfen.

    • Bauer Willi sagt

      Tja, Birgit, hier entdeckst Du gerade eine andere Seite von “Bauer Willi”. Aber warte nur auf morgen, da ist meine depressive Phase wieder vorbei 🙂
      Willi, der Bauer

  5. Verpächter Piet sagt

    Moin Willi, leider habe ich auch keinen guten Rat ausser so weiter machen, das wird schon! !!!

      • Gründest Du jetzt selber eine Partei? Da warte ich eigentlich drauf. Wie wär’s mit “Die Realisten”? Oder “Die Pragmatiker” Das Parteiprogramm steht unter dem Motto “Zurück zur Realität”. Bis zu den nächsten Wahlen könnte man das noch hinkriegen.Die einzige Partei, mit der “Die Realisten” bzw. “Die Pragmatiker eventuell koalieren würden, wäre die FDP.

        Dann wird erst mal vier Jahre Oppositionsarbeit gemacht, um den politischen Laden gründlich kennenzulernen. Außerdem muss man noch eine hübsche Farbe suchen. Die Spektralfarben sind zwar alle schon vergeben, aber ich schlage eine Mischung aus warmen Erdfarben vor. Terracotta oder so.

  6. Mark Rössler sagt

    Klare Worte,
    Deine Gedanken stecken sicher in dieser Form momentan in den meisten Landwirten,
    auch in mir.

    Es stellt sich mir die Frage, wie die Perspektive für die nächsten 10 Jahre aussieht, wie die langfristige Betriebsplanung grob aussehen muss.
    Ich habe da nicht wirklich einen Plan, der nicht durch irgendwelchen Populismus wieder kurzfristig zerschlagen wird.
    Eigentlich war die Betriebsentwicklung Richtung Striptill, Digitalisierung angedacht. Weitere Investitionen lagen eigentlich mit der Diskussion um die Zulassung von Glyphosat in der Warteschleife seit 2 Jahren, nun sieht es kein bischen besser aus. Also abhaken und sich mit dem Thema intensive Bodenbearbeitung befassen – leider.
    Eigentlich war der Weg zur ganzjährigen Begrünung der Flächen, mit Zwischenfrüchten und anschließender Schlitzsaat, auch bei Getreide der Plan, nun sieht es ganz anders aus. Zwischenfrüchte werden auf das Minimum zurück gefahren.

    Bedauerlich wie mit allen Landwirten von Seiten der NGOs, Medien und anschließend Politik umgegangen wird, das hat langfristige Konsequenzen. Leider nicht nur beim Strukturwandel auch der Umweltschutz und die Kulturlandschaft bleibt auf der Strecke.

    • sonnenblume sagt

      So war und ist der Plan auch bei uns. Wir versuchen das System – Schlitzsaat – auch ohne Glyphosat umzusetzen, d.h. wir sind dabei, selber eine entsprechende Mechanik zu entwickeln. Wir werden den Boden auf keinen Fall durch permanente mechanische Bearbeitung ruinieren. Zum Glück haben wir einige Mitstreiter und arbeiten auch schon seit einiger Zeit an dem Projekt. Wenn wir die Tierhaltung unter den Umständen vielleicht auch nicht fortführen können, so soll wenigstens der Boden von den Folgen einer verfehlten Politik verschont bleiben.

      • Mark Rössler sagt

        Es bedeutet ja nicht, dass alles mit Glyphosat abgespritzt wird, das ist ja auch unnötig.
        Nur möchte ich den Wirkstoff als Sicherheit in der Hand haben und auf andere Wirkstoffe der einzelnen Kulturen werde ich nicht zusätzlich zurück greifen, dann ist das Problem mit resistenten Unkräutern in wenigen Jahren nicht mehr beherrschbar. Da wird dann anschließend auch kein Pflug mehr helfen.

  7. Altbauer Jochen sagt

    Zu all den Knüppeln die uns da zwischen die Beine geworfen werden
    will die EU auch noch die Fördermittel für unsere ländlichen Räume
    entziehen.
    Wenn wir dann mit der Schnauze im Dreck liegen können wir
    wenigstens den Politikern den Körperteil zeigen den sie verdient haben .

