Bauer Willi
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Deutschlands Bauern gehen leise…

Eine Zustandsbeschreibung

Donald Trump, Flüchtlingskrise, Brexit, Erdogan und der Syrienkonflikt sind derzeit die alles beherrschende Themen in den Medien. Landwirtschaft interessiert, agrarisch gesprochen, im Moment „keine Sau“. Selbst das medienwirksam inszenierte Monsanto-Tribunal in Den Haag tauchte in Tagesschau und Heute-Journal nicht auf. Es gibt wichtigeres.

Auch an den wöchentlich ausgestrahlten diversen „Lebensmittel-Checks“ hat kaum noch  jemand Interesse. Dass dort zum dreiundzwanzigsten Mal über Massentierhaltung und Nitrat berichtet und Bio „über den grünen Klee“ gelobt wird, entlockt dem Zuschauer vielleicht noch ein müdes Gähnen. Wenn er nicht schon vorher umgeschaltet hat. Auf eine Kochshow zum Beispiel.

Mehr oder weniger unbemerkt von der Öffentlichkeit findet aber im Land ein Wandel statt. Obwohl Parteien, Organisationen und Medien nicht müde werden, das hohe Lied vom „bäuerlichen Familienbetrieb“ zu singen, ist genau dieser derzeit dabei, von der Bildfläche zu verschwinden. Und dies hängt nicht vorrangig von niedrigen Preisen ab. Die hat es immer wieder einmal gegeben und wer unternehmerisch denkt, hat (hoffentlich) entsprechende Vorsorge getroffen. Nein, diese „Agrarwende“ hin zu immer größer werdenden Einheiten ist (auch) ein Ergebnis der gesellschaftlichen Diskussion und der Kritik an der derzeit vorherrschende Produktionsweise. Dieser Kritik – unabhängig davon ob sie nun berechtigt ist oder nicht – wollen sich viele Bauern nicht mehr stellen. Ihr Empfinden, ihr Gefühl ist so, dass sie als „Buhmann der Nation“ für alles Böse rund um Lebensmittel verantwortlich gemacht werden und zunehmend den Rückzug antreten. „Ich habe einfach keine Lust mehr, mich ständig zu rechtfertigen“ ist eine zunehmende Aussage auch von jungen Landwirten, die aber nie die Medien erreicht. Denen ist das schlichtweg egal, nicht wichtig und auch nicht quotenträchtig genug. Die paar Bauern…

Wie reagieren die Parteien?

Wenn denn überhaupt eine Aussage zur Landwirtschaft getroffen wird, so sind es Sprechblasen. Da ist dann auch kein wirklicher Unterschied zu erkennen. Nahezu das gesamte politische Spektrum, von ganz links bis ganz rechts, benutzen die gleichen Floskeln. Die einzige Partei, die sich (noch!) etwas mehr mit dem Thema Landwirtschaft auseinandersetzt, sind die Grünen. Aber ob die mit den Stimmen der Bauern rechnen können, ist wohl eher fraglich.

Mit immer neuen Forderungen und Gesetzesentwürfen, die von den Landwirten umgesetzt werden sollen, wird der Trend zu immer größeren Einheiten, zu der eben nicht erwünschten „Agrarindustrie“ nur noch beschleunigt. Und da ist es fast schon egal, wer diese Gesetze erlässt. Wählerstimmen? Die paar Bauern…

Wie reagiert der Lebensmitteleinzelhandel (LEH)?

Obwohl der LEH eigentlich die Drehscheibe zwischen Erzeuger und Endverbraucher sein sollte, hat er nur eine Seite im Blick: seine Kunden. Und die gilt es zufriedenzustellen. Das ist nicht einmal verwerflich, denn das macht ja schließlich jeder so. Der LEH verdient sein Geld mit dem Handel und das bedeutet: billig einkaufen, teuer verkaufen. Das ist der Erfolg von Reichtum und diesen Tipp hat mir schon meine Oma gegeben. Wenn etwas dem LEH vorzuwerfen ist, dann die kaum zu leugnende Tatsache, dass er mit seinen Forderungen und Ansprüchen über das gesetzliche Maß hinausgeht und so einen ungeheuren Druck auf die Erzeuger ausübt. Und zwar unabhängig davon, ob diese Forderungen überhaupt realistisch erfüllt werden können. Beispiele dafür gibt es genug. Und unter diesem Druck geben gerade die  kleinen, familiär geführten Betriebe auf, weil sie weder den Mut noch die finanziellen Mittel haben, diese Ansprüche erfüllen zu können. Und je weniger Betriebe es gibt, umso einfacher wird der Einkauf und die Preisgestaltung für die Einkäufer. Es gibt immer noch jemanden, der es noch billiger kann.

Wie reagiert der vor- und nachgelagerter Bereich?

Der vorgelagerte Bereich, also die Firmen, die die Landwirte mit Maschinen und Betriebsmitteln versorgen, stellen sich auf die sich ändernden Rahmenbedingungen ein. Größere Betriebe brauchen andere Technik und Technologien, weil sie mit weniger Arbeitskräften auskommen wollen und an ihrer Effizienz feilen. Wie anders ist der Erfolg von GPS und anderer Elektronik zu erklären? Warum kauft Bayer eine Firma wie Monsanto? Bestimmt nicht wegen des deutschen Marktes! Sie sehen die wachsende Weltbevölkerung, die ernährt werden will und machen sich um die Befindlichkeiten der deutschen „Systemkritikern“ nicht wirklich Sorgen. Möglichst viele Kalorien von immer weniger werdender Fläche zu generieren ist deren Ziel. Und die Mittel dazu verkaufen sie. Gerne.

Der nachgelagerte Bereich, also Molkereien, Schlachthöfe, Mühlen und die Stationen dazwischen stehen zwar auch unter Druck, haben jedoch immer die Möglichkeit, die für sie notwendige Marge zu generieren. Und selbst Genossenschaften, auch wenn sie den Bauern gehören, können dieser Gesetzmäßigkeit nicht ausweichen. Ohne Gewinn wären auch sie zur Aufgabe gezwungen. Und damit wäre den Bauern auch nicht geholfen.

Zu den NGO´s und Kirchen habe ich jetzt keine Aussage getroffen. Was diese motiviert, ist im Kapitel „Lebensmitteleinzelhandel“ nachzulesen. Denn auch diese Gruppierungen haben „Kunden“ die zufriedengestellt werden wollen, damit sie auch „Kunden“ bleiben.

Was sich ändern wird!

Nichts.

Weil eigentlich niemand ein ernstes Interesse daran hat, dass sich etwas ändert. Außer den Bauern, aber die gehen leise.

Euer Bauer Willi

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134 Kommentare

  1. Ich seh das so sagt

    Weil´s dazu paßt: ein Bericht aus dem Nachbarland Österreich von heute 5.12.
    https://kurier.at/wirtschaft/landwirtschaft-wachsen-oder-zusperren/234.154.090

    Tenor: In Österreich sterben die Bauern auch.
    Leise, aber dafür wissenschaftlich beobachtet.

    Landwirtschaft: Wachsen oder zusperren
    Die Bauern müssen künftig höhere Ernten einfahren
    Die Bauern müssen weiter Kosten senken und neue Einnahmequellen finden.

    Wenn sich nichts grundlegendes ändert, dann wird in einem Jahrzehnt etwa ein Viertel der Betriebe des Agrarsektors nicht mehr existieren. Das ist ein Ergebnis der WIFO-Studie „Perspektiven für Österreichs Landwirtschaft bis 2025“.
    Statt 120.000 Personen werden dann knapp unter 80.000 in der Landwirtschaft tätig sein.

    Man könnt sagen, das sogenannte Bauernsterben geht weiter. Man könnte aber auch sagen, dass die Produktivität der Landwirtschaft massiv gestiegen ist. Weniger Bauern produzieren mehr Lebensmittel. Im Jahr 2000 hat ein Bauer laut dem grünen Bericht 67 Menschen ernährt. 2013 waren es bereits 102 Menschen. In Deutschland sind es sogar 133 Menschen pro Bauer.

    Das ist gut so. Denn bis 2025 wird die österreichischen Bevölkerung um annähernd eine halbe Million wachsen.

    Nachfrage steigt
    Laut der im Auftrag der Landwirtschaftskammer erstellten WIFO-Studie werden die Preise für landwirtschaftliche Produkte auf den internationalen Märkten „leicht steigen“. Das Bevölkerungswachstum und die daraus resultierende steigende Nachfrage nach Agrarprodukten „dürfte etwas höher sein“ als die Produktionssteigerungen in der Landwirtschaft.

    In Österreich werden bis 2025 durch Umwidmung in Bauland die Agrarflächen um sieben Prozent schrumpfen. Allein um diesen Verlust auszugleichen, muss mehr produziert werden.

    Studienautor Franz Sinabell hält eine „radikale Kostensenkung“ in vielen Bereichen der Landwirtschaft für notwendig. Wenn die Preisdifferenz zwischen Agrarprodukten im Inland und im Ausland zu hoch wird, dann wird der Lebensmitteleinzelhandel verstärkt im Ausland einkaufen. Das war es dann mit „kauft regional“.

    Die ökonomischen Rahmenbedingungen sind derzeit ungünstig für die Landwirtschaft. In den vergangenen Jahren sind die Preise für die agrarischen Produktionsmittel deutlicher gestiegen als die Erzeugerpreise. Das könnte sich durch die höhere Nachfrage ändern.

    Antworten
    Generell wird die Höhe der Förderungen „eher weniger“. Wie also muss der Agrarbereich organisiert werden, damit die kommenden Jahre bewältigt werden können?

    In der Studie finden sich zwei Antworten. Betriebe in ungünstigen agrarischen Produktionsanlagen wie etwa Bergbauern sollen versuchen, mit Direktvermarktung und Tourismus zusätzliche Einnahmen zu lukrieren. Auch die Forstwirtschaft kann ein zusätzliches Standbein sein, weil dort die Einnahmen stärker steigen als in der Landwirtschaft.

    In den Regionen mit günstigeren Lagen für die Landwirtschaft „ist der Strukturwandel besonders stark“. In Gunstlagen gibt es weniger Förderungen. Dort werden mehr Betriebe schließen und die Betriebsgrößen am deutlichsten wachsen. Wenn die Hektarerträge niedrig sind, brauchen die Bauern mehr Fläche, um die zum ökonomischen Überleben notwendigen Einkünfte zu erzielen. Der Strukturwandel zu weniger, aber größeren Betrieben sichert jenen, die übrig bleiben, ihre Existenz.

    Ist doch toll. Die Wissenschaft sagt uns – hier wie dort -wie es sein wird. Werbung, Medien, Sozialromantiker und Politik sagen uns, daß die „Gesellschaft“ eigentlich/angeblich/unbedingt genau das Gegenteil von uns will.
    So Bauer, jetzt mach mal Zukunft !

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    • Bauer Klaus sagt

      Sehr nüchterne Betrachtung. Bemerkenswert ist die Formel „Wachsen oder Zusperren“. „Zusperren“ heißt aktiv einen Umstieg angehen. Bei der in Deutschland häufig verwendeten Formel „Wachsen oder Weichen“ ist der Umstieg ein erzwungener und hingenommener. Sozusagen, eine Verlierersituation. Beim oben angeführten Beitrag aus Österreich im Kurier ist zudem ein lesenswerter Kommentar zu finden.

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  2. Maier , Bernd sagt

    http://la-transition.fr/Idee/Fiche/item/l_agriculture__nourrir_les_francais_autrement_-16

    In Frankreich wie auch in anderen Europäischen Ländern , verschwinden alle 2 Stunden 3 Landwirtschaftliche Betriebe.. und sind zur Aufgabe gezwungen.. 🙁
    Und in Frankreich spielen sich zur Zeit sehr schlimme erschreckende Dinge ab. Jeden 2. Tag nimmt sich dort ein Landwirt das Leben ( Selbstmord ) 🙁

    Dieser nachfolgende Bericht soll jedem einzelnen , auch besonders Nichtlandwirte , Politiker,… zum Nachdenken anregen…

    http://la-transition.fr/Idee/Fiche/item/l_agriculture__nourrir_les_francais_autrement_-16

    Merci ! Vielen Dank !

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    • Ich seh das so sagt

      Gibt´s übrigens auch auf Deutsch.
      https://www.youtube.com/watch?v=PjRhoo2u2TM

      @maier Bernd und @seppi:
      ihr scheint engagierte und interessierte Menschen zu sein. Mehr Leute könnten euren interessanten Ausführungen folgen, wenn die angeführten Links oder Inhalt auch für Nicht-frankophile oder Nicht-frankophone übersetzt wären.

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    • Bauer Klaus sagt

      Scheint die französische Kampagne für eine Agrarwende zu sein. Na ja – wer dran glauben möchte……

    • geplünderter Stiefel sagt

      Das mit den Suiziden war ja auch schon mal Thema hier im Blog.
      Im meinte die Zahl war viel höher. Ich kenne eine junge Ärztin aus Frankreich, welche vor einem Jahr von mindestens 2 Suiziden am Tag berichtete. Seit den Bauernprotesten Anfang Jahr sollen diese nochmals zugenommen haben. Es soll auch vermehrt Unfälle mit Todesfolge
      geben wo oft unklar ist ob es ein Unfall oder Suizid war..Bei aus in Deutschland wird über die Berufsgruppen ja gar keine Statistik geführt.
      Falls bei uns eine Zunahme messbar wird, gebe ich auch unserer berufständischen Sozialversicherung sowie Berufsvertretern eine Mitschuld, da die SVLFG in den allermeisten Fällen der Auslöser einer Zwangsversteigerung gegen Landwirte sind
      Dies wird sich in den nächsten Jahren noch weiter zuspitzen wegen der massiven
      Beitragserhöhungen in der Berufsgenossenschaft und Krankenversicherung.
      Bei diesem Thema fühle ich mich von einigen Verbandsvertretern besonders verraten,betrogen bzw. zum Abschuss freigegeben !

