Bauer Willi
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Carina – Aus dem Stall nach Berlin

Ich kenne Carina von einem Vortrag im Hunsrück aus dem letzten Frühjahr.  Sie ist für die FDP im September zum ersten Mal in den Bundestag gekommen. Ich habe sie mal gefragt wie das da so ist: als Mensch aus der Provinz, als Landwirtin, aber auch als Politikerin in der Opposition.

(Bildquelle: Friedericke Krick)

https://www.bundestag.de/abgeordnete/biografien/K/-/521218

Wie ist das als Newcomerin in Berlin – aus der Provinz in die hippe Bundeshauptstadt?

Provinz (lacht). Also Bickenbach hat immerhin einen Kirchturm, und ich freue mich immer wie ein kleines Kind, wenn ich den wieder sehe. Das war übrigens schon immer so. Egal ob nach Klassenfahrten, während des Studiums oder nach einem Auslandaufenthalt. Ich bin gerne Zuhause. Dort ist meine Familie und unser Hof. Seit der Bundestagswahl im September hat sich mein ganzes Leben verändert. Bin ich früher morgens als erstes in den Stall gegangen, muss ich nun beizeiten los um den Zug nach Berlin zu erwischen oder den ersten Termin nicht zu verpassen. In Berlin ist jetzt mein Arbeitsplatz. Während der ca. 23 Sitzungswochen im Jahr findet man mich dort von Montags bis Freitags. Fraktionssitzungen, Arbeitsgruppen, Arbeitskreise, Ausschüsse, Plenarsitzungen. Daneben unzählige Gespräche und Termine. Politik ist verbunden mit jede Menge Absprachen, dem Suchen und Bilden von Mehrheiten. Da bleibt kaum Zeit für die Stadt zu erleben. Ein bisschen Heimat habe ich mir mitgenommen. In meinem Büro findet sich eine kleine Dekokuh und ein Gemälde mit drei Holstein Friesians. Berlin ist eine schöne Stadt. Stadt ist etwas ganz anderes und mit dem Landleben nicht zu vergleichen.  Die Stadt schläft nie. Rund um die Uhr trifft man Menschen auf den Straßen.

In den Wochen zwischen den Sitzungen genieße ich es morgens mit der Familie zu frühstücken. Danach geht es dann auf Wahlkreistour. Bürgermeister, Firmen, Vereine uvm. Es ist wirklich unglaublich wie viele unterschiedliche Menschen man  trifft. Und jeder davon hat eine Geschichte und etwas was ihn antreibt.
Ich bin sehr dankbar, dass ich das alles erleben darf. Doch es ist auch ein Kraftakt. Und das nicht nur für mich, sondern für meine ganze Familie. Ohne die Unterstützung meines Mannes, der Kinder und auch unserer Eltern wäre das alles nicht zu stemmen.

Opposition ist scheiße” (Der Spruch ist von Müntefering und nicht von mir). Du kannst Dir ja denken, warum ich das frage, oder?

