Bauer Willi
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Die Bürger-Greening-Prämie kommt

Die Greening-Prämie für Landwirte hat das Ziel die Biodiversität zu erhöhen. Doch einerseits stöhnen die Landwirte über die Bürokratie und andererseits sind die Effekte nicht eindeutig nachweisbar. Manche Politiker halten das Greening deshalb für gescheitert: https://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Haeusling-und-Habeck-halten-Greening-fuer-gescheitert-2671683.html

Dagegen steigt die Biodiversität in den Städten immer mehr an. Nun kommt überraschend aus Bayern ein unkonventioneller Vorschlag: Bayern möchte die Greening-Prämie auf die Bürger ausdehnen.

Die Idee dazu entstand in der Koordinationsstelle der Ökomodell-Region Kempten-Oberallgäu (http://www.oberallgaeu.org/bauen_umwelt/extras/oekomodellregion_oberallgaeu-kempten/) Dort gibt es seit Jahren eine intensive Zusammenarbeit der bayrischen CSU-Landkreise mit Bio- und Naturschutzverbänden um eine naturnahe und vor allem auch gentechnikfreie Landwirtschaft zu etablieren.  Generell finden wir es sehr bemerkenswert, wie ausgerechnet die konservative CSU in Bayern eine pragmatische, grüne Agrarpolitk betreibt. Da loben selbst grüne Politiker die bayrische Agrarpolitik.

Der bayrische Landwirtschaftsminister Brunner war sofort von der Idee begeistert, weil (Zitat) „sie unsere Landwirte von unsinnigen Regeln entlastet und engagierte Bürger belohnt“. Deshalb unterschrieb Brunner letzte Woche ein Dekret, das eine Umschichtung von 3 Mio. € aus dem bayrischen Greening-Topf vorsieht. Die Prämie wurde vorerst auf € 1.000.- je Bürger festgelegt.  Ministerpräsident Seehofer hat dies ebenfalls ausdrücklich genehmigt und als „sehr sozial“ bezeichnet.

Um nun die Umsetzbarkeit und die Akzeptanz einer solchen Bürger-Greening-Prämie zu testen, drängt die Zeit. Denn die EU gibt den Ländern für die Agrar-Antragstellung ein sehr enges Zeitkorsett vor.

Daher sucht das bayrische Landwirtschaftsministerium dringend engagierte „Pilot-Bürger“, welche im laufenden Jahr 2017 erstmals Greening-Maßnahmen durchführen werden. Interessierte Bürger aus Bayern wenden sich bitte spätestens bis zum 1. April 2017 schriftlich an ihr nächstgelegenes Landwirtschaftsamt: Hier die Übersicht der Landwirtschaftsämter in Bayern: http://www.stmelf.bayern.de/aemter

Es gilt das Bürgerprinzip „wer zuerst kommt, mahlt zuerst!“, d.h. für die Prämie gibt es keinen Rechtsanspruch, sondern es entscheidet der Zeit-Stempel der Anmeldung. (Mail oder Fax)

Umweltschutz braucht alle

Wir halten die „Bürger-Greening-Prämie“ für einen sehr innovativen Weg. Sie eignet z.B. sehr gut zur Kommunikation zwischen Landwirten und Bürgern. Landwirte können ihren Nachbarn sofort Tipps zur Antragstellung und zur Dokumentation geben. Zum anderen bekommen die Bürger erstmals die Chance, sich in den Erhalt der Natur und unserer natürliche Lebensgrundlagen persönlich einzubringen. Darum haben wir nach Bekanntwerden sofort auch die Landwirtschaftsminister der Länder informiert. Die Herren Remmel, Meyer und Habeck werden diesen bayrischen Vorschlag auf der nächsten Agrarministerkonferenz zu einem zentralen Punkt machen, damit diese Initiative möglichst bald in den Bundesrat eingebracht werden kann.

Was bedeutet Greening?