    • Maier , Bernd sagt

      Das was Sie ( Bauer Willi ) hier direkt schreiben entspricht der vollen Wahrheit , bald wird es keine Kleinen und mittelständischen Familienbetriebe mehr geben …. dieser mit großer besorgniserregender Trend setzt sich leider auch in anderen Europäischen Länder ( F , NL , B , …. ) fort . Kleine Metzgereien gibt es auch bald nicht mehr.

      C’est presque pareil en France , chez nous ! ! C‘ est vrais ! Un Situation trés difficile !

      Auch ein Lob an Sie ( Bauer Willi ) und Respekt , sie leisten sehr gute Arbeit , um die Personen wachzurütteln , aber auch aufklären wie Landwirtschaft, in Verbindung mit Tierwohl , Umweltschutz in der heutigen Realität praktiziert wird. Danke !

      Wahre Worte , die einem unter die Haut gehen. Was in dem Text steht ist klar und direkt gesagt … und das Bauernsterben , besonders der Familien bzw Mittelständischen und kleinen Landwirtschaftlichen Betrieben geht unhaltsam auch in anderen Europäischen Ländern wie in ( F , B , NL , ……. ) weiter.

      Ein Trend den man wohlmöglich nicht mehr aufhalten kann. Stirbt der Bauer, stirbt das Dorf, und alles drumherum ebenfalls …. aber das scheinen sich manche Aktivisten, und bestimmte Politiker , Berater anscheinend noch nicht richtig oder wirklich bewußt geworden sein. Sie träumen weiter Ihren Traum , auf Kosten der Landwirte bzw Landwirtschaft. Was die Landwirtschaft leistet und bisher geleistet hat, verdient Respekt ! Aber andere Personen – und Berusfkreise , Aktivisten , Politiker , EU ,…. verhalten sich sehr respektlos und taktlos gegenüber der Landwirtschaft . Sie haben nichts Positives und motivierendes zu berichten. Bitte zeigt nicht immer mit Eurem Finger auf andere bzw sucht die Schuld immer bei den anderen ( Landwirtschaft ) sondern , kehrt vor Eurer eigenen Haustür ! ! ! Ihr seid doch alle auch nix besser !! Ihr fordert nur , und wer muß die ganzen Investitionskosten immer bezahlen ? Der Landwirt . Aber , die Aktivisten und gewisse Politiker , selbsternannte Kontrolleure , EU ,… leben wohlmöglich an der Realität und Wirklichkeit im praktischem Leben vorbei und leben ihren eigenen Traum , ohne ihren gesunden Menschverstand eingeschaltet zu haben. Und solche Personen , und -gruppen sind noch nichteinmal Sachkundig , wie Landwirtschaft überhaupt zu funktionieren hat ! Aber , immer alles besser wissen … ! Schämt Euch ! C’est presque pareil en France , chez nous ! !

      ( Ich bin Nichtlandwirt , aber habe Respekt und einen gewissen Anstand gelernt , wie man respektvoll MITEINANDER umgeht und nicht, wie es hier geschieht : GEGENEINANDER !!
      Wenn es um praktische Umsetzung und Erfahrungen geht , hinsichtlich Tierschutz , QS , und Tierwohl : Bekommen Landwirte , wenn diese die Wahrheit erzählen wie es besser funktioniert und nicht , wie es auf dem weißem sauberem Papier steht , als Antwort : Die Wahrheit möchten wir jetzt nicht hören , Sie arbeiten “ Gesetzeskonform “ … . das heißt : Ein Landwirt darf selber nicht mehr denken und das denken muß er anderen überlassen . Praktische Erfahrungen : Unerwünscht , und gehören nicht erwähnt , wie es in der wirklichen Realität funktioniert !

      Ich kann nur dazu sagen : Praktische Landwirtschaft wird niemals nach Vorgaben auf dem Papier funktionieren ! ! Wohlmöglich ein Wunschdenken von Politik , und EU und …. ????

      Wer über andere richtet, zum Beispiel über : ( Landwirtschaft ) der soll sich erstmal sachkundig machen und praktische Erfahrungen ( mindestens 10 Jahre lang ) in der Landwirtschaft machen , bevor man Gesetze fordert und später verabschiedet …

      Trauriges Deutschland , und Europa … ich schäme mich für eine solche Gesellschaft in der wir heute leider leben…. 🙁 ! ! ! Die Landwirtschaft ist gut aufgestellt in der heutigen modernen Gesellschaft . Woher kommen die Lebensmittel ? Wer ernährt die ganze Gesellschaft auf der Erde ? …. Keine Landwirte… kein Essen auf dem Teller ! Wir sind wohlmöglich bald auf dem gutem Weg dorthin !

    • Maier , Bernd sagt

      In Frankreich wie auch in anderen Europäischen Ländern , verschwinden alle 2 Stunden 3 Landwirtschaftliche Betriebe.. und sind zur Aufgabe gezwungen.. weil sie die Kredite nicht mehr abbezahlen können unter anderem , sowie die sehr hohen bürokratischen Anforderungen durch die EU ( Brüssel ) , durch burn out , mobbing …. 🙁
      Und in Frankreich spielen sich zur Zeit sehr schlimme erschreckende Dinge ab. Jeden 2. Tag nimmt sich dort ein Landwirt das Leben ( Selbstmord ) 🙁

      Dieser nachfolgende Bericht soll jedem einzelnen , auch besonders Nichtlandwirte , Politiker,… zum Nachdenken anregen… 🙁 🙁

      http://la-transition.fr/Idee/Fiche/item/l_agriculture__nourrir_les_francais_autrement_-16

      http://la-transition.fr/Idee/Fiche/item/l_agriculture__nourrir_les_francais_autrement_-16

      Merci ! Vielen Dank !

  3. Der Inhalt ist richtig, aber wer soll so einen langen Text in diesem Medium lesen.
    Jeder nicht Betroffene liest so viel Text nicht!!!!!!
    Kürzer und dabei noch etwas sachlicher mit der gleichen Aussagekraft, wäre Wünschenswert.
    Hier hatte jemand viel Zeit gehabt und trotzdem fehlt ein Lösungsansatz. Solche Texte veröffentlicht niemand.
    Wir müssen unsere Bevölkerung aufklären, damit sie unsere Probleme zur Kenntnis nehmen. Ohne eine breite öffentliche Akzeptanz der Probleme wird sich an dem langsamen Sterben der Betriebe nichts ändern. Die Piloten machen es uns vor wie man kämpft und verhandelt.

    • Bauer Willi sagt

      Unter der Rubrik „Meistgelesene Beiträge“ steht ein noch längerer Text: „Lieber Verbraucher“. Der ist bisher (nur auf dem Blog) über 300.000 mal gelesen worden und hat rund 1.000 Kommentare. So viel zur Länge des Textes und dass den nur Landwirte lesen.
      Die zweite Überschrift lautet: „Eine Zustandsbeschreibung“. Und jetzt „Futter bei die Fische“: wie sehen Ihre Lösungen aus? Das interessiert mich jetzt sehr!
      Bauer Willi

    • Text zu lang und Deutschlandfahne verkehrt. Hinterlässt einen schlechten Eindruck. Es tut mir leid für die betroffenen Bauern.

      • Marko sagt

        Ironie an:
        Kaum wird man gezwungen Leguminosen anzubauen, schon kommen die ersten Erbsenzähler…
        Ach Mensch.
        Text zu lang, aber Aufklärung gewünscht.

        Willi, warum machst du nicht mal ein mehrtägiges Praktikum bei der Zeitung mit den 4 großen Buchstaben.
        Die können dir sicher beibringen, wie man mit Überschriften ,,aufklärt,,.

        Ironie aus

      • Ich seh das so sagt

        @ Anni
        Unser Willi hat das mit der verkehrt gehissten Flagge sicherlich völlig bewußt gemacht, weil es in seiner Bedeutung die im Bericht angesprochene Sachlage untermauert.
        Eine Flagge darf nämlich offiziell dann verkehrt herum gehisst werden, wenn eine ernste Notlage einer Gruppe besteht (Quelle: WIKIPEDIA).

  4. Friedrich sagt

    @Crux. Du regts dich natürlich über die Flächenprämien auf. Hier einige Zahlen.Wir ernten in der EU und nur das ist wichtig rd. 300 Mill.Tonnen Getreide. Jeder m2 ldw. Fläche ist in der Eu vermessen und erfasst. Für Ackerland gibt/gab es immer mehr Prämie/ha als bei Grünland. Bei diesen Flächen ist auch viel unwirtschaftliches Land dabei. Die Politik will alle Flächen in Produktion halten. Ohne die Prämien , würden die Bauern in der EU , so meine Schätzung rd. 20% weniger Getreide anbauen und dafür Bodengemäß z. B. Energiewald anbauen. Das ist aber nicht gewünscht, weil dann 20- 50 Mill.Tonnen Getreide fehlen würden. Export wäre dann nicht mehr. Wenn diese Exportmengen fehlen , steigt der Weltmarkt-und EU-Preis. Es tritt eine Unterversorgung auf und der Preis verdoppelt sich . Ich bekomme nach Greening rd. 200 Euro/ha z. Zt an Prämie.. Der Weizen bringt mir z.Zt. 16 Euro/dt. Gehen wir mal von einem ha und 100 dt/ha von z.Zt. 1.600 Euro/ha aus. Bei 100 dt/ha und z.B. 26 Euro/dt wären das 2600 Euro/ha. Ich hätte ohne Prämie also 800 Euro/ha mehr. Wir würden die ganzen Kontrollapperate und Personen nicht mehr gebrauchen. Durch die Freisetzung der vielen öffentl. Arbeitsstellen wäre der Fachkräftemangel kein Thema mehr. Deine Subventionen wären weg, Neid und Mißgunst, Medien- und Politikschelte, Gejammer , alles weg. Wir wären die besten Freunde. Die Steuern könnten gesenkt werden. Die Gewinne der Bauern steigen und der Staat hätte mehr Einkommenssteuern. Also alles gut ?? Aber die Politik will niedrige Nahrungsmittel und da ist das Problem. Die 800 Euro/ha soll der Verbraucher in Umweltschädigende Dinge stecken wie Urlaub, Auto, Freizeit usw. . Dafür wird der Bauer für alles schlecht gemacht und wie hab ich gelesen zum Stastsfeind Nr. 1 !! Die >Krake öffentl.Verwaltung wird immer größer und versklavt die Bürger mit überzogenen Vorschriften und Gesetzen und zum Dank bekommen die Bürger nur 40- 46% Rente und die Beamten fast 70% . So macht man das. DDR mal anders !!

    • Nein. Ich rege mich weniger über die Flächenprämie auf (Verschwendung von Steuermitteln) als über die Einstellung vieler Landwirte. Es geht darum die vorhandenen Denkmuster zu hinterfragen. So toll ist das Leben der Bauern nicht, dass jeder in seinem Beruf glücklich werden kann. Ich sehe doch wie es viele krank macht. Aber die Antwort kann doch nicht sein, darauf zu warten, dass andere einem aus lauter Mitleid vielleicht beglücken. Viel wichtiger ist es zu überlegen, wo man denn sein Glück findet. Und wenn das außerhalb des eigenen Betriebes eher zu finden ist, dann ist das kein Bauernsterben.

      • Alois Wohlfahrt sagt

        Hallo Crux, in der Tat ist der Wandel oder der Ausstieg aus der klassischen landwirtschaftlichen Produktion meist kein Abstieg. Insofern er rechtzeitig vor der Katastrophe einer Verschuldung erfolgt. Schon vor 25 Jahren forderte der damalige Zukunftsforscher Johann Millendorfer eine Bewusstseinsänderung der Bauern. Die Zeiten des Hungers seien vorbei, die kommende Dienstleistungsgesellschaft brauche aber die Kreativität des bäuerlichen Menschen. Nunja, vielleicht hat sich der gute Millendorfer beim Glaube an die Anpassungsfähigkeit der Bauern geirrt. Jedenfalls kam es nicht zu einem Bewusstseinswandel sondern zu einem mörderischen Wettbewerb „Wachsen oder Weichen“. Aber auch das gehört zum Selbstbild des modernen Landwirts.
        Siehe: https://www.bauerwilli.com/moderner-landwirt/#comment-43037

        • Selbst in der vermeintlichen Katastrophe gibt vielleicht immer noch Möglichkeiten, den Schaden zu begrenzen. Die eigentliche Herausforderung beginnt aber früher. So hätte ich keine Sorge, wenn meine Kinder eine landwirtschaftliche Ausbildung machen möchten. Die eigentliche Sorge wäre, ob sie in der Lage sind, einen klassischen landwirtschaftlichen Betrieb zu führen. Und hier gilt es Ehrlichkeit einzufordern. Und selbst wenn man einen Betrieb leitet und investiert hat, muss man sich wenn es nicht gut läuft fragen, ob ein kurzer schmerzlicher Schritt nicht doch neue Perspektiven, Freiheiten und Zufriedenheiten schaft.