Die Opposition ist der Gegenspieler der Regierung und damit ein unverzichtbarer Bestandteil unseres demokratischen Systems. Doch du spielst natürlich auf das Aus von Jamaika an und willst wissen was ich als FDP Frau dazu sage:
Ich bin unendlich erleichtert, dass wir den Grünen Ideologen nicht an die Macht verholfen haben. Gerade und besonders für uns Landwirte hätte das (noch) katastrophalere Auswirkungen gehabt. Die Grünen verfolgen mit ihrer Politik nicht das Ziel die Landwirte zu unterstützen. Sie wollen den Wolf schützen anstatt die Weidetierhalter zu stärken, sie wollen die Tiertransportdauer in Deutschland weiter einschränken, und reagieren damit auf Missstände bei Tiertransporten im EU Ausland. Sie wollen “Pestizide” verringern und Glyphosat und Neonics gleich ganz verbieten statt die Chancen neuer Technik zu nutzen und den Stau bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln aufzuheben.  Sie glauben fragwürdigen Studien, statt dem Bundesamt für Risikobewertung.  Mit dieser Art Politik zu machen zerstört man bestehende Strukturen ohne wirkliche Verbesserungen im Tier- und Umweltschutz zu erreichen. Deshalb war es, ist es und bleibt es richtig, die Jamaikaverhandlungen zu beenden.
Nun hat sich entgegen meiner Erwartungen eine GroKo gebildet, die übrigens prozentual nach heutigen Umfragen schon keine Mehrheit mehr hat und deshalb in meinen Augen eher das kleinste gemeinsame Übel als eine Große Koalition ist.  Es wundert mich schon, dass die SPD dazu bereit war, hatte sie sich ja doch sehr klar gegen eine Regierungsbeteiligung ausgesprochen. Doch nicht für jeden scheint Glaubwürdigkeit ein hohes Gut zu sein. Wir dürfen gespannt sein wie das weiter geht.
Bereits nach den Regierungserklärungen in der letzten Woche kann man sagen, das die Koalition mit zwei Stimmen spricht. Auch in unserem Bereich Landwirtschaft und Ernährung. Auf der einen Seite haben wir mit Frau Klöckner nun eine Landwirtschaftsministerin von der ich glaube, dass sie die Sorgen und Nöte der Bauern kennt. Auf der anderen Seite haben wir eine Umweltministerin die bereits angekündigt hat in die Fußstapfen ihrer Vorgängerin Frau Hendricks zu treten. Das klingt für mich wie eine Drohung, den die Bauernregeln habe auch ich noch lange nicht vergessen. Abwarten, welche der beiden Ministerinnen sie stärkere Stimme hat.

Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied zur vorherigen Legislaturperiode. Der Unsinn der Regierung wird von Grünen, Linken und AFD mit dem Ruf nach noch größerem Unsinn beantwortet. Da ist es gut das es die FDP in der Opposition gibt. Wir sind konstruktiv, wenn es sich anbietet und wir sind kritisch und standhaft, wenn Wissenschaft durch Ideologie und Sachverstand durch unsinnige Forderungen ersetzt werden sollen.

Was willst Du, Carina, für die Bauern Gutes tun?

Wir brauchen dringend ein Umdenken. Ich rufe nach Wertschätzung und Wertschöpfung für unsere Bauern. Lass es mich erklären:

Wertschätzung meint für mich, das Landwirte viel mehr leisten, als “nur” Nahrungsmittel zu produzieren. Darüber hinaus pflegen und erhalten sie unsere Kulturlandschaft als Erholungs- und Freizeitraum, für den Tourismus, für eine neue Generation Leben auf dem Land. Sie sind in vielen Fällen ein Anker im Vereins- und Dorfleben, engagieren sich, bringen sich ein und mischen mit. Das ist in meinen Augen ein unbezahlbarer Mehrwert für die gesamte Gesellschaft. Doch wird er ausreichend wahrgenommen?
Wir erleben derzeit einen radikalen gesellschaftlichen Umbruch. Die Verantwortung für Multiresistenzen, Luft- und Gewässerreinhaltung wird alleine bei den Landwirten abgeladen. Doch die sind weder allein dafür verantwortlich, noch können sie dieses Problem alleine lösen.  Kinder von Landwirten werden in der Schule gehänselt für den Beruf ihrer Eltern. Diese Vorurteile und diese mangelnde Wertschätzung sind nicht hinnehmbar. Stalleinbrüche und vor allem die medialen Reaktionen darauf offenbaren ein großes Problem. Es wird der ganze Berufsstand an den Pranger gestellt mit Aufnahmen, bei denen einzelne gemeinnützige Vereine Millionen Spenden einsammeln. Dieses Vorgehen halte ich moralisch für höchst verwerflich, genauso wie die Reaktionen von manchen Politikern und Gerichten darauf. Verbraucher fordern immer höhere Standards und sind nicht bereit höhere Preise dafür zu zahlen. Diese systematische Stigmatisierung der Landwirte nimmt die Luft zum Atmen und die Lust an der Arbeit.
Dazu kommt, dass sich die neue Generation auf dem Land abgehängt fühlt von Verkehrsströmen, Infrastruktur, digitaler Infrastruktur, ärztlicher und schulischer Versorgung, kulturellem Leben…

Landwirte denken und leben in Generationen. Sie haben einen langen Atem, umso schlimmer ist es für mich wenn so viele aufhören. Im Gespräch mit landwirtschaftlichen Berufsschülern wird eines immer wieder deutlich. Die schwierigen wirtschaftlichen Herausforderungen zu meistern, davor haben die jungen Männer und Frauen weniger Angst als vor den gesellschaftlichen Anfeindungen.

