Monate: Mai 2016

Unverlangt eingesandt: Die Herdenmanagerin

Vor einigen Tagen erreichte mich diese Mail. Einfach so. Besser kann man Öffentlichkeitsarbeit nicht machen. Und es ist so einfach. Lieber Bauer Willi, meine Erlebnisse am Vatertag. Zu mir: ich bin Herdenmanager auf einen 600ter Kuhbetrieb irgendwo im Norden Deutschland. Den Betrieb hat der Opa des Betriebsleiters, als Vertriebener aus Polen, mit nur einer Ziege, in den 50ziger Jahren aufgebaut. Mittlerweile gehört seinem Sohn, sowie seinen zwei Enkeln der Betrieb. Der beschriebene Betrieb hat mehrere Betriebszweige. Am Vatertag haben wir von meinen Verein aus, welcher nichts mit der Landwirtschaft zu tun hat (vom Elektriker, über Hausmeister oder ehemaliger Kapitän waren alle Berufszweige vertreten), eine Betriebsführung durchgeführt. Warum? Obwohl die Leute wussten wo ich arbeite, habe ich gemerkt, dass gewisse Bilder aus den Medien sehr tief im Gedächtnis eingebrannt sind. Als ich dann zum ersten Mal den Vorschlag gemacht habe, bei uns auf dem Betrieb einen Ausflug zu machen, hieß es am Anfang: “kennen wir schon, mein Opa hatte Kühe oder mein Schwager hat welche” usw. Aber aufgrund mangelnder anderer Vorschläge haben wir heute trotzdem eine Betriebsführung …

Um was es geht…

Der Autor der “Wirtschaftswoche” stellt DIE zentrale Frage: “Ein Land ohne Bauern, ohne familiär betriebene Landwirtschaft, ein Land, in dem Nahrungsmittelkonzerne säen, ernten, melken und mästen lassen, wäre ein anderes Land – im konkretesten Sinne des Wortes. Das Ergebnis wären vermutlich Landschaften, wie wir sie aus den USA und Brasilien kennen und auch aus eigenen Erfahrungen im real existierenden Sozialismus der „Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften“. Landwirtschaftswüsten, öde und eintönig. Wollen wir das?” Doch warum stellen sich FAZ, Süddeutsche, Spiegel und Welt in den letzten zwei Wochen alle diese Frage? Ist das nur eine Modewelle oder ernsthafte Sorge? http://www.wiwo.de/politik/deutschland/vor-dem-milchgipfel-es-geht-nicht-um-die-bauern-sondern-um-uns-alle/13632304.html

Multitalent in grün

Diesen Artikel schickte uns Thies, der Landwirtschaft studiert hat und sich fragt, warum er einen Beruf  in der Agrarbranche gewählt hat Landwirt – kein Halbgott in weiß, aber ein Multitalent in grün „Landwirte ernähren die Menschheit.“ Das ist richtig. Allerdings verstehen viele Nicht-Landwirte diese Aussage so: „Du tust das nicht und bist also nicht so wichtig wie ein Landwirt“. Das ist natürlich falsch. Wie so häufig weicht hier die Nachricht des Senders von der Nachricht ab, die der Empfänger versteht. Die Gegenreaktion: „Landwirt ist auch nur ein Beruf.“ Und das ist falsch. Allerdings steckt der Fehler in diesem Satz in der quantitativen Aussage. Landwirt ist nicht nur EIN Beruf. Ein Landwirt ist ein: Botaniker, Ernährungsexperte für Tiere, Geburtshelfer, Landschaftspfleger, Tierarzt, Bauplaner, Elektriker, Chemiker, Logistiker, Metallbauer, Ferienanbieter, Informatiker, Gärtner, Ernährungsexperte für Pflanzen, Stromanbieter, Kaufmann-Einzelhandel, Architekt, Mechaniker, Geologe (eigentlich Pedologe, aber das kennt wieder kaum jemand), Jurist, Tischler, Wasserbauingenieur, Förster, Bienenversorger, Ernährungsexperte für Menschen, Kaufmann-Groß- und Außenhandel, Gynäkologe (in Sachen künstliche Befruchtung und Hebamme), „Tier“-Pädagoge (nicht mit Pedologe verwechseln), Buchhalter, Meteorologe, Börsenmakler, Züchtungsexperte,  Maurer, Sicherheitsbeauftragter, Denkmalschützer In welcher Branche gibt …

Billig kann teuer werden…

Die niedrigen Erlöse zwingen immer mehr Landwirte zur Aufgabe ihres Betriebes. “Ist halt so” könnten Sie sagen, “jeder muss schauen wo er bleibt.” Doch mit jedem Bauern verschwindet auch ein Stück Kultur. Wer wird dann unsere Kulturlandschaften pflegen? Woher kommen dann unsere Lebensmittel?