          Ob das angesprochene Wachsen oder Weichens mörderisch ist, weiß ich nicht. Allerdings glaube auch ich an einen deutlich beschleunigten Wandel. Sicherlich gibt es in verschiedenen Regionen dabei unterschiedliche Dynamiken. Die hohen Preise der letzten Jahre haben bereits einige Euphorien ausgelöst, die manche Landwirte nun teuer bezahlen. Vielleicht führt allerdings die Entwicklung einiger neuer Technologien dazu, dass wir vermehrt kapitalintensive Wachstumssprünge sehen mit neuen Organisationsformen, weil einzelne Betriebe damit oft überfordert sind.

          • Alois Wohlfahrt sagt

            Die „kapitalintensiven Wachstumssprünge“ sind das Hauptproblem des Strukturwandels. Der von der Politik idealisierte bäuerliche Familienbetrieb ist damit sehr oft überfordert. Der Weg in neue Organisationsformen, wie Betriebsgemeinschaften oder Beteiligungsgenossenschaften, ist meist auch nur eine Zwischenlösung zur Betriebsaufgabe. Denn dadurch wird ein Eckpfeiler der Bäuerlichkeit aufgegeben: Der eigene Besitz. Darum sind allein schon Gemeinschaftsmaschinen schwierig, weil der Bauer nicht einfach allein mehr darüber verfügen kann.

            • bauerhans sagt

              alois,das ist die theorie,aber die praxis zeigt,dass sich damit kosten sparen lassen.
              bin selbst in einer gemeinschaft von 18 betrieben mit 4 „chefs“.

            • crux.chaos sagt

              Stichwort Besitz: Ein großes Problem der Landwirtschaft liegt vielleicht darin, dass zu viele Landwirte vom Besitz leben anstatt von Einkommen. Und das liegt nicht alleine daran, dass sich in der Landwirtschaft kein Geld verdienen lässt – das schaffen nämlich viele Landwirte -, sondern vermutlich daran, dass der Besitz selber ein Hauptmotiv der Landwirte ist den Betrieb fortzuführen.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              @ crux

              Vom Besitz des Betriebes leben, das heißt man muss sich vom Besitz trennen.

              Da ist doch das, was sich viele – die selber nichts auf die Reihe bekamen – wünschen.

              Um das Eigentum zu erhalten, geht der Hofnachfolger – im Zeichen der Generationsfolge – in der Regel in die Nebenerwerbslandwirtschaft.

              Wie sagte der Geschäftsführer eines weltweiten agierenden Automobilzulieferers, Menschen die mit der Landwirtschaft noch verbunden sind, möchten für ihren Lohn noch arbeiten.

            • crux.chaos sagt

              Es spricht nichts dagegen, wenn jemand seinen Betrieb im Nebenerwerb fortführen möchte. Man muss sich aber bewusst sein, dass die Grenze zwischen Erwerbsabsicht, Liebhaberei und Hobby fließend ist. Sicher hat das dennoch einen gesellschaftlichen Wert. Aber braucht man dafür all die Vergünstigungen, die mit dem Status des Landwirtschaftsbetriebes verbunden sind?

              • Alois Wohlfahrt sagt

                Richtig: Wenn ein Nebenerwerbsbauer sich eine Harley-Davidson leistet oder einen High-Tech Schlepper, so ist beides legitim und macht Spass. Nur sollte es nicht als Maßstab gelten. Die staatlichen Hilfen hat übrigens auch schon der besagte Johann Millendorfer vor 25 Jahre als untauglich verworfen, weil die Subventionen die Kreativität und die Anpassungsfähigkeit des ansich kreativen und anpassungsfähigen bäuerlichen Menschen behindern würden.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Die Grenze zwischen Erwerbsabsicht, Liebhaberei und Hobby ist nicht fließend, sie ist steuerlich genau abgegrenzt, das heißt es muss eine Gewinnerzielungabsicht bestehen.

              Was nicht anderes heißt, wer jahrelang nur Verluste macht, wird zum Hobby zugerechnet.

            • crux.chaos sagt

              Wenn ein durchschnittlicher(?) Nebenerwerbsbetrieb rechnerisch einen Gewinn von z.B. 13500 € erzielt bei einem Einsatz von 1700 nicht entlohnten Arbeitsstunden sowie 16 ha Eigenland und 65000 € sonstigem Eigenkapital ist das steuerlich keine Liebhaberei (auch wenn aufgrund von §13a wohl kaum Steuern fällig werden). Aber ist es mehr als ein Hobby, dass jährlich alleine durch 15000 € an Direktzahlungen und Zuschüssen gefördert wird.

            • bauerhans sagt

              „sowie 16 ha Eigenland, dass jährlich alleine durch 15000 € an Direktzahlungen und Zuschüssen gefördert wird.“

              wie das,ich komme auf ca.5000€??

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              @Chaos Crux

              Wenn ein Nebenerwerbslandwirt 13.500 verdient, dann hat er noch ein außer landwirtschaftliches Einkommen von über 16.500 Euro, sonst wäre kein Nebenerwerbslandwirt.
              Damit fällte er nicht unter den steuerlichen Grundfreibetrag von 8652 Euro.

              Den Gewinn nach § 13a EStG zu ermitteln, ist kein Steuergeschenk, sondern soll Kleinbetrieben die Ermittlung des Gewinnes erleichtern.

              Wie sie an Direktzahlungen und Zuschüssen beim 16 ha Betrieb auf 15.000 Euro kommen, können sie uns mit einer genauen Aufschlüsselung sicher erklären, ebenso bitte ich um Aufklärung wie die angeblichen 65.000 Euro Eigenkapital bei der Gewinnermittlung angesetzt werden, ebenso wie sie beim 16 ha Betrieb auf einen Gewinn von 13.500 Euro kommen.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              „Den Rest gibts für Pachtflächen. Hinzu kommen weitere Zuschüsse.“

              Wieviel Pachtfläche hat jetzt der Betrieb und was für weitere Zuschüsse bekommt jetzt der Betrieb?

            • Die Zahlen entsprechen den durchschnittlichen Werten für deutsche Nebenerwerbsbetriebe laut BMEL im Wirtschaftsjahr 2014/15. Die Gesamt-LN entspricht 30 ha.
              Das sonstige Eigenkapital wurde aus der Differenz aus Gesamteigenkapital und dem Bodenvermägen berechnet.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Der Betrieb mit 30 ha kann seinen Gewinn nicht nach § 13a EStG ermitteln.

              Die Grenze liegt bei 20 ha.

              Schon wieder in das Leere gelaufen. 🙂

            • crux.chaos sagt

              Die Zahlen beinhalten ja auch nur Betriebe, die aus steuerlichen oder anderen Gründen eine Buchführung betreiben. Insofern sind die Durchschnittszahlen mit einem Fragezeichen versehen. Sieht es bei den nicht erfassten, nicht buchführungspflichtigen Betrieben besser aus?

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Verzweifelt versuchst Du, dein Gesicht zu wahren 😀

              Verstehst Du überhaupt, was dich die Leute hier fragen? Du gehst darauf nicht richtig ein und antwortest nur wirres Zeug.

              Wenn du über gewisse Dinge nicht Bescheid weißt, dann nimm dich halt zurück und wühl nicht im Wespennest rum…

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        In einem haben sie Recht, so toll ist das Leben auf dem Land wie es in den Hochglanzmagazinen beschreiben wird, bei weitem nicht.

        Der Landwirt hat Investitionen getätigt, die Kredite müssen bedient werden.

        Glauben sie, als „jammender“ Arbeitnehmer kann er diese Kredite jemals zurückbezahlen?

        Kommen sie mir jetzt nicht, er könne seinen Stall ja verkaufen.

        Wer will den, der andere verdient ja auch mit dem Stall zu wenig.

        Bevor sie mir jetzt sagen, man kann den Stall dann Gewerblich nutzen, dann versuchen sie mal die Genehmigung im Außenbereich zu bekommen, wenn sie Glück haben, bekommen sie ein Beherbergungsbetrieb genehmigt.

        Wie der Alois seine Tagespflege genehmigt bekam, ist mir schleierhaft, vie leicht sind gehen in Bayern die Uhren anders, wie in BW.

        • Alois Wohlfahrt sagt

          Hallo ehemaliger Landwirt, wie ich die Tagespflege genehmigt bekam? Indem ich angefangen habe mich auf die Idee einzulassen. Ich habe mir auch von meinem jetzigen Mieter und Betreiber des Tagesheimes helfen lassen. So schwer war es nicht. Natürlich braucht man Durchhaltevermögen. Aber es sind längst nicht alle Bürokraten gegen einen unternehmerischen Landwirt. Das Wichtigste ist die bewusste Entscheidung dafür und danach die praktischen Schritte dazu.

          • bauerhans sagt

            „wie ich die Tagespflege genehmigt bekam?“

            erinnert mich an den erben eines betriebes unweit von hier,dessen frau(altenpflegerin)den hof zum tagespflegeheim umgebaut hatte und nach einiger zeit die vollzeitpflege anbieten wollte,was ihr aus brandschutzgründen nicht genehmigt wurde.
            umbau wäre zu teuer gewesen.

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Bei mir ginge es einfacher, bin inzwischen fast in der Ortsmitte angekommen, mit S-Bahnanschluss in 400 Metern, auch Lidl und Rewe wissen wo die Kaufkraft am höchsten ist, in 400 Metern Entfernung. 😉 😉

      • Walter Parthon sagt

        Größte anzunehmende Gefahr!
        Gesundheit auf einen Blick: Europa 2016. Diese Studie der EU stellte Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis kürzlich vor. Die Ergebnisse sind dramatisch. In der EU gibt es 550.000 Todesfälle von Menschen unter 65 Jahren, die mit besserer Vorsorge oder Behandlung womöglich vermeidbar wären.
        In Deutschland gibt es demnach 87.000 vermeidbare Todesfälle in der Altersgruppe. Für die EU-Wirtschaft bedeuteten die Todesfälle Kosten von rund 115 Milliarden Euro.
        Es geht um Herzleiden, Krebs und Schlaganfälle. Wer zu dick ist, raucht oder zu viel Alkohol trinkt, hat ein größeres Risiko. Auch Umweltbelastungen wie schmutzige Luft sind ein Faktor.
        Wir fragen uns: Wo bleibt die Massentierhaltung? Pestizide? Vergiftete Brunnen? Oder fürchten wir uns vor den falschen Dingen? Das in sich wäre ja zumindest nicht gefährlich. Schlimm wird es, wenn man sich vor den richtigen Gefahren nicht mehr fürchtet, weil man mit der falschen Furch beschäftigt ist. Hier liegt eine massive Verantwortung der Medien, der Politik und der Organisationen vor, die unsere Landwirtschaft als größte anzunehmende Gefahr darstellen!
        http://www.oecd.org/…/health-at-a-glance-europe-23056088.htm

        • Es soll ja welche geben, die Herzleiden, Krebs und Schlaganfälle mit zu hohem Fleischgenuss in Zusammenhang bringen. Und zu hohen Fleischgenuss bringen wiederum manche mit der „Massentierhaltung“ zusammen, welche diesen erst ermöglicht und leistbar macht. Auch Feinstaub („schmutzige Luft“) soll schon von dem einen oder anderen mal mit den Emissionen aus der Tierhaltung zusammen gebracht worden sein.
          Diese Zusammenhänge gibt es auch wenn sie hochkomplex sind und nicht einfache Relationen widerspiegeln a la „Wer zu viel Fleisch isst wird an Herzinfarkt sterben… ob „uns“ das nun gefällt und in unserer Argumentation passt oder nicht.

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Aber auch wer gesund stirbt, ist definitiv tot.

            Viele Menschen glauben nicht mehr an den lieben Gott, sondern an die Gesundheit und alles, was man früher für den lieben Gott tat, wallfahren, fasten und so weiter, das tut man heute für die Gesundheit. Es gibt Menschen, die leben nur noch vorbeugend und sterben dann gesund. Aber auch wer gesund stirbt, ist definitiv tot. Das Ganze ist Realsatire pur. Wir erleben den bruchlosen Übergang von der katholischen Prozessionstradition in die Chefarztvisite. Doch Gesundheit als höchstes Gut ist unbezahlbar und wenn der gesunde Mensch der eigentliche Mensch ist, dann ist der unheilbar Kranke ein Mensch zweiter Klasse.

            © Manfred Lütz

  5. Upps… Habe ich in ein Wespennest gestochen? Mein Kommentar hat nichts mit Zynismus zu tun. Vielmehr sollte man sich die Freiheit nehmen, in Frage zu stellen, was immer wieder an ewig gleichen Phrasen gedroschen wird. Und das gilt genauso für die Gesellschaft wie für die Vertreter der Landwirtschaft.

    Einige Beispiele:

    „Heute ernährt ein Bauer…“ Ja, wie denn? Doch nicht, weil er oder sie heute 10 oder 50mal soviel arbeitet wie früher, sondern weil enorme Technologie eingesetzt wird. Damit geht unternehmerische Verantwortung einher. Alles muss optimal funktionieren. Und ich behaupte, dass die damit verbundenen Ansprüche viele Landwirte überfordern. Teilweise auch deswegen, weil sich die entsprechenden Investitionen für sie nicht rechnen bzw. sie nicht die dafür erforderliche Größe erreichen. Teilweise aber auch infolge der hohen Management- und Qualitätsansprüche. Warum importiert Deutschland mittlerweile ein Viertel der Ferkel? Warum hat denn mittlerweile ein erheblicher Teil der Landwirte einen Hochschulabschluss? Mit der Technisierung ist in den Betrieben mittlerweile auch die Arbeitsteilung angekommen. Und Spezialisierung reicht dafür oft nicht mehr aus.