Fast jeder Landwirt hat inzwischen eine Situation zu erzählen, in der er sich an den Pranger gestellt und unverstanden fühlte. Auch ich hatte seit 1999, als ich mit meiner Ausbildung zur Landwirtin begann,  unzählige solcher Begegnungen, in denen ich mich vom Verbraucher und vom Nachbar unverstanden fühlte. Mich interessieren eure Geschichten. Schreibt sie mir.

Ich möchte, genau wie du, lieber Willi, meinen Teil dazu beitragen das Spannungsfeld zwischen Landwirten und Verbrauchern zu überbrücken. Landwirt zu sein ist und bleibt für mich der schönste Beruf auf der Welt.

Politik ist übrigens kein Selbstzweck. Ich und mein Team, wir sind gerne für euch da. Vernetzt euch mit mir via Facebook, Instagram, Homepage.
Wollt ihr wissen was in Berlin so los ist? Dann abonniert meinen Newsletter. Habt ihr Anliegen, Ideen, Anregungen? Schreibt uns gerne.

Carina Konrad, MdB
Deutscher Bundestag
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Telefon: +49 30 227-78344
Fax: +49 30 227-70345
carina.konrad@bundestag.de
www.carinakonrad.de

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74 Kommentare

  1. Vogel sagt

    Ich komme leider mit dem Thema auch nicht mehr weiter. Das ist zu komplex. man hat ja auch noch anderes zu tun. Fakt ist aber auch, das Deutschland Nettoagrarimporteur ist (Wikipedia: Handel mit Agrarprodukten).
    Beim Wein z.B, sind 60 % unseres Konsums ausländischer Herkunft (die Zahlen schwanken etwas von Jahr zu Jahr.)
    Auch von daher fällt es mir schwer zu glauben, da es sehr hohe Importzölle auf Agrarprodukte gibt.

    Außerdem begrüße ich es immer, wenn jemand von unserem Berufstand in die Politik geht. Auch wenn man vielleicht nicht immer die gleiche Meinung hat.

  2. Vogel sagt

    Sehr interessant, es wäre jedoch besser zu wissen, wie hoch die Durchschnittssätze für Obst und Gemüse aus NichtEU-Ländern sind. Ob Knoblauch representativ ist, kann ich nicht beurteilen. In welchen Bereichen gibt es weitere Einfuhrkontigente?
    Wie sind die Durchschnittssätze in die andere Richtung, bei Exporten? Herrscht hier Waffengleichheit, oder darf hier Zollfrei geliefert werden? Gerecht ist doch wenn alle die gleichen Zolltarife haben?

    • AdT sagt

      Nach so etwas habe ich gestern gesucht, aber nicht auf die Schnelle gefunden. Kann da jemand weiterhelfen? Vielleicht ein Bauernverband?

        • AdT sagt

          Bin dort nicht fündig geworden. Sie? Der DBV hält sich da ohnehin sehr bedeckt, oder irre ich mich? Jedenfalls wird die EU-Agrarmarktordnung so gut wie nicht erwähnt, wenn von der großen Konkurrenz durch sämtliche Niedriglohn-Drittländer ohne Umweltauflagen selbst beim Inlandsgeschäft die Rede ist.

  3. Helmut Dresbach sagt

    Da berichtet Bauer Willi über eine junge, gut ausgebildete Fachfrau, die sich mit ihrer Erfahrung in das Politikgetümmel in Berlin begibt. Und hier haben manche Kommentatoren nichts besseres zu tun, als das “Haar in der Suppe” zu suchen. Da ist es nicht die richtige Partei, die falsche liberale Grundeinstellung oder was einem sonst noch einfällt. Ich nehme an, da gibt es auch Landwirte, die hier mal schnell bereit sind, abzulästern. Vielleicht waren es sogar die, die sich gestern bitterlich darüber beklagten, dass wir in den politischen Gremien als Berufsstand so schlecht vertreten sind. Welche junge Frau oder junge Mann könnte sich durch solche “Ermutigungen” berufen fühlen, die Landwirtschaft zu vertreten? Etwas weniger Nörgeln an den wenigen, die Verantwortung für uns übernehmen, fände ich besser. Frau Konrad, danke und viel Erfolg in Berlin.