Eingeführt wurde das Greening im Zuge der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union im Jahre 2014. Es wird in Form einer „Greening-Prämie“ ausbezahlt, wenn Landwirte bestimmte Auflagen in Form von Umweltauflagen einhalten, z.B. Schutz des Dauergrünlandes, einer umweltgerechten Flächennutzung und Anbaudiversifizierung. Der Landwirt macht dies in der Regel mit sog. Ökologischen Vorrangflächen, die z.B. mit speziellen Blühmischungen eingesät werden oder indem man Feldhamstern und der Feldlerchen im Acker ein sicheres Refugium gibt.

https://www.landwirtschaftskammer.de/foerderung/direktzahlungen/greeningpraemie.htm

http://www.bmel.de/DE/Landwirtschaft/Agrarpolitik/_Texte/GAP-FAQs.html

Mit der Bürger-Greening-Prämie könnten nun ähnliche Förderungen bei den Bürgern gemacht werden, z.B. wenn jemand seine gepflasterte Terrasse oder den Hauseingang mit einer Blühmischung begrünen würde. [huge_it_gallery id=”54″]

Sehr gut sind auch Insektenhotels und Schneckenparadiese im Garten. Der Verzicht von Chemie in Garten und Balkon würde selbstverständlich belohnt werden. Es gibt sehr viele Ansatzpunkte für jeden Bürger. Darum ist es auch so innovativ, dass das bayrische Staatsministerium nun  gemeinsam mit den „Pilot-Bürgern“ praxisnahe Richtlinien erarbeiten möchte. Helfen Sie mit, dass dafür genügend mutige Bürger gefunden werden. Geben Sie diese Information an Ihre Freunde und Bekannten weiter oder teilen Sie dieses Dokument auch gerne in den sozialen Medien.

Willi und Alois

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30 Kommentare

  1. Ich vermisse in dem Artikel die Information, welche Verpflichtungen man bei Teilnahme am Bürger-Greening eingeht, z.B. beim Insektenhotel:

    – Positiver Bescheid der Kreisbehörde zur Errichtung eines Gebäudes für Tierhaltung muss vorliegen
    – Dokumentation der Abmessungen (Breite – Höhe – Tiefe) des Insektenhotels sowie der Anzahl der vorhandenen Brutröhren incl. Durchmesser und Tiefe, jeweils mit 2 % zulässiger Toleranz
    – Markierung der Lage auf einem Luftbild auf 50 cm genau, inclusive eines permanent freizuhaltenden Zugangswegs für unangekündigte Besuche der Kontrollbehörden
    – Dokumentation der verwendeten Materialien mit Nachhaltigkeitszertifikat
    – Verträge über eine ordnungsgemäßen Entsorgung nach Ablauf der Lebensdauer haben bereits bei der Errichtung vorzuliegen
    – Anbringen einer Schautafel an einer öffentlich gut einsehbaren Position, die sowohl auf die Förderung mit öffentlichen Geldern hinweist, aber auch vor der Präsenz stechender Insekten warnt

    – Zur Futterversorgung der Insekten ist das Anlegen einer Blühfläche von mindestens 10 m², aber höchstens 20 m² pro m² Insektenhotelfrontfläche obligatorisch
    – Die Zusammensetzung der Saatgutmischung hat nach Vorgabe der zuständigen Behörde zu erfolgen und richtet sich nach den örtlich zu erwartenden Insektenarten sowie den Laborergebnissen der vorher zu entnehmenden Bodenprobe
    – Verzicht auf chemischen Pflanzenschutz, chemischen Dünger und Brennesseljauche
    – Betretungsverbot im Umkreis von 5 Metern während der Insektenflugzeit; Kontrollbehörden sind davon natürlich ausgenommen
    – Das Betreiben von Gartengrills mit Rauchentwicklung ist sowohl im Garten des Insektenhotelbetreibers sowie in allen anliegenden Gärten strengstens untersagt

    – Täglich zweimalige Kontrolle des Zustandes des Insektenhotels und der Blühfläche
    – Wöchentliche Dokumentation der Anzahl der belegten Brutröhren
    – Frei gewordene Brutröhren sind innerhalb von 24 Stunden mit ökologisch unbedenklichen Reinigungsmitteln zu desinfizieren
    – Wöchentliche Dokumentation des Zustandes der Blühfläche (Anzahl und BCCH-Stadium jeder vorhandenen Pflanzenart)
    – Die Anwesenheit mindestens einer verantwortlichen Person zu den üblichen Arbeitszeiten der Kontrollbehörden ist Pflicht, um unangekündigte Kontrollbesuche bei der Durchsicht der Aufzeichnungen zu unterstützen

    – Die Zahlung der Prämie erfolgt in der Regel innerhalb von drei Jahren
    – Die Landwirtschaftsministerien behalten sich vor, die Prämienhöhe auch nachträglich ohne die Angabe von Gründen zu kürzen
    – Bei Verstößen gegen die Auflagen wird die Prämie einbehalten und gleichzeitig die Prämie der vergangenen vier Jahre zurückgefordert