    „Die Gesellschaft…“ Ja, die Gesellschaft ist schizophren. Was solls? Darüber kann man lange philosophieren. Jeder Landwirt ist letztlich dennoch seines Glückes Schmied. Und unter Umständen ist Glück eher in einem (landwirtschaftlichen) Angestelltenverhältnis zu erreichen, bei dem andere den Ärger mit der Gesellschaft übernehmen. Vor allem geht es darum sich Gedanken darüber zu machen, wie die Landwirtschaft in 10 oder 15 Jahren aussieht und wie man sich heute positioniert. Denn das ist der Maßstab für heutige Investitionen. Nicht das, was jetzt ist oder im nächsten Jahr sein wird.

    „Subventionen für gesellschaftliche Auflagen… “ Es gibt hierzu viele Berechnungen, die zeigen, dass die Verpflichtungen, die damit verbunden sind in keinem Verhältnis zur Höhe der Direktzahlungen stehen. Und immer deutlicher wird selbst die Argumentation der Politik, dass die Zahlungen ganz überwiegend der Einkommensstützung dienen. D.h. es sind letztlich Almosen, die an Landbesitzer gezahlt werden. Und noch etwas: selbst wenn sie abgeschafft würden, wird sich nichts an gesellschaftlichen Auflagen ändern. Auch der Bäcker und Schuster in Deutschland muss viele Auflagen einhalten.

    „In Brasilien gibt es niedrige Sozialstandards…“ Ja. Aber in Brasilien gibt es noch nicht einmal vernünftige Straßen. Jeder Landwirt muss selber zu sehen, wie er Soja und Mais zu den Häfen bekommt. Infrastruktur und dazu gehört auch das Ausbildungssystem bekommt unsere Landwirtschaft umsonst. Und letztlich konkurriert unsere Landwirtschaft ohnehin nicht mit Brasilien oder Neuseeland, sondern z.B. im Veredlungsbereich mit Holland und Dänemark, die nicht gerade niedrigere Sozial- und Umweltstandards aufweisen.

    Zum Abschluss nochmals die These: es könnte vielen Landwirten besser gehen, wenn sie hin und wieder die landwirtschaftlichen Stellenbörsen studieren würden einschließlich der überregionalen. Was ist daran zynisch?

    • Der Brandenburgbauer sagt

      Crux, das sehe ich ganz anders. Was Bundesgesetze betrifft, hast Du recht. Was allerdings EU Direktzahlungen betrifft, welche mit überzogenen Forderungen einher gehen, liegt die Sache ganz anders. Der Bauer, hat jetzt mehr Spielraum für seine Entscheidungen, er erhält ja kein Geld mehr.

      • Das verstehe ich nicht. Die Auflagen des Greening sind vielleicht bürokratisch und kaum wirksam. Die Greeningauflagen selber sind doch im Bereich der Selbstvertständlichkeiten anzusiedeln, wie Zwischenfruchtanbau und Fruchtfolgen. Und was ist mit der Basisprämie? Dafür fallen Cross-Compliance Auflagen an. Aber abgesehen wiederum vom Risiko bei einer Krontrolle Opfer der Bürokratie zu werden, geht es auch hier um Selbstverständlichkeiten, die auch dann bestraft gehörten, wenn es keine Direktzahlungen gäbe.

        • Der Brandenburgbauer sagt

          Wir verstehen uns glaube ich falsch. Natürlich werden wir unsere Flächen auch weiterhin ordentlich bewirtschaften ,dazu gehört Zwischenfruchtanbau und Fruchtfolgen dazu. Wenn es
          kein Geld, also auch keine Basisprämie als Bestandteil der Direktzahlungen gibt , fallen EU CC Kontrollen natürlich weg. Übrigens Fruchtfolgen und das einhalten von Anbaupausen sind bei mir „Heilig“ auch wenn der Markt oft andere Anforderungen stellt. Zuckerrüben zum Beispiel 5 Jahre und Raps 4 Jahre sind bei mir Gesetz.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      “ Infrastruktur und dazu gehört auch das Ausbildungssystem bekommt unsere Landwirtschaft umsonst. “

      Muss jetzt die Landwirtschaft dankbar sein, dass sie die Infrastruktur genau so nutzen darf, wie jeder andere Berufszweig auch?

      Muss ich jetzt als ehemaliger Landwirt dem deutschen Volk besonders danken, dass meine Kinder das Ausbildungssystem benutzen dürfen, wie andere auch?

      „Warum hat denn mittlerweile ein erheblicher Teil der Landwirte einen Hochschulabschluss?“

      Gegenfrage:

      Waren die Eltern nicht so klug, als jetzt die Kinder?

      • crux.chaos sagt

        Infrastruktur und Ausbildungssystem sind Leistungen, die von Steuerzahlern finanziert werden. Sie fallen nicht vom Himmel. 1. noch sind sie weitgehend in Deutschland umsonst zu nutzen. 2. müssen sie von irgendjemandem finanziert werden. Und das sind die Steuerzahler. Genau die, die auch die EU-Subventionen aufbringen müssen.

        Den Hochschulabschluss muss man so sehen, wie einen Führerschein für ein schnelles Auto. Je schneller und größer, desto besser sollte die Ausbildung sein.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          1. Infrastruktur und Ausbildungssystem können von allen genutzt werden, man solle nicht so tun, als wäre es eine Leistung, die nur der Landwirtschaft zu gute kommt.

          2. die EU Subventionen kommen jedem Verbraucher zu Gute, in Form von billigen Lebensmitteln.

          3. Die Zahl der Hochschulabschlüsse zeigt, dass Abseits von Bauer sucht Frau noch Landwirte gibt, die intellektuell mit hochnäsigen Menschen mithalten können.

    • Brötchen sagt

      @Crux der Ferkel Import ist historisch entstanden, wie folgt. NL und dk wollte die stickstoff Belastung verringern und von der mast wegkommen. Zu der Zeit hatte d. Noch einen Selbstversorgungsgrad von ca. 80 % beim Schwein. Heute vom knapp 100 %. NL hat vor 20 Jahre extreme Prämien für Betriebsaufgaben gezahlt. Die ehemaligen Mäster dort erzeugen jetzt Ferkel und exportieren diese, auch nach Polen usw.dk und NL hat etwa ein Selbstversorgungsgrad von 400 % hört sich gewaltig an, das sind nur kleine Länder. Deshalb ist d. Immer noch ein sehr großer Erzeuger in der EU. D. Hat auch eine sehr effektive Schlachtung und Zerlegung. In dK werden in der schlachtbranche sehr hohe Löhne gezahlt. Deshalb gibt es jetzt auch dänische Schlachthöfe in d. Also alles nicht so einfach zu verstehen.

    • bauerhans sagt

      ferkel werden importiert,weil stückzahlen von 600,800 oder 1200 für rein-raus hier nicht zu bekommen sind(stallbaugegner)
      gute ausbildungsabschlüsse haben bauern,weil sich unser schulsystem und unsere gesellschaftliche einstellung in den jahren wesentlich entwickelt hat.
      nochmal:
      wir bekommen keine SUBVENTIONEN!!
      wir müssen cross compliance einhalten,können darüber hinaus weitere gesellschaftliche aufgaben übernehmen(vielfältige fruchtfolge,kiebitzschutz,verzicht auf dünger und pflanzenschutz,ackerrandstreifen,etc.),für die wir entlohnt werden.
      das sind keine ALMOSEN.
      eins müssen wir allerdings lernen,dass wir nicht alle technik auf dem betrieb brauchen und vorm pachten,spitzer zu rechnen.

    • Bauernfreund sagt

      „Infrastruktur und dazu gehört auch das Ausbildungssystem bekommt unsere Landwirtschaft umsonst.“ Welch´ eine Aussage?! Bezahlen doch Landwirte Steuern wie jeder andere Unternehmer auch und finanzieren damit auch die Infrastruktur.
      Welche Aufgaben hat ein Landwirt heute in Deutschland? Ist es immer noch die Versorgung mit Lebensmitteln? Sicherlich muss sich die Landwirtschaft von dem Gedanken verabschieden, die Grundversorgung in Deutschland oder in Europa zu gewährleisten. Genauso wie sich die Industrie ihre Nischen suchen muss, müssen es auch die Landwirte tun. Einfach Getreide und Milch zu produzieren reicht eben nicht mehr. Das machen andere billiger. Hier gilt es innovative Produkte zu finden. Mit deutschen Lohnkosten kann und wird man in Zukunft nicht im Massenmarkt konkurrieren können.
      Aber die Landwirtschaft hat darüber hinaus eine wichtige Aufgabe, die gesellschaftlich entsprechend entlohnt werden muss. Hierzu zählen eben die Pflege der Kulturlandschaft, der Naturschutz, die Bewahrung der Biodiversität. Als neue Wirtschaftsbereiche zählen sicher Teile der Energieproduktion und Arneimittelproduktion…
      Welche Landwirtschaft in Deutschland/Europa in Zukunft gewünscht wird müssen letztendlich Politik und Gesellschaft beantworten, immer grössere Strukturen können und werden nicht die Lösung sein.

    • Ich seh das so sagt

      Es ist eine Crux mit dem Crux
      Ich nehme mal folgenden Beitragsansatz von ihnen und verkneife mir den Zusatz „klugscheißerischen“. Sie schreiben z.B. „Und letztlich konkurriert unsere Landwirtschaft ohnehin nicht mit Brasilien oder Neuseeland…….“. Hierzu kann muß man ihnen aber sagen: „au contraire, mon cher“.
      Denn wo käme sonst die Begriffe „Weltmarkt“ oder „Weltmarktpreis“ her, mit dem sich jeder noch so kleine Bauer hier abfinden lassen muß. Und da ist es nämlich dann plötzlich völlig egal, ob etwa Soja oder Zucker so produziert wird, wie es hier nur mit Auflagen und Verpflichtungen erlaubt ist. Wichtig ist da plötzlich nur der Preis.
      (Unberücksichtigt auch „kleiner Nebensächlichkeiten“, die beim Preisaushandeln geflissentlich übergangen werden, wie etwa Kinderarbeit oder Sklaverei oder Landraub durch -auch deutsche – Großkonzerne). Bei ihnen – Kommentator Crux, heißt das aber dann nur „dass die Verpflichtungen, die damit verbunden sind in keinem Verhältnis zur Höhe der Direktzahlungen stehen“.

      Gerade das Beispiel Soja zeigt auch wie schizophren das Umfeld ist, in dem sich die Landwirtschaft bewegen muß. Die riesige „Öl- und Eiweißlücke“ Europas, also die fast völlige Importabhängigkeit von den USA oder Brasilien, ist ja keine Neuigkeit erst seit gestern. Als die europäischen Bauern diese Lücke etwa in den 80er Jahren durch höhere Inlandsproduktion zu schließen versuchten, waren sie binnen weniger Jahre so erfolgreich, daß es plötzlich eines eigenen Abkommens bedurfte, um sie darin zu stoppen.
      Es war das berühmt- berüchtigte „Blair-House-Abkommen von 1992, mit dem der weitere Anbau etwa von Soja oder von Raps hier dann fast völlig zum Erliegen kam. Auszug aus WIKIPEDIA: „Mit dem Blair-House-Abkommen sollte verhindert werden, dass sich durch den Non-Food-Anbau der Einfuhrbedarf der EG an Ölsaaten verringert, wovon in erster Linie die Vereinigten Staaten mit ihren Sojaexporten betroffen wären.“ Im Gegenzug (und auf Kosten der Landwirtschaft) durfte Europa Stahl, Autos, u.a. in die USA exportieren.

      Und auch heute gibt es kaum eine GrünIn, die nicht den Bauern vorhält, daß sie Soja für die Fütterung verwenden, das aus den USA oder aus Brasilien (Weltmarktführer) importiert wird. Gleichzeitig setzen sie mit allen erdenklichen Mitteln alles daran um eine maßgeblich sich erhöhende Inlandsproduktion zu torpedieren.

      Soviel mal hierzu

  6. Mir kommen die Tränen… Sorry, ich will nicht sarkastisch werden. Um viele Einzelschicksale tut es mir leid. Aber der Strukturwandel passiert heute genauso wie vor 50 Jahren. Damals getrieben dadurch, dass die Industrie ständig neue Arbeitskräfte brauchte. Heute braucht sie diese genauso. Der Fachkräftemangel wird weiter zunehmen. Irgendjemand muss die Rente von morgen sichern. Da kann es sich die Gesellschaft eigentlich nicht leisten, wenn in einem Sektor hochsubventioniert eine geringe Arbeitsproduktivität gepflegt wird. Und auch heute gibt es andere Betriebe, die dankend die Flächen übernehmen, die dann frei werden. Landwirtschaft ist heute Hochtechnologie.

    Man kann natürlich über die böse Gesellschaft jammern, die den Prozess nicht stoppt. Aber sorry. Warum sollte sie? Wer kümmert sich um Bäcker und Schuster? Wie lange kann es sich die EU leisten, jährlich 60 Mrd. an Steuermittel zu vergeuden?

    Eines sollte man zusätzlich in Betracht ziehen: auch die Landwirtschaft braucht künftig viele Arbeitskräfte. Vielleicht weniger selbständige Bauern. Aber möglicherweise finden viele junge Landwirtinnen und Landwirte eine viel glücklichere Zukunft in fremden Betrieben als Betriebsleiter, Produktionsleiter, Buchhalter, Traktorfahrer oder Tierpfleger verglichen mit dem permanenten Zwang als selbständiger Betrieb einem Konkurrenzdruck standhalten zu müssen, dem man persönlich nicht gewachsen ist. Und hierzu gehört nicht nur der Konkurrenzkampf mit den Nachbarbetrieben, sondern ebenso der mit dem Ausland sowie mit anderen Sektoren.