    • Johann Meyer sagt

      Keine Angabe zum wichtigsten bäuerlichen Thema ,der Wertschöpfung,statt dessen unselige Attitüden,die weiteren Nährboden für NGO`s bieten.
      Vieleicht ist das ja der Plan .

  4. Vogel sagt

    sorry, das ist mir alles etwas zu schwer verständlich. Was ist der ATLAS? Und können Sie mir konkret sagen, wieviel Zoll z.B. auf Tafeltrauben oder Ananas z.b. aus Afrika erhoben wird? Die Preise schwanken doch ständig. Wie soll den hier die Differenz abgeschöpft werden? Ausserdem gibt es viele Produkte hier in Deutschland nicht. Würde mich wirklich mal interessieren, wie hoch der tatsächliche Preisaufschlag auf ausländisches Gemüse denn tatsächlich ist? Alles EU Gemüse ist demnach steuerfrei?

    • AdT sagt

      Zolltarifnummer suche unter zolltarifnummern,de;

      Zolltarifnummer eingeben bei ezt-online.

      Beispielhaft einige Zölle zum 04.04.2018:

      „Fleisch von Hausschweinen, mit Knochen, frisch oder gekühlt“
      –> Zolltarifnummer 02031959
      –> Drittlandszollsatz: 86,9 EURO 100 Kilogramm.

      Hinterviertel von Rindern, zusammen oder getrennt, mit Knochen, frisch oder gekühlt
      –> 02012050000
      –> Drittlandszollsatz: 12,8% + 212,2 EURO 100 Kilogramm.

      Triticale
      –> 10086000
      –> Drittlandszollsatz: 93 EURO Tonne.

      Knoblauch, frisch oder gekühlt
      –> 07032000
      –> Drittlandszollsatz: 9,6% + 120 EURO 100 Kilogramm.

      @ Frau Konrad,
      und warum jetzt weltmarkttauglich sein? Als Selbstzweck, aus ideologischen Gründen? Um armen Ländern Soja und Getreide wegzukaufen, um sie hier an Tiere zu verfüttern und damit große Mengen preiswerter Kalorien in kleinere Mengen teurer Kalorieren umzuwandeln?

      • AdT sagt

        Darüber hinaus gibt es Einfuhrkontingente. So erklärt sich wohl, dass es hier und da preiswertes argentinisches Rindfleisch gibt.

  5. Vogel sagt

    Wenn ich den Link richtig verstehe, gibt es bei Wein keinen Außenschutz. (Formulare müssen wohl bei allen Importprodukten ausgefüllt werden, auch nicht die Landwirtschaft betreffend)
    Bei Gemüse gibt es den Außenschutz anscheinend nur bei Gemüse außerhalb der EU und das auf wenige Gemüsearten beschränkt (wie hoch ist hier der Zoll, bzw. welches Obst/Gemüse ist davon überhaupt betroffen?, das kann ich dem Link nicht so einfach rauslesen.) Das es hier größere Restriktionen gibt habe ich noch nie gehört. Hauptkonkurrenten im Gemüsebau befinden sich so oder so in der EU.

    • AdT sagt

      Es gibt keinen festen Zollsatz. Es wird die Differenz zwischen Drittlands- und EU-Ware abgeschöpft. Damit sind die Agrarzölle mitunter deutlich höher als andere Zölle, beispielsweise auf japanischen Autos oder chinesischen Stahl. Siehe ATLAS.

      Deswegen befinden sich Ihre Hauptkonkurrenten in der EU und nicht in China und Australien.

      • AdT sagt

        Ist ein Riesenapparat an den EU-Außengrenzen, der vom DBV und seinen Untergliederungen so gut wie nie erwähnt wird. Vielleicht, weil man mehr Effizienz aus seinem Betrieb herausholt, wenn man denkt, man konkurriere mit Amerika und Asien und nicht mit Frankreich und Spanien oder NL und DK?