  2. Paulus sagt

    Lieber Willi, wir kommen morgen Abend noch kurz in Rommerskirchen vorbei. Bringen belgische Pralinen mit und bitten um kurze Hilfestellung bei der Antragsstellung und zur Dokumentation. Dauert ja nur ein paar Minuten!
    Ach ne, gilt ja nur für Bayern. Aber wenn ich so an den Remmel denke …
    Mit einem breiten Grinsen und Respekt vor der glanzvollen Leistung von Willi und Alois
    Euer Paulus

    • Bauer Willi sagt

      Prima, freue mich auf die belgischen Pralinen 🙂
      Ach ne, doch nicht, ist ja Bestechung und dann komme ich sicher auf die Liste von irgendeinem Anti-Korruptionsverein… 😉
      Bauer Willi

  3. Friedrich sagt

    Die Bayern sind halt spitze , aber und das ist kein Aprilscherz gibt es Gutachten über das Leben von Kleinlebewesen in den Ritzen von gepflasterten Flächen. Da sollten sich die Eigentümer von den gezeigten Häusern mit Friedhofsdekoration mal drum kümmern. Vielleicht läßt sich in die Steinwüste noch ein wenig Leben bringen.

    • Stadtmensch sagt

      Steinwüste mit Friedhofsdekoration 😉
      Ich komm ja viel mit dem Fahrrad rum und wenn ich so in einige “Gärten” schaue, weiß ich schon wie deren Besitzer ticken. Ja wirklich, da sollten sich mal die Soziologen drum kümmern.
      Irgendwo hab ich mal gelesen, dass die Fläche aller Privatgärten zusammengenommen, ungefähr der Fläche aller Naturparks entspricht. Der “gemeine Wohlstandsbürger mit Haus und Grundstück” könnte hier durchaus seinen Teil zu Mikroklima und Biodiversität beitragen. Aber wer ohne das wirklich gute Leben aufgewachsen ist, vermisst auch nichts zwischen Pool, Sportrasen, Terasse und Thujahecke.
      Wenn da nicht immer diese Langeweile wäre…

  4. Zenzi sagt

    Ja, wer ko der ko.

    Aber Spass beiseite, es gibt tatsächlich eine (unbezahlte) Bürgerbeteiligung, nämlich bei der neu auszuhandelnden GAP. (Gemeinsame Agrarpolitik ) Dazu muss man sich durch einen online-Fragebogen durcharbeiten. Die Fragestellungen sind zwar gut verständlich doch für die Auswahl der Antworten bedarf es schon viel Sachkenntnis und das für den Europäischen Horizont gesehen.
    http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/unser-land/umfrage-agrarsubvention-gap-100.html

    http://www.br.de/radio/bayern2/gesellschaft/notizbuch/agrarfoerderung-online-befragung-100.html

    https://ec.europa.eu/eusurvey/runner/FutureCAP?surveylanguage=DE

    Wie sehen eure Jungbauern GAP oder in die Zukunft?

    Allein das Thema der Flächenprämie wäre eine Diskussion wert.
    Sollte die nicht eher auch von der Anzahl der Personen die an dem Hof wirtschaften mit abhängig gemacht werden?
    Der Teufel sch.. bekanntlich immer auf den größten Haufen. So werden die Kleinbauern im Verhältnis benachteiligt und Großgrundbesitzer bekommen unverhältnismäßig viel, egal mit wie viel Personen sie wirtschaften oder was am Acker steht.

    Flächenprämie: http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/unser-land/agrarsubventionen-geld-flaechenpraemie-100.html

    • Bauer Willi sagt

      Hallo Zenzi,
      ich bin dabei, einen Artikel über Sinn und Unsinn und Verteilung von Subventionen zu verfassen. Der liegt schon seit zwei Wochen auf dem Schreibtisch, aber ich komme im Moment wegen der Feldarbeit und Vorträgen nicht dazu. Und auch die anderen Themen will ich dabei ansprechen.
      Bitte nicht ungeduldig werden, da kommt was. Früher oder später 😉
      Bauer Willi

      • Zenzi sagt

        Hallo Willi
        ich wünsche dir und deinesgleichen dass euch die alltägliche und alljährliche Feldbestellung auch noch Freude bereitet. Lass dich nicht stressen.

    • Paulus sagt

      Erstaunlich was man aus einem harmlosen, jedoch gelungenen Aprilscherz so alles herleiten kann. Liebe Zenzi, lass diesen Tag doch erstmal gelassen vorüber gehen.

  5. Andrea Fasch sagt

    Tj die Bayern. Was die sich zum 1.04. alles einfallen lassen. Aber chapeau! Die Idee waere gut!

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