    • Der Brandenburgbauer sagt

      @Crux, erklären Sie mir mal ,was Sie unter, die Gesellschaft kann es sich eigentlich nicht leisten wenn in einem Sektor hochsubventioniert
      eine geringe Arbeitsproduktivität gepflegt wird.
      Fazit:
      Die deutschen Bauern sind faul, das soll die gebeutelte Gessellschaft nicht auch noch honorieren.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Vor ein paar Jahren war eine Delegation aus Australien in unserem Kreis ( Ortenaukreis, Mittelbaden) zu Gast um sich über unsere Landwirtschaft zu informieren.
        Sie wunderten sich, warum Apfelbäume mitten im Getreidefeld stünden, es war nicht einfach die zu überzeugen, dass die unter Naturschutz stehen und nicht gerodet werden dürfen.

        Wahrscheinlich meint der Crux dies unter der geringen Arbeitsproduktivität.

      • Brötchen sagt

        Die Industrie wird vielmehr indirekt „gefördert“ jeder neue industriearbeitsplatz mit ca. 1 Mio Euro. Für die lw gibt es nur einen direkt zuordnenbaren Fonds. Ganz schlimmer Sumpf ist meines Erachtens das gesundheitssystem. Das wäre sicher auch eine kleine Recherche wert.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Immer mehr höre ich die Forderung, man müsse die kleinen Betriebe fördern und jetzt höre ich genau das Gegenteil.

      Was will unsere Gesellschaft eigentlich?

      Das sind ein Teil der Argumente, welche die potentiellen Hoferben veranlassen, eben den Beruf als Landwirt nicht zu ergreifen. Wenn das erwirtschaftete Geld nicht ausreicht, dann bekommt man die Antwort, ihr jammert ja nur, hat man den Betrieb vergrößert, dann werden wir als Umweltverschmutzer, Tierquäler usw. beschimpft.

      Die Konzentrationen werden weitergehen, aber unsere Gesellschaft wird sich noch wundern, wie viele Grundstücke aus der Produktion genommen werden. Landschaftlich gesehen steht uns in manchen Gebieten der Supergau bevor.

      Arbeitskräfte müssen auch bezahlt werden, die sind auch beim Mindestlohn recht teuer, deshalb wird noch mehr in die Technik investiert, wie zb. ein Obstaubetrieb nahe der Holländischen Grenze, in dem Betrieb sitzt keine Person beim Pflanzenschutz und Mulchen mehr auf dem Schlepper. Mehrkosten dieser Technik 38.000 Euro

      Meinen Söhnen habe ich empfohlen, macht einen Beruf mit dem ihr eine Familie ernähren könnt, wenn das nicht klappt, dann könnt ihr immer noch Harz IV beantragen, zumindest müsst ihr nicht anhören, dass ihr dem Beruf des Landwirtes nicht gewachsen seid.

    • Bauer Willi sagt

      Hallo Crux, Du Klugscheißer. Sorry, aber das muss ich doch jetzt auch mal sagen, auch wenn ich mich sonst etwas diplomatischer ausdrücke. Erst einmal ist der Artikel eine Zustandsbeschreibung und kein Gejammer. Wenn eine Branche den Strukturwandel erlebt hat und noch weiter erlebt, dann die Bauern.

      Arbeitsproduktivität: Heute ernährt ein Landwirt 144 Menschen, noch vor ein paar Jahrzehnten waren es deutlich weniger. Dann wirft man uns aber im gleichen Atemzug und ohne nachzudenken, die „Agrarindustrie“ oder „industrialisierte Landwirtschaft“ um die Ohren. Oder die „Massentierhaltung“. Das ist doch hohe Arbeitsproduktivität, die zu niedrigen Lebensmittelpreisen führt. Ne, dass soll es dann auch nicht sein.

      Subventionen: Das sind Zahlungen, die wir dafür erhalten, dass wir uns im Sinne der Gesellschaft genehm verhalten. Ich scheiss auf die Subventionen, wenn ich im Gegenzug mein Unternehmen so führen könnte, wie ich es wollte.

      Wettbewerbsfähigkeit: Ich möchte die Lohn- und Sozialstandards von Brasilien, denn mit denen muss ich konkurrieren. Willst Du nicht, dass die hier gelten? Warum eigentlich? Für meinen Betrieb wäre das toll! Stundenlohn von 1,50 € und natürlich kein Kündigungsschutz und anderen „Blödsinn“. Dann kann ich auch konkurrieren.

      Einzelschicksale: Das ist doch zynisch. Dich interessieren doch Einzelschicksale solange nicht, wie es nicht Dein eigenes ist.

      Das musste ich jetzt mal loswerden. Nimm es bitte persönlich.
      Dein Bauer Willi

  7. Der Brandenburgbauer sagt

    Hallo Willi, in diesem Blog sprichst Du ein breites Spektrum an. Für mich stellt sich jetzt die Frage ,warum suchst Du Deinen Frieden jetzt unbedingt bei den Grünen. Ich, glaube. Du hast an Anton Hofreiter gefallen gefunden. Vor kurzem habe ich einmal in einer öffentlichen Debatte formuliert. Die Landwirtschaft ist in Deutschland der „Staatsfeind“ Nr. 1.
    Alles, was schlecht ist, in diesem Land ,dafür tragen die Bauern die Verantwortung.
    Einzelheiten erspare ich mir mal . da ich bei der Aufzählung eventuell ,etwas vergesse.

    • Bauer Willi sagt

      Da musst Du etwas falsch verstanden haben. Oben steht, dass die Grünen die einzige Partei sind, die sich mit dem Thema Landwirtschaft noch befasst. Aber nicht in unserem Sinne. Und Hofreiter halte ich für einen „Dampfplauderer“. Deutlich genug?
      Bauer Willi

  8. Friedrich sagt

    @bauerhans. Lieber Bauerhans. Mit dem Betrügen , übervorteilen o.s. glauben die meisten Bauern nicht. Wenn ich in den Ruhestand gehe , will ich ein Buch über diese Dinge schreiben . Ich sammle seit vielen Jahre die Texte. Nachfolgend einige wenige Beispiele:
    1.Aminosäuren im Schweinefutter.Als der Preis sich verdoppelte und das Futter für ein halbes Jahre zum Festpreis gekauft war , hat man einfach die Aminosäurenmenge entspr. reduziert , mit dem Ergebnis , daß bei mir im Stall die Ferkel umkippten.Die Futterannalyse hats bewiesen.2. Magerfleischfeststellung mit FOM : Ich bin schon viele Dutzens male am Schlachtband beim Klassifizieren dabei gewesen. Immer , wenn ich dabei war hatte ich 3 – 6 Euro mehr je Schwein. 3. Getreideverkauf: Ein Handelspartner hat um die Durchlaufwaage eine Umleitung gelegt, sodaß ca. 7% weniger gewogen wurde.
    4. Welcher Landwirt zählt schon die geladenen Rübenzüge, die zur Fabrik fahren?? PSST!!! — Jetzt solls gut sein. Ich habe unserem Willi neulich unsere Überwachungsanlage
    rübergemailt. Ich bleibe dabei : Ohne permanente Kontrolle geht es nicht !! Wer hat denn den Milchwagen , Futterwagen o.ä. schon mal gewogen ??

    • Brötchen sagt

      Friedrich, was die SchweineAbrechnung angeht, wird vielmehr bei den gewichten „gut gemacht“ auch was zur zeit so abgeschnitten und verworfen wird ist bald nicht mehr zu verkraften. Grüße!

      • bauerhans sagt

        im moment werden grossen lieferanten vorkosten erlassen und zuschläge bezahlt,die kleineren abgezogen werden,so bleibts preisneutral.
        abgeschnitten und verworfen wird nicht viel,weil da viele zuschauen.

        • Brötchen sagt

          Das sieht auf meinen Abrechnungen anders aus. Ist schon richtig das viele hinsehen, früher wurde nicht so „groß zügig“ verworfen. Das ganze ist auslegungssache der Veterinäre! Ich betreiben ein kleines Schlachthaus und liefere auch ab.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Ein Bekannter war einmal in einer Schinkenräucherei beschäftigt.
      Die Schinken wurden per LKW angeliefert, 2500 Stück, die Fettschicht wurde automatisch gemessen.
      Die Schinken , welche mehr als die erlaubte Fettschicht aufwiesen, wurden aussortiert, in der Regel 10 %.

      Der Geschäftsführer erklärte dem LKW Fahrer, er solle die 250 Schinken wieder mitnehmen, er kann sie zum Preis von Hundefutter auch da lassen, sie werden dann zu Hundefutter verarbeitet.

      Für die Lieferfirma war es finanziell uninteressant, die Schinken wieder an den Schlachthof zurück zu bringen.

      Nein es gab kein Hundefutter sondern Schwarzwälder Schinken und der Verbraucher konnte sich über die günstigen Preise beim Discounter freuen.

  9. Deutschlands Bauern gehen… okay das nehme ich hin, aber sie gehen leise? Ich weiß nicht… Das Interesse an der Landwirtschaft ist ungebrochen hoch oder gar noch höher als je zuvor… Wenn Junglandwirte sich so oft rechtfertigen müssen, dass sie keine Lust mehr haben dies zu tun dann ist das nur ein Zeichen dafür. Über Landwirtschaft kann man doch genau so reden wie über das Wetter. Jeder, selbst der größte Städter hat doch eine Meinung, dass die Meinungen, und auch das vorhandene Fachwissen, da auseinander gehen ist klar. Aber zu sagen es bestünde kein Interesse scheint mir nicht legitim… Und ein trotziges ‚Wir machen euch satt‘ hilft wohl auch nicht wirklich weiter, wenn man einen Dialog anstrebt. Und Fenster im Feld zu schaffen, in denen gezeigt wird, was passiert wenn kein Pflanzenschutz (übrigens genauso ein politischer Kampfbegriff wie Massentierhaltung – die meisten Pflanzen werden ja gar nicht geschützt :P) gemacht wird, ist doch in verschiedene Hinsicht verwerflich und aus Landwirtsicht kontraproduktiv. Es wird so getan, als gäbe es keine andere Möglichkeit der Unkraut (wieder ein Kampfbegriff :D) regulierung und es macht den Landwirt zum Verteidiger/Stellvertreter der großen Chemiekonzerne. Wenn der Kritiker die Gleichung Bayer=Bauer aufmacht ist das nicht überraschend. Und ich denke die wenigsten Bauern können wirklich zu hundert Prozent die Wirkungsweise der Mittel, die eingesetzt werden erklären, geschweige denn ihre Folgen…

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      “ Es wird so getan, als gäbe es keine andere Möglichkeit der Unkraut (wieder ein Kampfbegriff :D) regulierung und es macht den Landwirt zum Verteidiger/Stellvertreter der großen Chemiekonzerne. Wenn der Kritiker die Gleichung Bayer=Bauer aufmacht ist das nicht überraschend. Und ich denke die wenigsten Bauern können wirklich zu hundert Prozent die Wirkungsweise der Mittel, die eingesetzt werden erklären, geschweige denn ihre Folgen… “

      Als Jugendlicher war ich noch in der glücklichen Lage, im Betrieb meiner Eltern die Zeit ohne Herbizide mitzuerleben, sie glauben es kaum, was für eine „Freude“ es war, bei über 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von über 90% Rüben zu hacken, ich hatte auch das „Glück“ den Boden in den Weinreben von Hand zu bearbeiten. Derzeit sind zwar Entwicklungen zu Gange, die eine Herbizidanwendung auf ebenen Flächen erübrigen, bei den steilen Weinbergen, wo nachweislich die besten Qualitäten wachsen, sind sie nicht anwendbar.

      Diejenigen, die eine Herbizidfreie Landwirtschaft fordern, sind meistens diejenige, die eine Handhacke höchstens mal im Baumarkt gesehen, aber noch nie damit gearbeitet haben.

      Den Vorwurf, die meisten Bauern kennen nicht die Wirkungweise der Mittel, ist schlicht und einfach eine abwertende Unverschämtheit.

      Übrigens, die Landwirtschaft, die der Städter aus den Hochglanzmagazinen her kennt, ist eine andere, als der potenzielle Hofnachfolger sie vorfindet.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Im April war ich in Würzburg, auf dem Marktplatz war der BUND mit einem Stand vertreten und warb für eine Unterschriftenliste mit den Ziel:

        Glyphosat verbieten.

        Der nach seinem Aussehen der alternativen Szene zugehörig,
        fragte ich, ob er weiß was eine Handhacke ist.

        Antwort:
        Er hat noch keine gesehen, kann sich aber vorstellen, wie sie aussehen könnte.