  6. Philipp sagt

    Danke für das entspannte, sachliche und ausführliche Interview.

    Frau Konrad scheint zwar gut über die Situation in der Landwirtschaft informiert zu sein, allerdings liefert sie keine konkreten Lösungsansätze. Gerade die Entwicklung im ländlichen Raum muss in Zukunft mehr gefördert werden, dass hat nicht nur mit der Landwirtschaft, sondern auch mit anderen Arbeitsplätzen, Ärzten, Polizeistationen usw. zu tun.

    Hier im Ballungsraum und in Köln steigen die Immobilienpreise signifikant in die Höhe, da es einfach zu wenig Wohnraum gibt, auf dem Land stehen viele Häuser leer. Thema Landflucht.
    Von der FDP höre ich aber immer wieder, dass die Märkte so offen wie möglich sein sollen, also z.B. durch Freihandelsabkommen. Umweltschutz wolle man durch “Technologieoffenheit” erreichen. Die Technologieoffenheit, hat dazu geführt, dass seit 1990 die Autos zwar effizienter aber deutlich größer wurden. Gerde hier im Ballungsraum ist es nahezu lächerlich, wer alles unbedingt einen SUV fahren muss. Da werden höchstens mal ein paar Getränkekisten transportiert. (Als ein Beispiel) die Klimaziele werden so jedenfalls nicht erreicht.

    Würde in Zukunft eine Bundespolitik nach FDP-Nase gemacht werden, kann ich mir kaum vorstellen, dass es dem ländlichen Raum besser gehen würde.

    • Johann Meyer sagt

      Richtig, der Subventionstransfer(Umwelt) würde wieder kumulieren und letztlich als ökologische und soziale Nullsumme darstehen ,bei gleichzeitigem Höfesterben

  7. vogel sagt

    @Niemann. Sie sagen, dass es ausser bei getreide noch einen aussenschutz gibt. Bei meinen Kulturen ( Gemüse und Wein) habe ich davon aber noch nie gehört.

  8. AdT sagt

    In vielen Fällen kann von Pflege der Landschaft und Landeskultur durch die Landwirtschaft nicht mehr die Rede sein. Die Gießkannen-Subventionierung nach Anzahl der Flächeneinheiten (60 % Futterbau, 20 % Lebensmittel) führt nicht nur zur Fleischverramschung und zu kollektiver Fehlernährung, sondern auch zur Ausräumung der Landschaft. Den gleichen Effekt hätten wir übrigens auch ohne Direktzahlungen, solange die 2. Säule oder dergleichen schwach bleibt.

    Beispielsweise gibt es zwischen Düsseldorf und Köln derart riesige strukturlose Flächen, die buchstäblich so ausladend sind, dass, wenn man die am Siedlungsrand hat, zum Joggen lieber ins nächste Fitnessstudio fährt oder gleich auf dem Sofa sitzen bleibt.

    Übrigens: Auch Jäger haben da keinen Bock zu(m) Jagen.

    Ich vermute, dass das vielen Bauern aus anderen Regionen, die manche Kritik ungläubig aufnehmen, gar nicht bewusst ist und die Kritik in den falschen Hals bekommen.

    Ich bin liberal und selbst FDP-Mitglied. Wer die Verfügung über ganze Landstriche dereguliert dem Markt überlassen möchte, plappert hilflos ideologische Floskeln nach und hat keine Ahnung von Wirtschaft.

    Landschaftspflege (Anlegung von Hecken, Feldgehölzen, Wiesen) muss beim Eigentümer/Pächter der betreffenden Fläche eingekauft werden, damit dieser sich aus Eigennutz dafür entscheidet. Diese Leistung wird aber nie ausreichend privat nachgefragt und angemessen vergütet werden, hier ist die öffentliche Hand gefragt. Im Gegenzug muss diese nicht jeden Hektar Triticale und Silomais fördern. Mut der Politik ist hier gefragt!