Agrarrohstoffe auf anhaltend hohem Niveau…

Gestern ist der Konjunkturbericht des BVE (Bundesverband der Deutschen Ernährungsindustrie) erschienen. Dort ist unter anderem zu lesen, dass “sich die Preise für Agrarrohstoffe auf einem anhaltend hohen Niveau befinden” und “dass die Verbraucher höherwertige Lebensmittel kaufen”. Bin ich jetzt blöd oder warum nehme ich das ganz anders wahr? Mich ärgern solche Statements ganz gewaltig! Hier der Link zur Pressemeldung. Was sagt ihr dazu? http://www.bve-online.de/vd/87760134211/43153  

Nachbars Zaun

Lieber Mitbürger…

…ich bin‘s, dein Bauer. Ich wollte mich mal melden, weil du lange nichts von mir gehört hast. Ich denke, wir sollten uns mal unterhalten. Mir geht es im Moment nicht so gut. Nein, es sind nicht so sehr die Preise, die im Moment mal wieder echt Scheiße sind. Es ist vielmehr die Meinung, die du von uns Bauern hast. Und das liegt wohl auch daran, dass wir uns eben lange nicht gemeldet haben. War ein Fehler, aber jetzt will ich mal versuchen, das nachzuholen. Die unerwünschte Veränderung Ja, unsere Höfe haben sich verändert in den letzten 20 Jahren. Von der Idylle, die dir die Werbung immer wieder auf den bunten Verpackungen vorspielt, ist nicht mehr viel da. Vielleicht noch beim „Urlaub auf dem Bauernhof“. Aber das machen wir auch nur, weil dir das so gut gefällt mit dem Streichelzoo von Kaninchen, Pony und den freilaufenden Hühnern. In Wirklichkeit haben wir uns spezialisiert auf z.B. Ackerbau, Milchvieh, Schweinemast. Und alles ist viel technisierter geworden, du nennst das dann „industrialisierte Landwirtschaft“. Aber das ist sie nicht. In …

Biodiversität: … mit der modernen Landwirtschaft

Heute am 22. Mai wird der internationaler Tag der biologischen Vielfalt begangen. Er erinnert an den 22. Mai 1992, an dem der Text des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) offiziell angenommen wurde. Ehrlich gesagt, habe ich mich als Bio-Bergbauer bisher nicht sonderlich mit dem Thema Biodiversität auseinandergesetzt, weil bei meiner extensiven Wirtschaftsweise es doch gar keine Kritikpunkte geben kann. Doch vor ein paar Wochen hatte ich ein “Aha-Erlebnis”. Und zwar ausgerechnet in Thüringen bei der Agrargenossenschaft Weissensee. Jürgen Paffen, der Leiter der Agrargenossenschaft Weissensee hatte zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Jürgen Paffen ist auch gleichzeitig Vorsitzender der Initiative “Heimische Landwirtschaft” mit der wir zusammenarbeiten. Willi hatte keine Zeit, also bin ich den weiten Weg vom Allgäu nach Thürigen gefahren. Das Thema war: Biodiversität mit der modernen Landwirtschaft. Die Agrargenossenschaft Weissensee bewirtschaft ca. 5000 ha. Jürgen Paffen und andere Fachleute zeigten, wie sie in der Anbauplanung das Thema systematisch angehen. Z.B. mit “Lerchenfenstern”, die GPS-gesteuert von den Sähmaschinen angelegt würden. Oder mit Schlagplanungen, wo dann mit einem Raster Blüh- und Regenerationsflächen großräumig …

Eine Frage des Vertrauens

Dieser Beitrag ist ein Kommentar. Wir finden ihn so gut, dass wir ihn hier noch einmal als Artikel bringen. Danke an den Autor.  Wie wir soeben erfahren haben, hat der Kommentator seinen Kommentar beim Bauernverband Schleswig-Holstein geklaut. Ohne Quellenangabe. Wir entschuldigen uns. Deshalb war der Kommentar so gut…. Stell Dir vor, Du baust ein Haus: Der Maurer mauert, der Dachdecker deckt, der Elektriker installiert ebenso wie der Klempner. Der Maler malt. Du vertraust ihnen, denn alle haben sie etwas gelernt: mauern, zimmern, installieren, malen. Drei lange Jahre dauert die Ausbildung. Das muss ja wohl etwas wert sein! Angeleitet von einem Meister, der die Meisterschule besucht und bezahlt hat. Bei den Gesellen mit langer Berufserfahrung sitzt jeder Handgriff. Mischt Du dich ein? Nein, denn das würde den Handwerker in seiner Berufsehre kränken. Und Du traust Dir auch keine Fachmeinung zu. Schließlich möchtest Du auch nicht, dass Dir jeder in deine Arbeit reinredet. Wenn schon, dann fragst Du. Siehst zu. Wunderst Dich, was die Handwerker drauf haben. Und am Ende bist Du froh, dass Du Dich auf ausgebildete Leute …

Interview mit Michael Reber

Interview von RP-Online mit einem Landwirt über drei nicht gerade “schöne” Themen. Und die Auswirkungen. Die Kommentare unter dem Artikel finde ich persönlich allerdings schon zynisch. http://www.rp-online.de/leben/schreddern-kupieren-und-kastration-jetzt-spricht-ein-landwirt-aid-1.5989135     Anmerkung: Die Journalistin hatte mich gestern früh angerufen und mir gesagt, sie suche einen Landwirt der Stellung bezieht und keinen Verband. Ich habe ihr dann Michael Reber empfohlen. Michael nahm den “Kelch” an und machte das Interview. Und das finde ich KLASSE! Auch die Journalistin hat sich sehr fair verhalten und Michael vor der Veröffentlichung den Artikel gegenlesen lassen. Wir sehen also, das Medieninteresse an uns Landwirten ist wirklich da. Aber wir brauchen auch mutige Landwirte die sich dafür einbringen. Und die Medien und Journalisten sind auch nicht immer “böse”. Dass zu der Veröffentlichung die Leser kontrovers diskutieren ist ein normaler Prozeß, der auch uns in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung hilft. Nochmals vielen Dank an Michael Reber. Alois