      • Ich seh das so sagt

        Auch wir haben auf unserem Betrieb vor einigen Jahren mit Kollegen mal für Journalisten einen Parzellenvergleich bei Rübe durchgeführt (Nullparzelle ohne Pflanzenschutz – Rein mechanischer Pflanzenschutz – Chemischer Pflanzenschutz). Arbeitstitel: Fröhliches Unkrautjäten. Es sind damals – überraschenderweise – doch zahlreiche (10-15) Journalisten gekommen.
        1. Teil: fachliche Infos: was ist hier zu sehen, warum, wieso, Vorteile-Nachteile; Fragen-Antworten. Dauer: ca. 60 Minuten
        2. Teil: Korrekturarbeiten an der Nullparzelle oder an der Mechanischen Parzelle unter Anleitung und mit aktiver Beteiligung der anwesenden Journalisten unter Zuhilfenahme der dafür üblichen Werkzeuge (= Handschuhe und/oder Handhacke). Dauer: geschätzte 8-10 Minuten
        3. Teil: Besprechung der Erfahrungen am Buffet. Dauer ca. 4 Stunden

        4. Teil: Eigene Erfahrungen aus den entsprechenden Medienmeldungen und mittelfristigen Veränderungen der Berichterstattung. In ca. 50% der Medien von anwesenden Journalisten fand sich kein Bericht (inkludiert auch all jene, wo der Bericht unter 5 Zeilen lang war. Andere berichteten teils so, daß ich mich fragte ob die wirklich hier bei der Veranstaltung waren oder nicht doch ganz woanders. Bei jenen die zumindest Pro und Contra und ihre Erfahrungen oder Eindrücke darstellten, hat sich kurzfristig zwar eine diffizilere Sichtweise eingestellt. Mittelfristige Auswirkungen: kann jeder selbst beantworten wenn er Zeitungen aufschlägt.

    • Bauer Willi sagt

      Hallo Hans,
      wir Bauern können auch Bio. Es muss nur jemand kaufen und bezahlen. Und da zeigt sich die doppelte Moral unserer Bürger. Das nur zu den vielen Themen, die Du ansprichst.

      Dann noch eine Frage: erkläre mir doch bitte genau und im Detail die Wirkungsweise von Aspirin. Und die Folgen für die Person, die es einnimmt und für die Umwelt. Auf die Antwort wartet
      Bauer Willi

  10. Medien-Schelte gibt es in der Tat leider zu viel, Populismus und Floskeln auch und die Lösungen sind sicher nicht einfach – das wichtigste ist aber gute Information und Erziehung – vor allem unsere Kinder aber auch im Alter kann man noch lernen. Leider geht es oft im globalen Erziehungswettkampf nur um Testergebnisse. Aber darum geht es hier nicht … Trotz Medien-Schelte gibt es meiner Ansicht nach doch noch – vor allem auf den Sparten-Kanälen – ab und zu gute Sendungen und Informationen. So am letzen Freitag auf 3Sat in der Sendung Macro: http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=63194

    Wollte ich doch eben mit Euch teilen und hoffe Ihr seht das genauso.
    Gruss
    Alexander

  11. Friedrich sagt

    Wir Bauern sind zu erfolgreich. Wir produzieren ohne Ende. Da wird von 500 auf 1.000 Kühe aufgetockt, Flächen zu jedem Pachtpreis gepachtet usw.. Ich habe immer in klein , fein , mein gedacht und gehandelt. Dabei nie die Wertschöpfung (Eigenkapitalerhöhung) vergessen. Den wirtschaftl. Druck hatten wir doch immer. So kam mir gleich zu Beginn meines Wirtschaftens die Erkenntnis, möglichst viel von der vorhandenen Produktion in der eigenen Hand zu behalten und dort wo es geht gewerbliche Dienstleistungen selbst zu machen. Es muß natürlich immer in den Betrieb passen. Bei meiner letzten Tat , habe ich Geld in die Hand genommen und über 40% des verbrauchten Stroms entweder selbst zu produzieren (PV) oder einzusparen (LED,Steuerungstechnik). Allein dies hat mir eine Verzinsung der Investition von über 25 % /Jahr gebracht. Das hätte ich bei einer Erweiterung in der ldw. Produktion nie erreichen können. Außerdem muß ich hierfür keine Arbeitszeit einsetzen. Ich habe ja nur einen kleinen Schweinebetrieb , aber mein Berater erzählt mir bei der Jahresauswertung , daß ich mehr Gewinn erzielt habe, als ein zehnmal so großer Betrieb, weil ich eben alles selber mache oder einspare. Alle gewerblichen Dienstleistungen kosten immer mind. 50 Euro/Std. . Wir lagern das Getreide und schroten das ganze Futter selbst. Wir haben noch nie über 1.000 Euro/Jahr für Trocknungskosten ausgegeben.Das Getreide was nicht selbst verfüttert wird, wird brutto für netto ab Hof verkauft und mit LKWs abgefahren,. Dabei ist die Gewichtskontrolle sehr wichtig. Wir Bauern sollten immer alles kontrollieren. Unsere Handelspartner sind nicht immer die Netten , wie wir meinen. Mein Schweineberater berichtete mir neulich , das ein Schweinebetrieb von seinem „Guten Handelspartner“ um rd. 100.000 Euro erleichtert wurde. Wir müßen viel mehr eigene Qualitätsanalysen erstellen lassen, alle Ein- Verkaufsprodukte wiegen, mal am Schlachtband stehen usw. .Hat mich neulich mein Neffe gefragt , ob ich denn keinem trauen würde. Ja, leider habe ich ihm antworten müßen, weil ich in meiner Wirtschaftszeit schon zu viele Betrügereien aufgedeckt habe.Nach meiner Einschätzung gehen der deutschen Landwirtschaft jedes Jahr viele „Hundert Millionen“ Euro durch Betrügereien verloren.
    Aber das Wiegen auf einer Fuhrwerkswaage für 5 – 10 Euro will aber keine Bauer bezahlen.
    Mein Traum wäre , daß alle Bauern in Deutschland mal für drei Tage kein Produkt verkaufen würden. Das würde alle Weiterverarbeiter voll treffen. Habe auch nicht verstanden , warum die Milchviehhalter mal drei Tage nicht die Milch in die Gülle gekippt haben.
    Wenn der Milchtanker ohne Milch zur Molkerei kommt , das hilft. Wenn die Preise schlecht sind , warum nicht die Produktion in der Tierhaltung runterfahren !? Nur weniger Menge hilft, sonst garnichts. Immer weiterproduzieren hilft keinem .

    • bauerhans sagt

      friederich,dass wir immer wieder betrogen werden,glaub ich nicht!

      auch,dass wir mal zusammen stehen werden,um gemeinsam unsere interessen durchzusetzen, glaube ich nicht,weil wir einzelkämpfer sind,die sogar manchmal in der familie keinen rückhalt finden.

      • Der Brandenburgbauer sagt

        Volle Zustimmung. „Wenn dein starker Arm es will, stehen alle Räder still“. Wir sind als Bauern kein starker Arm. Wir sind ein Haufen, kleiner zerbrechlicher Ärmchen.
        Daran sind wir selber Schuld. Jeder denkt zu erst an sich ,Wer hat dagegen Einsprüche?

    • Garit sagt

      Wir liefern weniger Milch ab, da wird die Milch halt aus Belgien,Luxemburg und Holland herbeigeführt. Ist auch EU. Und die Molkereien wollen ausgelastet sein.

      • Das mit der Milch wegkippen hat ja vor einigen Jahren soooo gut funktioniert!? Größe allein macht nicht den Wirtschaftlichen Erfolg aus aber es gibt durchaus für Betriebe ein gesundes Wachstum ( warum nicht auch im Bereich PV ) . Wenn der Nachbar 600 Kühe macht und einen Neuen Stall für weitere 300 Plant kann dies Durchaus Sinn machen das liegt auch nicht in meiner Entscheidung. Das heißt aber nicht das mein Betrieb mit 120 Kühen auch 60 Mehr melken sollte und sich wirtschaftlich dann besser Steht.

  12. Ehrlicher sagt

    Wir haben unseren Betrieb die letzten Jahrzehnte kontinuierlich weiterentwickelt und sind mit unserem Einkommen im schnitt der Jahre zufrieden. Aber die zunehmende Bürokratie die ständig zunehmende Kritik an der modernen Landwirtschaft, ständig zunehmende Auflagen im Bereich Tier- und Umweltschutz und vieles mehr führen dazu, dass man sich nicht mehr sicher ist, ob man denn einen Familienbetrieb weiterentwickeln soll, ob man sich überhaupt wünschen soll das ein Kind den Betrieb mal übernimmt oder ob es ihm nicht besser geht als „dumschwätziger“ Akademiker in der Großstadt? Die alternative zum Familienbetrieb der all diese Risiken trägt ist der Großbetrieb mit Gehalt für den Geschäftsführer und Haftungsbegrenzung, diese Form der Landwirtschaft erscheint mir manchmal als sinnvoller in der heutigen Zeit als das malochen bis zum Lebensende, damit der Junior mit billigen Arbeitskräften den Betrieb vielleicht weiterführen kann, nur damit ich das Gefühl habe dass ich nicht „umsonst“ geschuftet habe, da es ja weitergeht. Kurzum wenn die Gesellschaft so weitermacht wird es nicht mehr viele Familienbetriebe geben, was ich persönlich schade finde, aber was nützt es?

    • Stadtmensch sagt

      Sie sind das beste Beispiel dafür, warum ich keine Hoffnung für die „evolutionäre Stilblüte“ unseres Wirtschaftssystems sehe. Sie wird absterben und etwas bereits in der Entwicklung befindliches wird sich weiter entwickeln (woanders, ohne uns).
      Den arbeitenden Menschen fällt nichts besseres ein, als sich selbst zu zerfleischen und nach unten zu treten (der doofe Hartzer ist selbst schuld), statt sich ihrer Situation bewusst zu werden (bzw. ihre „Vulgärökonomische Sicht“ zu überwinden). Wer kann es ihnen verdenken. Sie stecken bis zum Hals in der Arbeit (er\sie arbeitet hart und redlich) und sind auch noch stolz drauf, keine Zeit für etwas anders zu haben.

      Zitat:
      „Und damit sind wir an die Grenzen der Mehrwertproduktion gekommen, jenseits derer die „Springquellen des Reichtums“ ruiniert werden. Es sei denn, wir schaffen einen Sprung in der gesellschaftlichen Evolution: Hin zu einer Gesellschaft, die – wie es am Ende des dritten Bandes des „Kapitals“ heißt – „ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regelt und unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle bringt, statt von ihm als von einer blinden Macht beherrscht zu werden, diesen Stoffwechsel mit dem geringsten Kraftaufwand und unter den ihrer menschlichen Natur würdigsten Bedingungen vollzieht“.
      http://www.deutschlandfunk.de/re-das-kapital-1-6-aktuelle-brisanz-der-marxschen-kategorie.1184.de.html?dram:article_id=369501

      • Bauer Willi sagt

        @Stadtmensch
        und jetzt bitte noch die Vorgehensweise, wie wir den Umbau der Gesellschaft hinbekommen. In Analysen sind Sie immer Spitze… 😉
        Bauer Willi

  13. Reinhard sagt

    Ist es denn wirklich so erstaunlich, wenn die Familienbetriebe aufgeben? Nicht nur in der Landwirtschaft gibt es den Strukturwandel. Autos werden von Robotern gebaut, die Heerschar der Arbeiter musste sich etwas anderes suchen. Viele andere Berufe verschwanden ebenfalls (Küfer?). In (fast) allen Sparten gibt es sicherlich auch Nischen. Autobauer, die spezielle Fahrzeuge herstellen, Schuhmacher, die noch Schuhe herstellen. Bei Bauern ist das Problem etwas schwieriger, denn die haben für die Gesellschaft zwei Aufgaben: Produktion von Nahrungsmitteln und die Pflege der Kulturlandschaft.
    Die erste kann die industrielle Landwirtschaft effektiver (und man sollte hier Emissionen und Landschaftsverbrauch ganz entsprechend wie bei anderen Industrien handhaben).
    Für die zweite ist die bäuerliche Landwirtschaft vermutlich besser geeignet. Diese Leistung muss aber bezahlt werden (wie Willis verpachtetes Land). Das sollte durch die Bauernverbände eingefordert werden, zumindest wenn wir (oder die „Mehrheit“) auch weiterhin eine gegliederte Landschaft haben wollen. Und dann wird es auch noch die Nischenbetriebe geben (Bio, Direktvermarktung, etc.). Die Bauern müssen sich da irgendwo wiederfinden. Nur für Traditionserhalt wird keiner bezahlen wollen.

  14. Brötchen sagt

    Nur mal so zur einOrdnung, ein großer bekleidungshändler in Berlin macht an einer Kasse! 53 tsd Umsatz an einem Tag! Das ist ca. Ein Viertel von dem was in meinem aufgabengebiet im Jahr umgesetzt wird! Nun versetzt euch mal in die Lage eines Politikers, der sich die gleichen zahlen ansieht.

  15. Brötchen sagt

    Nur mal so zur einOrdnung, ein großer bekleidungshändler in Berlin macht an einer Kasse! 53 tsd Umsatz an einem Tag! Das ist ca. Ein Viertel von dem was in meinem aufgabengebiet im Jahr umgesetzt wird! Nun versetzt euch mal in die Lage eines Politikers, der sich die gleichen zahlen ansieht.

  16. Ich seh das so sagt

    Mir kam dazu eine vielleicht bekannte Ballade in den Sinn:

    „Das Riesenspielzeug“ von Adelbert von Chamisso (1831):

    Burg Niedeck ist im Elsaß der Sage wohlbekannt,
    die Höhe, wo vor Zeiten die Burg der Riesen stand;
    sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer,
    du fragest nach den Riesen, du findest sie nicht mehr.

    Einst kam das Riesenfräulein aus jener Burg hervor,
    erging sich sonder Wartung und spielend vor dem Tor
    und stieg hinab den Abhang bis in das Tal hinein,
    neugierig zu erkunden, wie’s unten möchte sein.