    • Bauer Willi sagt

      @AdT
      Der letzte Absatz findet meine uneingeschränkte Zustimmung. Unsere Gemeinde wollte von mir einen Hektar für ein Naherholungsgebiet. Nachdem wir uns über die Modalitäten geeinigt haben (ich übernehme gegen Entgelt die Pflege mit meinen Maschinen) habe ich das sehr gerne gemacht, weil es sich für mich mehr lohnt als dort eine landw. Kultur anzubauen. Geht also.
      Bauer Willi

    • Johann Meyer sagt

      Jeder Bauer hat ein Recht zur Teilnahme an der Landwirtschaftlichen Produktion.
      Eine Durchschnittshöfgröße ist ca 25 ha plus Pacht.
      Wovon soll der leben?

      • Mark Gork sagt

        25ha größtenteils mit Gemüse kann enorme Gewinne erbringen, das muss man nur wollen und erarbeiten.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Die 25 Ha. müssen sich auch für den Gemüseanbau eignen, klimatisch und das Wasser dazu muss auch vorhanden sein.

        • Johann Meyer sagt

          Denken Sie mal an auskömmliche Gewinne und Solidarität mit den Kollegen,anstatt an enorme Gewinne.
          Das ist das Grundübel.

  9. Eckehard Niemann sagt

    “… aus dem Stall nach Berlin”?? Diese geneigte Behauptung von “Bauer Willi” ist so nicht ganz zutreffend – denn auch bei der FDP passieren derlei bäuerliche Wunder-Karrieren nicht. Richtiger wäre deshalb die Überschrift: “…aus dem Stall, aus dem FDP-Wahlkreisbüro-Job und aus den Gremien des Bauernverbands nach Berlin…”

    • Bauer Willi sagt

      Eine andere Karriere könnte ja auch lauten: aus der (ehemaligen) Funktion des Pressesprechers der AbL nach Berlin. Was wäre daran eigentlich schlecht? Und wie soll ich den Kommentar verstehen? Die AbL ist doch auch ein Bauernverband, oder nicht?
      Bauer Willi

      • Johann Meyer sagt

        Das Problem ist die Inflationierung des Begriffes “Wir Bauern”.
        Wer sich heute alles als Bauer mit riesigen Solidaritätsemphatien feilbietet und gleichzeitig den Verdrängungswettbewerb gutheißt, einfach herzerwärmend.

        • Bauer Willi sagt

          Ich weiß, dass sich “die Bauern” den Verdrängungswettbewerb nicht gutheißen. Wie sieht Ihre Alternative aus? Es ist einfach, kritische Kommentare zu verfassen.
          Bauer Willi

          • Johann Meyer sagt

            Als erstes ,würde ich jetzt mal weiter über Wertschöpfung nachdenken,als sofort einen marginal relevanten Bericht über Terra Preta zur Diskussion /Ablenkung feilzubieten.
            Wegen der inhaltlichen Tiefe. Wieviel Wertschöpfung steckt denn in Brot außer Subventionen für einen heute noch durchschnittlichen Hof.
            Oder in Milch .
            Wieviel Wertschöpfung bleibt denn für die kleineren Betriebe im Gegensatz zu den größeren.
            Ein Bauer mit 500 Kühen hat mindestens den 10 fachen Profit zum 50 Kuh Betrieb bei einer Preiserhöhung und damit wieder neues Kapital für Verdrängung.

            • Mark Gork sagt

              Wenn Landwirtschaft mal so einfach wäre…
              Mal eben 10 mal so viele Kühe halten und der Profit verzehnfacht sich.

              Sollte jeder machen…

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              >>Ein Bauer mit 500 Kühen hat mindestens den 10 fachen Profit zum 50 Kuh Betrieb bei einer Preiserhöhung und damit wieder neues Kapital für Verdrängung.<<

              Wenn der Preis unter die Gestehungskosten fällt, auch den 10 fachen Verlust.

              Da wäre auch noch die Frage offen, wie viel Subventionen stecken in meinem Brot, das ich als Verbraucher esse?

            • Johann Meyer sagt

              Herr Gork ,wenn der Preis Pro Liter Milch steigt, hat der Große 10 mal so viel .Das Geld steckt er wieder in die Produktion oder die Erhaltung der Produktion ,weil ihm das Wasser bis zum Hals steht, in derr Hoffnung mit noch mehr Milch noch mehr zu verdienen oder endlich mal in die Gewinnzone zu kommen.
              Die Folgen für alle sind allseits bekannt.