  8. Schmeckt gut sagt

    Genauso habe ich auch gleich gedacht und reagiert, nachdem die ersten Ergebnisse der Groko-Verhandlungen, die Oettinger-Bekanntmachung und die zu erwartenden Ergebnisse zum Mercosur-Abkommen bekannt wurden. Danke, Willi, dass du es wieder so auf den Punkt bringst. Wir haben den schönsten Beruf der Welt und die ganze Vorfreude auf die Vegetationszeit (hellgrüne, junge Blätter, Frühlingsduft, später die Blüte…) wird so kaputtverhandelt. Wo sind die Perspektiven für die Betriebe? @Ekkehard und Kirsten: erzählt doch nicht immer, dass die deutschen Betriebe nur ihre Erzeugung anpassen müssen (runterfahren) und anschließend alles gut wird. U.a. Brüssel arbeitet doch schon an den Ersatzlieferungen. Oder sollen wir Bauern auch noch die Grenzen mit Traktoren zustellen?

  9. Peter Wolf sagt

    In Deutschland Glyphosat verbieten, aber immer mehr genveränderte und glyphosatgespritzte Lebens- und Futtermittel aus Übersee importieren, das ist die Sackgasse unserer deutschen Landwirtschaft,

  10. Kirsten Wosnitza sagt

    Willi, wir Landwirte sind auch Unternehmer. Wie alle anderen Unternehmer in der Wirtschaft werden auch wir mit sich ständig ändernden Anforderungen der Gesellschaft und des Marktes konfrontiert. Da kann man sich in selbstmitleid und Jammern ergehen oder man kann einzeln und oder gemeinschaftlich reagieren.

    Aus Deinem Post lese ich keine Suche nach Lösungen, sondern den Rückzug in einen Opferhaltung. Das hilft vielleicht kurzfristig, bringt uns aber weder persönlich noch betrieblich noch als Branche voran. Im Gegenteil. Es lähmt und schwächt und bringt so denen noch weitere Vorteile, die davon profitieren, dass wir Landwirte und passiv verhalten während andere ihre Vorteile weiter ausbauen.

    Warum reagierst Du so? Aus Deiner persönlichen Situation ist das nicht zu erklären, denn Du selbst musst von der Landwirtschaft nicht leben. Warum redest Du uns Bauern diese Mutlosigkeit ein? Willst Du uns aufbringen und Feindbilder schaffen und stärken? Zu wessen Vorteil? Willst Du Beifall von denjenigen Bauern, die mutlos sind aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage und jetzt nach einem Schuldigen suchen, damit sie ihre wirtschaftliche Misere irgendwie erklären können und sie kein Selbstzweifel befällt?

    Mit genau solchen Posts treibst Du die Bauern immer weiter in ihre Opferecke. Und natürlich wächst damit ihre Sehnsucht nach starken Rettern. Die mal so richtig bei den “Feinden”in der bösen Gesellschaft, bei den Verbrauchern (die genau so wie sie selbst einfach nur bei Aldi kaufen), den bösen Politikern und vor allem bei der bösen Presse gegenhalten.

    Diese Opferhaltung ist die allerschlimmste, weil sie die Bauern schwach macht.

    Natürlich könnten sie etwas tun. Sie könnten selbst für ihre Interessen eintreten und das nicht immer irgendwelchen Funktionären überlassen die ihnen erzählen was gut für sie ist. Sie könnten kritisch sein, wenn ihnen erzählt wird, was man alles nicht ändern kann. So ein Quatsch. Andere nehmen massiv Einfluss auf die Politi. Sie könnten aktiv werden in ihren Verbänden und Genossenschaften. Und sie könnten sich für faire Rahmenbedingungen am Markt einsetzen. Denn es wird sehr wohl AN der Landwirtschaft verdient, nur nicht IN der Landwirtschaft.

    Sorry Willi, aber ich verstehe nicht, warum Du mit solchen Postings den Frust der Bauern noch verstärkst.

    • Kerstin Wosniza, in deinen Ausführungen fehlt mir nur noch das bei Politikern und Ideologen übliche Totschlag-Argument gegen dem Bauer
      Willi. ich brauch sie dir ja nicht benennen, sie sind dir sicher geläufig.
      hast dich nur nicht getraut sie zu gebrauchen.Winter

    • Schmeckt gut sagt

      Kirsten, tut mir sehr leid,sagen zu müssen: Das ist Blabla. Was habt ihr (hast Du) konkret bisher erreicht? Es wird darüber gesprochen? Ernsthaft? Wirkliche Hilfe von der Politik sieht doch wohl anders aus. Und ich habe es schon ein paar mal gesagt. Die Gelder aus der Politik werden immer versprochen, sind aber schon lange woanders verplant.

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