    Mit wen’gen raschen Schritten durchkreuzte sie den Wald,
    erreichte gegen Haslach das Land der Menschen bald,
    und Städte dort und Dörfer und das bestellte Feld
    erschienen ihren Augen gar eine fremde Welt.

    Wie jetzt zu ihren Füßen sie spähend niederschaut,
    bemerkt sie einen Bauer, der seinen Acker baut;
    es kriecht das kleine Wesen einher so sonderbar,
    es glitzert in der Sonne der Pflug so blank und klar.

    „Ei! artig Spielding!“ ruft sie, „das nehm’ ich mit nach Haus!“
    Sie knieet nieder, spreitet behend ihr Tüchlein aus
    und feget mit den Händen, was sich da alles regt,
    zu Haufen in das Tüchlein, das sie zusammenschlägt,

    und eilt mit freud’gen Sprüngen, man weiß, wie Kinder sind,
    zur Burg hinan und suchet den Vater auf geschwind:
    „Ei Vater, lieber Vater, ein Spielding wunderschön!
    So Allerliebstes sah ich noch nie auf unsern Höh’n.“

    Der Alte saß am Tische und trank den kühlen Wein,
    er schaut sie an behaglich, er fragt das Töchterlein:
    „Was Zappeliges bringst du in deinem Tuch herbei?
    Du hüpfest ja vor Freuden; laß sehen, was es sei.“

    Sie spreitet aus das Tüchlein und fängt behutsam an,
    den Bauer aufzustellen, den Pflug und das Gespann;
    wie alles auf dem Tische sie zierlich aufgebaut,
    so klatscht sie in die Hände und springt und jubelt laut.

    Der Alte wird gar ernsthaft und wiegt sein Haupt und spricht:
    „Was hast du angerichtet? Das ist kein Spielzeug nicht!
    Wo du es hergenommen, da trag es wieder hin,
    der Bauer ist kein Spielzeug, was kommt dir in den Sinn?

    Sollst gleich und ohne Murren erfüllen mein Gebot;
    denn wäre nicht der Bauer, so hättest du kein Brot;
    es sprießt der Stamm der Riesen aus Bauernmark hervor,
    der Bauer ist kein Spielzeug, da sei uns Gott davor“

    Mal was Besinnliches, vor allem der letzte Vers.

  17. fred huber sagt

    hallo willi. bei diesem artikel gehe ich nicht ganz mit. du stellst es so dar, als wäre der strukturwandel folge, nicht von zu niedrigen preisen, sondern von zu hohen auflagen. was meiner meinung nach aber das gleiche problem aufzeigt, nämlich, dass am ende zu wenig geld über bleibt. ob das jetzt durch zu wenig einnahmen, oder durch zu hohe ausgaben der fall ist, ist wohl ansichtssache… ach ja und natürlich die bösen meinungsmacher in den medien.

    ich für meinen teil fühle mich als konventioneller landwirt in der gesellschaft gut integriert und auch als massentierhalter oder umweltvergifter fühle ich mich nicht angesprochen.
    trotzdem: würden meine kinder jetzt vor einer berufswahl stehen, würde ich ihnen raten, lieber was „richtiges“ zu lernen.
    zur erinnerung:
    https://www.bauerwilli.com/der-kuhstall-ist-leer-es-ist-vorbei/

    das ist jetzt ein jahr her. der milchpreis ist wieder auf dem gleichen, niedrigen niveau angekommen wie damals. (dazwischen wurde das tal noch tiefer.) in den letzten beiden jahren wurden auf den betrieben enorme summen an geld verbrannt, und ein ende ist nicht abzusehen. das geht jetzt so seit ich unseren betrieb vor 8 jahren übernommen habe.
    das soll jetzt keine jammerei sein. nur, wie sollte ich unter diesen vorzeichen meinen kindern empfehlen weiterhin auf milch zu setzen?

    da sind für mich die ngos bzw. die politik nur nebenkriegsschauplätze…

    mfg

    • Bauer Willi sagt

      Hallo Fred
      nein, es sind auch nicht nur die hohen Auflagen, die sicherlich auch andere Branchen haben. Weiß ich von meiner Frau, die in einem anderen Beruf arbeitet.
      Es ist meines Erachtens die zunehmende fehlende Akzeptanz unseres Berufes in der Gesellschaft. Gut, dass geht auch Politikern so. Aber man sieht auch, wohin das führt.

      Wir leben am Rande von Großstädten und da fühle ich mich nicht mehr gut integriert. Ich habe ja schon vom Neubaugebiet in unserem Ort berichtet. Was von dort an Unverständnis kommt, würde Bücher füllen (in meinem Buch ist davon nur ein kleiner Ausschnitt). Schön, wenn das bei euch (noch?) anders ist. Ich wünsche euch, dass das noch lange so bleibt. 🙂
      Bauer Willi

      • fred huber sagt

        hallo willi.
        das wünsche ich mir auch! 🙂

        ich habe immer wieder das gefühl das uns bauern die fehlende akzeptanz nur eingeredet wird. warum auch immer…
        hier ein bespiel:

        http://www.topagrar.com/news/Rind-Rindernews-Mehr-Dialog-zwischen-Bauern-und-Verbrauchern-5925974.html

        und hier die umfrage dazu:

        http://dialog-milch.de/wp-content/uploads/2016/03/umfrageergebnisse-18-01-2016.pdf

        es ist schon komisch…

        wobei ich mir aber schon im klaren bin, dass es das wirtschaften nicht einfacher macht, wenn man in einer dicht besiedelten gegend landwirtschaft betreiben will / muß. mein mitleid hast du! 😉

        • Bauer Willi sagt

          Hallo Fred,
          danke für den Link zum Dialog Milch. Aber Mitleid brauche ich nicht. Ich habe im Oktober einen Tag des offenen Hofes veranstaltet und dafür eine Einladung in die Briefkästen meiner neuen Nachbarn gesteckt. Von 60 Haushalten sind 5 Familien gekommen. Die Gespräche mit denen waren wirklich klasse. Und ein Vater durfte dann auch mal Fendt fahren. Der war soo happy. Für die Kleinen haben wir dann noch einen Oldtimer-Trecker. Da muss man eigentlich nicht mehr viel reden. Und wir grüssen uns auch jetzt auf der Strasse, weil wir uns ja kennengelernt haben.
          Will ich in 2017 wiederholen.
          Bauer Willi

          • fred huber sagt

            wir hatte vor 2 wochen eine „hofweihnacht“ veranstalltet. war einiges los. die meisten nachbarn, und auch viele alte- und unbekannte sind gekommen, trotz sch…wetter, und obwohl wir nur ein paar buden und nen glühweihnstand hatten…
            die vor- bzw. nacharbeit ist zwar schon nervig, aber trotzdem ganz cool. und 160 € spenden fürs kinderhospitz sind herausgekommen! SO macht man sich freunde!! 🙂

            jaja, bei uns ist die welt noch in ordnung!

  18. Lieber Bauer Willi,
    danke für diesen treffenden Artikel. Was m.E. noch mehr hätte rausgestellt werden müssen, aber durchaus im Text anklang, ist daß viele, grade kleinere Betriebe, die derzeitigen Forderungen und Verpflichtungen aus Podenik und LEH wirtschaftlich nicht mehr mitgehen können, unabhängig vom wollen der Bauern selbst. Sicherlich will sich niemand freiwillig zum Buhmann der Nation machen, aber die Identifizierung mit dem Hof und landwirtschaftlichen Tradition der Familie ist da (noch) vielfach stärker. Was die Entscheidung gegen die Arbeit als selbstständigen Landwirt eigentlich mehr beeinflusst, ist da die zunehmende wirtschaftliche Aussichtslosigkeit, wenn aus Politik und Verwaltung Siloplatten, Lackageerkennung für die noch so kleinste Güllegrube, der mit dem Mindeslohn verknüpfte irre Verwaltungsaufwand und vieles mehr rücksichtslos gefordert und durchgedrückt werden. Das alles sind erhebliche Kosten, denen kein zusätzlicher Nutzen oder Ertrag für Betrieb und Gesellschaft gegenüberstehen. Jeder der nur halbwegs ökonomisch denken kann, versteht, daß solche Kosten nur mit möglichst großen Betriebseinheiten wieder aufgefangen werden können. Jeder versteht es, außer Politik, Medien, NGOs die den Bauernhof nur noch als Fotomotiv für ihre Kampagnen und den Bauern darauf als Prügelknaben brauchen.

    Viele Grüße
    Der Landblogger

  19. Herbert Moritz sagt

    Bei diesem Artikel von Bauer Willi und die von ihm gefundenen Worte muss und kann ich ihm voll recht geben. Die Totengräber der bäuerlichen Landwirtschaft sitzen jedoch seit Jahren bei den politischen Funktionären der CDU/CSU und es ist traurig das man dagegen kaum etwas ausrichten kann. Sie haben es geschickt verstanden zu verschleiern und so aussehen zu lassen als sei es allein Systembedingt, das man die kleinen und mittleren Familienbetriebe nicht mehr dabei haben möchte. Diese Schuld den Tier- und Naturschützern oder gar der Bevölkerung in die Schuhe schieben zu versuchen verschlimmert die Situation noch weiter und kann keine Lösung sein.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Sie machen es sich zu einfach, wenn sie die Schuld nur bei einer Partei suchen, ich darf nur an die Regierung Schröder erinnern, damals würde die Steuerermäßigung auf Diesel erst ab 400 Euro ausbezahlt. Da nützt auch das Hohelied auf den bäuerlichen Familienbetrieb nichts, wenn die Grünen eben diesen Betrieben 400 Euro verweigern.

      Seit dem Antragsjahr 2005 wurde bei der Vergütung ein sog. „Selbstbehalt“ von 350 € je Betrieb abgezogen. In Verbindung mit der zusätzlichen Bagatellgrenze von 50 € wurden daher Erstattungsansprüche bis 400 € nicht mehr ausgezahlt. Kleinere Betriebe mit einem Jahresverbrauch unter 1862 Liter erhielten somit keine Rückvergütung. Größere Betriebe konnten die Entlastung bis 2007 bis maximal 10.000 Liter je Betrieb beantragen.

      Mit dem Gesetz zur Änderung des Energiesteuergesetzes vom 17. Juli 2009 und nach vorheriger Genehmigung der EU-Kommission vom 13. Juli 2009 wurde der Selbstbehalt von 350 € und die Beschränkung des entlastungsfähigen Gasölverbrauchs auf 10.000 Liter pro Betrieb für die Antragsjahre 2008 (rückwirkend) und 2009 ausgesetzt

      • Herbert Moritz sagt

        Sehr geehrter ,,Ehemaliger Landwirt“ , sie mögen bei ihren Ausführungen sicherlich recht haben. Alle Dinge im Auge zu behalten die in den vergangenen Jahren dazu beigetragen haben das man die bäuerliche Landwirtschaft vorsätzlich und bewusst vor die Wand fährt zum alleinigen Nutzen nur noch großer Betriebseinheiten ist schier unmöglich. Diese ,,Großen der Branche“können dann den Subventionskuchen (immerhin 6,3 Milliarden Euro in 2016 allein für Deutschland) schön unter sich aufteilen. Wer es nicht rechtzeitig schaft von den kleineren bis mittleren Betrieben (oft Familienbetriebe) halbwegs unverschuldet aus zusteigen und sich in die hohen Pachtpreise zu flüchten kann hat ebbend Pech gehabt. Das ist weder der Wille der Bevölkerung noch der, die Landwirte derzeit stark kritisierenden Tier-, Naturschutz-, und Umweltverbände. Bei aller Argumentation die sie hier noch weiterhin aufbringen werden und könnten, die größte Schuld an dem derzeitigen Zustand in dem auch Gier, Neid unter den Landwirten selbst herrscht trägt die CDU/CSU seit langem. Haben deren Agrarfunktionäre doch gerade erst wieder die ITW (Initiative Tierwohl) vor die Wand gefahren. Die einstigen Gralshüter der Schöpfung haben das hoch subventionierte System zum Ausbeutungsbetrieb für gut vernetzte Großunternehmer ausgebaut.

        • Andreas Schmid sagt

          Habe ich das richtig verstanden, dass es dem Nabu der Strukturwandel nicht schnell genug vorangehen kann?

          • Herbert Moritz sagt

            Es stellt sich da die Frage, ob man in den Hochburgen der intensiven Nutztierveredelung mit ihren 90 Agrargasanlagen wie im Kreis Borken nicht lieber einem Teil der Landwirte Geld dafür auszahlt, damit sie die Nutztierhaltung einstellen und Landschaftsschutz, Biotobpflege und Heckenpflege betreiben, anstatt zuzuschauen, wie weiterhin der gesamte erste Grundwasserstock mit Nitrat und den Abbauprodukten der Pflanzenschutzmittel verseucht wird. Wir werden es bald an die Öffentlichkeit zerren mit Fakten, das ist für mich ein völlig unhaltbarer Zustand das die derzeitige gesetzliche Lage/Situation dieses überhaupt so zulässt. Das Ausbringen von Gülle und Gärresten dient hier im Kreis vielerorts vorrangig der Abfallentsorgung der Viehhaltung und der Agragasanlagen. Die Maisanbauflächen werden hier sehr gerne als Entsorgungspfad genutzt, da Mais wie sie wissen relativ tolerant auf Stickstoffüberschüsse reagiert. Den aufgrund der überwiegend von der Landwirtschaft verursachten erhöhten Aufwand für die Rohwassergewinnung und die Kosten für die Trinkwasseraufbereitung tragen die Wasserversorger und damit letztlich die Verbraucher. Hier steht das Verursacherprinzip auf dem Kopf und das wird sich die Bevölkerung nicht mehr länger gefallen lassen.