              Und Wie AdT richtig ausführt in den Beiträgen oben ,hauen sich die europäischen Bauern gegenseitig in die Pfanne, mit riesigen Kollateralschäden in anderen Ländern.

              Sie können ja gerne so weiter machen und Ihren Funktionären und Beratern auf den Leim gehen.

          • Johann Meyer sagt

            Seit 30 Jahren immer wieder die gleichen Diskussionen ,langsam brauchen wir mal einen intellektuellen Fortschritt ,der nicht immer wieder durch die gleichen Ablenkungs/Profilierungskamgagnen zerredet wird .

            • Johann Meyer sagt

              Herr Gork ,in den letzten 40 Jahren habe ich zu viele gekannt, die auch mal so süffisante Sprüche drauf hatten, aber die reden inzwischen nicht mehr mit(Jedenfall nicht mehr öffentlich oder mit Klarnamen), weil sie verkauft ,verpachtet oder ihnen das Wasser bis zum Hals steht.

          • Johann Meyer sagt

            Schauen Sie sich doch mal Ihren Blog an, Herr Kremer- Schillings ,wer seit jahrzehnten vor den Folgen warnt und recht behält mit seinen Warnungen ,wird als Marxist oder Ideologe beleumdet von denjeigen, denen die Gier im Gesicht steht.
            Und die große Mehrheit glaubt sie ginge das garnichts an und ihre Funktionäre und Berater kriegen das schon hin.

  10. Friedrich sagt

    @ E. Niemann. Ist ihnen noch nicht klar geworden , daß wir unter Weltmarktpreisen arbeiten. Da wurden in der topagrar schon über 300 Euro/ha für die Auflagen der letzten Jahre errechnet .Wir bekommen aber als konv. Betriebe nur rd. 280 Euro/ha . Machen also schon hier ein Minus. Dazu kommen höhere Kosten für Betriebsmittel, Strom, Energie, Investitionen, Grundsteuer, Steuern usw.. Wenn die FDP dran kommen würde , dann hätten natürlich die gehätschelten Biobetriebe ein Problem, denn die leben ja fast ausschließlich von Prämien. Hier zahlt der Verbraucher ja doppelt, einmal an der Ladentheke und dann noch über die erheblich höheren Flächenprämien.

    • Bauer Willi sagt

      Das beste wird sein, Sie gehen selber in die Politik und machen es anders…Vielleicht auch besser!?
      Bauer Willi

      • Freudenschuss sagt

        Ich bin auch nicht der schlaueste, ich kann es nicht viel besser . Aber wo sind denn die schlauen ?! Die gibt es, nur nicht in der Politik ! Noch so eine Gefühlsdrüsige Mutti …

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Ja wenn sie keine schlauen kennen, müssen wir alle dumm sterben. 🙁

  11. Eckehard Niemann sagt

    Vorstellung der neuen FDP-Abgeordneten (und früheren Bauernverbands-Mitarbeiterin) in der November-Ausgabe 2017 der Zeitschrift „PARLAMENT“: „… Ein bäuerlicher Betrieb ist in ihren Augen ein Unternehmen, das sich an den Maßstäben des Weltmarktes zu messen hat.“ Gerade solch neoliberale Ideologien sind doch für die Lage von Bäuerinnen und Bauern und das Ende von Bauernhöfen verantwortlich…

    • Rübenbauer sagt

      Was ist ihre Lösung? Alle Bauern enteignen und verstaatlichen, so wie in der DDR?

      • Eckehard Niemann sagt

        Hallo “Rübenbauer”, was soll denn diese polemisch-flache Anmache?! Meine agrarpolitischen Vorschläge konnten Sie kürzlich bei “Bauer Willi” lesen. Wenn nicht, unbedingt nachholen – dann entfallen zukünftig vielleicht Ihr anonymen Behauptungen…

  12. Brötchen sagt

    Lebt eigentlich der Lindner noch? dem hätte ich vor den Jamaica Verhandlungen schon sagen können, das man mit ab 2030 Verbrennungsmotorenverbietern und Obergrenzenablehnern nicht zu verhandeln braucht. Viel Glück!