            • bauerhans sagt

              die bevölkerung möchte günstige lebensmittel kaufen,die landw.betriebe müssen eine jährliche nährstoffbilanz vorlegen,die wasserwerke haben schon vor jahren kooperationen mit den landwirten gegründet,beraten diese,nehmen bodenproben und sponsern die zwischenfruchtsaat.
              pflanzenschutz darf nur mit zugelassenen mitteln durchgeführt werden.
              das wird alles überwacht und vor ort geprüft,sicherlich auch im kreis borken.

            • Herbert Moritz sagt

              Sehr geehrter bauerhans, bei ihren Ausführungen haben sie zum Teil recht, nützt bloß nichts da das die Verseuchung weitergeht. Was die Wasserkooperationen mit der LWK angeht, hier würden von den 9 mir bekannten die meisten lieber heute wie morgen diese beenden. Das sie das ,,noch“ nicht öffentlich kommunizieren ist eine riesige Schweinerei gegenüber der heimischen Bevölkerung und den nachfolgenden Generationen. Das sie, die Wasserwerke ect. übrigens schon seit 10 Jahren über sich ständig verschlechternde Werte im Grundwasser beschweren sei nur am Rande erwähnt.

            • Andreas Schmid sagt

              Sie sollten wissen, dass ihnen das gesagt wird, was sie hoeren wollen. Dies muss nicht immer der Realität entsprechen.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Werter Herr Moritz,
          der Wille der Bevölkerung ist nicht relevant, so lange der Handel seine hohen Gewinne verdient, indem er die Erzeugerpreise und die der verarbeitenden Ernährungsindustrie bis unter die Gestehungskosten drückt.
          Zwar ist derzeit ein Umdenken in Richtung mehr Qualität erkennbar, die Mehrheit will die billigen Lebensmittel.

          Die unrühmliche Ministererlaubnis, das Ministers Siggi Pop in Sachen Tengelmann war das sichere Zeichen, dass die Arbeitsplätze der bei Tengelmann beschäftigten wichtiger ist, als die in der Landwirtschaft. Die jetzige Aufteilung an Edeka und Rewe ändert an dieser Tatsache nichts.

  20. Berglens, Peter sagt

    Lieber Bauer Willi,
    an Deinem Untergangsszenario ist ja nicht alles falsch.
    Da, wo ich herkomme, ist allerdings seit Jahren etwas Anderes festzustellen. Regionale Produkte, kleinere Betriebe – nicht unbedingt biozertifiziert -, Hofläden und Marktbeschicker nehmen kontinuierlich zu, genauso wie die Kunden dieser Betriebe.
    Blicke ich vom Schreibtisch aus dem Fenster, sehe ich Wiesen, auf denen Angusrinder weiden. Vor 10 Jahren gab es die noch nicht. Etwas links davon sehe ich Schweine und Hühner, und noch etwas weiter links Ziegen und Schafe. Alles „neu“. Oberhalb am Waldrand gibt es seit 3 Jahren ein kleines Damwildgehege. daneben viele Bienenkästen.
    Und jetzt kommts. Der Bauer ist hier hochangesehen, betreibt einen Hofladen in Selbstbedienung, baut sein Futter selbst an – und ist konventionell. Er verkauft vom Brennholz über den Apfelsaft und das Freilandei auch Marmeladen, Schnäpse, sogar Wollsocken, die die Omas stricken. Dazu Kartoffeln, Beeren, Gemüse u.v.a.
    Und jetzt kommts nochmal. Von seiner Arbeit kann die Großfamilie gut leben.
    Mir ist klar, dass dadurch die Ernährungssicherheit von Städten oder gar der Welt nicht gesichert werden kann. Aber zum Nachdenken regt es doch an. Und als Diskussionsgrundlage taugt es doch allemal, oder?

    • Rumpf Helmut sagt

      Das kennen wir in Österreich auch, aber es spricht im urbanen Raum nur 10% an. Was machen wir mit den anderen die ja nicht schlechtere Bauern sind?

    • Bauer Willi sagt

      Das soll kein Untergangsszenario sein, sondern nur eine Zustandsbeschreibung. Wir haben in der Nachbarschaft auch einen Hofladen. Dort kommen nur noch Menschen über Fünfzig hin, sagte mir der Besitzer. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich im Hintergrund Kohlekraftwerke, die jeden Tag „Futter“ brauchen und dafür Ackerland „fressen“. Bestes Ackerland! Links vom Fenster entsteht gerade eine Neubausiedlung. Vieh ist hier Fehlanzeige, ausser ein paar Betrieben mit Reitpferden für die gut situierten Leute aus Köln und Düsseldorf. Gut, Brennholz verkaufen wir auch und Gunther hat seine Bienenstöcke bei uns auf der Weide stehen. Weil die im Neubaugebiet unerwünscht sind, die Kinder könnten ja gestochen werden.
      Einen Hektar Ackerland entlang eines Baches habe ich an die Gemeinde verpachtet, als Naherholungsgebiet. Für die Pacht kann ich keinen Ackerbau betreiben, so viel ist das. Den Menschen ist das Naherholungsgebiet wichtiger als das da Nahrung wächst. So verschieben sich die Werte. Ich jammere aber nicht darüber sondern freue mich über die hohe Pachtzahlung.
      Bauer Willi

    • bauerhans sagt

      „die Großfamilie“

      hab ich hier auch in der nachbarschaft,die eine sehr umfangreiche direktvermarktung betreiben.
      die werden von aussen bewundert und als vorbild dargestellt.
      wenn man aber näher hinschaut,siehts doch anders aus,vor allem,weil die jungen alle noch eine beruf ausüben,aber jedes wochenende ran müssen.

  21. Die Wähler der Grünen sind heute überwiegend Städter und weit weg von der Landwirtschaft, fürchte ich. Das Wahlverhalten ist allerorten symptomatisch für die Bewusstseinsspaltung der Gesellschaft: Alle wollen den Sozialstaat und den Wohlstand der Industriegesellschaft genießen, für die Kosten sind andere zuständig. Bauern und Selbständige sind keine politische Größe, deshalb wird es die Natur wieder richten müssen. Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht.

    • Bauer Willi sagt

      Ich sehe da mittlerweile keine großen Unterschiede mehr zwischen den politischen Parteien. Auch die früher mal großen Volksparteien reden inzwischen nicht mehr anders als die Grünen. Und Frau Hendricks von der SPD ist noch dunkelgrüner…
      Bauer Willi

      • Bin weder Grüner noch Politiker, bitte nicht falsch verstehen. In puncto Nachhaltigkeit, Wirtschaften, Marktwirtschaft und Freiheit halte ich fast jeden Bauern für kompetenter als Parteien und Politiker. Ihr wisst es bloß nicht, weil Ihr bescheidene Menschen seid. Was nützt es auch, bei Demonstrationen oder sonstwo das Maul aufzureißen oder in der Politik unterzugehen? Lieber Strategien für das eigene Überleben entwickeln und sich aus Abhängigkeiten lösen, damit man auch den anderen helfen kann. Und die Flächen in der Familie behalten! Das Land nimmt Euch so leicht keiner weg, oder?

  22. Andreas sagt

    Sehr sehr schön beschrieben.

    Ergänzen muss man eine andere Diskussion die nicht erwähnt wurde. Die Diskussion um Armut in Deutschland. Reale „Kinderarmut“ und Altersarmut ist bei der CDU sogar angekommen. Es geht darum, dass Schulessen nicht bezahlt werden kann usw.

    Dies hilft uns überhaupt nicht höhere Preise durchzusetzen. Es könnte aber ein Argument sein, Politikern davon abzuhalten hier die Kosten zu treiben.

    Nach diesem schönen Artikel möchte ich Willi und Alois fragen, ob es da nicht richtig ist bei der Demonstration „Wir haben es satt“ mitzumarschieren. Ich sehe da so eine Tendenz bei Euch. Kann mich aber auch irren.

    • > ob es da nicht richtig ist bei der Demonstration „Wir haben es satt“ mitzumarschieren

      Als einer der „Kleinen“, der vermutlich auch demnächst „leise gehen“ wird, würde ich lieber bei „Wir machen Euch satt“ mitmachen. Auch wenn sich da eher mittlere bis große Betriebe zusammengefunden haben, stehen deren Anliegen für eine Kontinuität, mit der auch die „kleinen“ weiterhin Luft zum Atmen haben: Nischenbetriebe, Nebenerwerbler und solche, die nicht hunderttausende in veränderte Rahmenbedingungen investieren wollen.

      Die „Wir haben es satt“-Demonstranten gehören zu denen, die mich und meinesgleichen mit Lügen und Halbwahrheiten kaputt machen.

    • bauerhans sagt

      jedem bei uns in D wird geholfen,wenn er allein nicht klar kommt.
      es gibt aber leute,die es nicht auf die reihe kriegen,sich um ihre wohnung,arbeit,kinder und den ihnen gesetzmässig zustehenden unterhalt zu kümmern.

    • Bauer Willi sagt

      Ich bin da sehr gespalten. In gewisser Weise habe ich Verständnis für beide Seiten. Aber dann auch wieder nicht.

      „Demonstrare“ heißt ja „zeigen“ und Lösungen werden auf den Demos nicht angeboten. Die wären mir aber wichtig(er) und damit befasse ich mich lieber.
      Bauer Willi

      • Andreas sagt

        Diese Ansicht teile ich zu 100%. Lieber an Lösungen arbeiten als Zeit und Energie in Berlin zu verschwenden.

      • Hier ist eine von den vielen Lösungen, die ich öffendlich mache! Habe ja schon öfters hier Lösungen und Tipps geschrieben. Leider keine Kommentare, nur Ignoranz, na dann müsst „Ihr“ so weitermache, aber doch nicht immer so jammern. Mir macht die Biolandwirtschaft jedenfalls seit mehr als 25 Jahren richtig Freude, und habe Spaß daran wie die Natur mit uns spricht, vor allem was diese so alles kann wenn man Ihr eine Chance gibt.
        Landwirte mit Zukunft gesucht!

        Werden Sie Mitglied bei Bioland und profitieren Sie von besten Marktzugängen und höchster Biokompetenz! Wir bieten Ihnen kompetente Unterstützung bei der Planung Ihres Einstiegs in den Biolandbau. Unsere Berater besuchen Sie gerne auf Ihrem Betrieb

        • Mein Schweinemaststall mit sagenhaften 150 Mastplätzen liegt innerorts. Ringsrum sind Straßen und Gebäude – und Nachbarn mit recht sensibler Nase. Bekomme ich von Bioland eine Ausnahmegenehmigung, weil ich meinen Schweinen mangel Platz und aus Rücksicht auf die Nachbarn kein Außenklima bieten kann?

          Meine Flächen liegen verstreut im Umkreis von 5 km. Allesamt in Siedlungsnähe (trotzdem kein Bauerwartungsland) oder in Wasserschutzgebiet, Überflutungsgebiet, FFH-Gebiet und/oder Natura-2000-Gebiet. Bekomme ich von Bioland eine Ausnahmegenehmigung, damit ich dort einen neuen Stall bauen kann?

          Mein Abnehmer, ein Metzger aus dem Nachbardorf, ist mit der Qualität zufrieden und bezahlt ganz ordentlich. Dessen Kundschaft ist offensichtlich ebenfalls mit der Qualität und dem Wissen, dass die Schweine aus der Nähe kommen, zufrieden. Ich möchte weiterhin mit dem Metzger zusammenarbeiten. Wird Bioland meinen Metzger überzeugen, dass er mir das Doppelte für die Bio-Schweine zahlt, obwohl seine Kundschaft laut seiner Aussage kein Interesse and „Bio“ hat?

        • Andreas Schmid sagt

          Ich habe gerechnet, garantiert mir Bioland immer mindestens 15 Cent mehr auf den Milchpreis? Bisher waren es meistens max 10 Cent(außer jetzt in der Krise).

        • Bauer Willi sagt

          @Reinhard Nagel
          Bioland hat bei mir um ein Interview nachgefragt. Rate mal, wer mein Interviewpartner werden wird? Felix Prinz zu Löwenstein!

          Ich glaube nicht, dass die Kommentatoren hier nicht der Bio-Landwirtschaft gegenüber aufgeschlossen sind. Ich habe diesem Thema auch in meinem Buch mehrere Seiten gewidmet. Solltest Du mal lesen, Du wirst überrascht sein, wie offen ich dieser Form der Landwirtschaft gegenüber stehe. Aber mit 62 Lenzen stelle ich den Betrieb nicht mehr um. Kann aber unser Sohnemann gerne machen, wenn es sich rechnet. Sprech mich in zwei Jahren noch mal darauf an….
          Letzte Frage: Hast Du die letzten Sätze aus einem Prospekt kopiert ? 😉 😉
          Bauer Willi

      • Bert 63 sagt

        Hallo Bauer Willi.
        Wie willst du mit Bauern eine Lösung finden ?
        Bin jetzt 40 Jahre Erfolgreich Bauer und in den 40 Jahren zu der Erkenntniss gekommen,willst du drei Bauern unter einen Hut bringen,mußt zuerst zwei Erschlagen!!!????
        Wenn sie am Biertisch sitzen führen sie noch große Reden,wenn sie bei einer Versammlung dass Wort erheben sollten und den sogenanten Bauernvertretern die Meinung sagen sollten wird es ziemlich still.
        Uns Bauern ist nicht zu Helfen!!!!!!!!!!!!!!!

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