  13. Ottmar Ilchmann sagt

    Und ich bin unendlich erleichtert, dass die Liberalisierungs-Ideologen nicht an die Macht gekommen sind. Gerade in der Landwirtschaft haben sie schon genug Schaden angerichtet. Leider sind sie nicht auf die FDP beschränkt.

    • Mark sagt

      Letzendlich bleibt den Bauern doch nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Erleichterung? Fehlanzeige!

      • Auch wir Bauern haben eine Wahl. Doch wir müssen selbst mitmischen und uns einbringen anstatt den Kopf in den Sand zu stecken. Das fängt vor Ort im Gemeinderat an und erstreckt sich über alle Ebenen. Es ist wichtig mitzumachen. Ich erlebe immer wieder den Aha Effekt bei Kollegen alla coleur, wenn ich anhand von Beispielen aus der Praxis erkläre, warum theoretische Ideen funktionieren oder eben nicht…
        Man hat immer eine Wahl..

        • Johann Meyer sagt

          Welche Wahl, Frau Konrad, hat ein Milchbauer, dessen Milchpreis aufgrund einer Übersättigung der Märkte nicht kostendeckend ist .
          Und wer hat bei der letzten Krise die meisten Milchbauern,insbesondere auch die mit sehr hoher Produktion und Fremdkapital vorerst gerettet?
          Der Weltmarkt oder die Stützungsmaßnahmen und landesweite Solidaritätskampagnen .

          • Eckehard Niemann sagt

            “Man hat immer eine Wahl” – mit dieser Aussage hat Frau Konrad recht: Entweder politischer Einsatz für faire Bauerneinkommen durch Verbesserung von deren Marktposition – oder weiter allgemeines Gerede über Märkte…

        • Johann Meyer sagt

          Liebe Leute vom Büro Konrad ,sind Sie nicht in der Lage einen Fakt zum Thema Wertschöpfung zur Diskussion zu stellen.

    • Bauer Klaus sagt

      Für mich spricht aus Frau Konrads Beitrag vor allem Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit, Fairness und Wertschätzung. Aus “Grünen-Mund” höchst selten zu erleben. Bundespräsident Steinmeier sah 2016 in der FAZ “eine tödliche Gefahr für die Demokratie” und meinte: “Wir müssen in unsere Urteilskraft investieren, in jene Institutionen und Systeme, die in unseren Gesellschaften „Wahrheit produzieren: Schulen, Wissenschaft, Justiz, aber auch die Medien“.

      • Ottmar Ilchmann sagt

        Größtenteils Phrasen, vieles stimmt einfach nicht. Niemand hört auf wegen “gesellschaftlichen Anfeindungen”, viele aber wegen “schwierigen wirtschaftlichen Herausforderungen”, wie man eine strukturzerstörende Milchkrise natürlich auch bezeichnen kann. So sind zumindest meine Erfahrungen aus meinem Umfeld.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Wegen der Anfeindungen wird kaum einer aufhören, Bauern müssen das aus wirtschaftlichen Gründen ertragen.

          Was glauben sie wie hoch die Begeisterung für die mögliche Übernahme des Betriebes ist, wenn der erhoffte Hofnachfolger von den Klassenkameraden und von den Lehrkräften wegen dem Beruf der Eltern gemoppt wird?

          Was glauben sie wie schön es war, als unser älteste Sohn mir erklärte er schäme sich sehr, wegen meines Berufs als Winzer und Obstbauer.
          Man kann nur erahnen was da in Schulen so abgeht.

          Das Problem ist jetzt gelöst, Felder und Weinberge sind verpachtet.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Unsere Kinder durften selbst über ihre berufliche Zukunft entscheiden, der eine ist Diplom Informatiker, der jüngste ist nach einer erfolgreichen Lehre als Werkzeugmechaniker in das Studium eines Physiker eingestiegen und hat den Bachelor Abschluss.

              Bei unseren Söhnen hat das Mobbing wahrscheinlich bei der Berufswahl keinen Einfluss gehabt, bei vielen anderen schon.

          • Johann Meyer sagt

            Kein Klarname und diese Platitüden ,die jetzt kürzlich in Mode gekommen sind.
            Das passt.

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