Monate: Januar 2016

Milchvermarktung aus der Sicht einer Bäuerin – ein gescheiterter Versuch

Der Hauptgrund, warum wir die Milchviehhaltung aufgegeben haben, war ohne Frage der schlechte Milchpreis. Wir wollten aber schon vor Jahren das bestehende Milchablieferungssystem so nicht akzeptieren und wollten etwas ändern. Leider ohne wirklichen Erfolg! Wir hatten früher, wie allgemein üblich, einen Vertrag mit der nächstgelegenen Molkerei, die sich damit verpflichtete die gesamte Milchmenge abzunehmen. Im Gegenzug mussten wir der Molkerei unsere gesamte Milch, soweit sie nicht auf dem Hof benötigt wurde, dieser Molkerei zur Verfügung stellen. Das nennt man Andienungspflicht. Zudem wurden wir über leider unverzinste Geschäftsanteile an der Molkerei beteiligt. Preisvereinbarungen gab es keine, es war lediglich vom jeweils gültigen Auszahlungspreis zum frühestmöglichen Zeitpunkt die Rede. Als Kündigungsfrist waren 18 Monate zum Jahresende vorgesehen. Die Milch wurde also abgeholt und alles andere bestimmte die Molkerei. Vor ein paar Jahren waren wir so unzufrieden mit dem niedrigen Auszahlungspreis und unserer schwachen Position gegenüber der Molkerei, dass wir den Vertrag gekündigt haben und diese lange Kündigungszeit auf uns genommen haben. Wir sind zum Glück in einer Region, in der noch eine Vielzahl von Molkereien als mögliche …

Wer hilft den Milchbauern?

Bin heute (19.1.2016) zu diesem Thema beim MIV (Milch-Industrie-Verband) eingeladen. Als Referent und Diskussionsteilnehmer. Nun habe ich ja keine Kühe und eigentlich auch keine Ahnung, was aber in der heutigen Zeit kein Hinderungsgrund ist, überall mitreden zu können. So ganz blöd will ich mich aber auch nicht anstellen, wenn ich mit Experten aus der EU, aus Berlin und vor allem von Molkereien zusammen bin. Und da habe ich mir so meine eigenen Gedanken gemacht. Wie gesagt, meine eigenen, ihr könnt ja gerne andere haben. Umso spannender wird der Dialog. Wer hilft den Milchbauern? Es ist noch nicht so lange her, da lag der durchschnittliche Milchpreis für den Erzeuger in Deutschland bei rund 40 Cent. Und auch in anderen Teilen der Welt lag er erfreulich hoch. Keiner hat was gesagt, alle waren zufrieden. Keine Hilferufe, kein Jammern. Wenn man nichts hört, geht es den Bauern gut, vielleicht sogar sehr gut. Das weiß ich von mir selbst. Ist so ähnlich, wie beim Essen: wenn keiner was sagt, schmeckt es. (Meistens fragt meine Frau aber spitz „Und, schmeckt …

Weißes Wasser

Neulich war ich beim Netto. Das ist aus verschiedenen Gründen nicht so mein Laden, aber es ist die nächstgelegene Einkaufsmöglichkeit. Also geht man da halt auch mal hin. Ich habe zufällig eine Frau beobachtet, die aus dem Regal bei den verschiedenen H-Milchsorten mehrere Milchpackungen herausnahm. Nun bin ich ja ein neugieriger Mensch und habe genauer hingeschaut. Es war H-Milch der Marke „Leichter Genuss“ mit höchstens 0,3% Fett für 55 Cent/Liter und sogar mit dem goldenen Preis der DLG ausgezeichnet. Ein Woche zuvor hatte sich bereits eine Freundin beim gemeinsamen Kaffeetrinken (Ich habe ja jetzt – ohne Kühe- mehr Zeit!) darüber aufgeregt, dass sie beim Milcheinkauf nicht ganz genau hingesehen hatte und nun eine „Frühstücksmilch“ mit 0,7% Fettgehalt erwischt hatte. Ja geht´s noch? Jetzt haben wir schon zuviel Milch auf dem Markt und baden-württembergische, bzw. bayrische Molkereien verkaufen sie als weißes Wasser? So werden wir die Milch niemals los! Wobei, ist das weiße Wasser überhaupt noch weiß, wenn die Fett-Tröpfchen nicht mehr drin sind? Schmeckt das dann noch nach irgendwas? Ich konnte mich ehrlich nicht überwinden …

Trotzreaktion

Mirjam Lechner ist Erzeugerberaterin bei der UEG Hohenlohe-Franken. Tierwohl ist ihr täglicher Job. Sie macht sich dabei so ihre Gedanken. Heute Morgen hat es mich schier zerrissen. Seit zwei Tagen bereite ich einen Vortrag für Landwirte vor, wie man Beschäftigungsmaterial für Schweine, also Raufutter gut und sinnvoll einsetzen kann. Konkret heißt dies derzeit, Tierhaltern die aktuell bei der Tierhaltung drauf legen (also rote Zahlen aufgrund der Preissituation schreiben) zu erklären, wie sie noch mehr Miese machen können, in dem sie Geld und Zeit für Tierschutz- und Tierwohlmaßnahmen ausgeben sollen: Was sie beides nicht übrig haben. Da meldet sich bei mir im Autoradio fröhlich die Werbungsstimme von REAL: „Nur bei uns! Und nur bei REAL!“ Frischer Schweinenacken für 4,99 Euro/kg und „Eingefrorene Lende für 5 Euro/kg“ Tierwohl gibt’s nicht im Sonderangebot und in der Schnäppchenabteilung. Landwirtschaft und Tierhaltung ist kein austauschbarer Sonderposten! Und diese Werbung kommt in dem Zeitraum wo sich Massen von Menschen in Berlin zusammen tun um gegen „Massentierhaltung“ (auch explizit Schwein) zu protestieren. Da zerreißt es nicht nur mich, sondern da zerlegt es …

Artgerecht

Die alte Dame lebt in einer Ein-Zimmer-Wohnung im vierten Stock eines Altbaus im Vorort einer Großstadt. Sie ist nicht mehr sehr beweglich, das Haus hat keinen Aufzug und so verlässt sie die Wohnung nur noch selten. Ihre Nachbarn kennt sie kaum, sie wechseln auch oft und somit hat sie kaum soziale Kontakte. Sie hat nur eine kleine Rente, wovon das meiste für die Miete draufgeht. Deshalb ist sie auf preiswerte Lebensmittel angewiesen, die sie beim Discounter um die Ecke einkauft. Doch auch da hat sie niemanden, mit dem sie reden könnte. An der Kasse muss es ja schnell gehen, die Kassiererin hat keine Zeit mehr für ein Gespräch, so wie früher im Tante-Emma-Laden. Mit ihrem Trolley bringt sie die Sachen nach Hause und wenn sie Glück hat, hilft ihr jemand, die nach oben zu tragen. Sie ist halt nicht mehr so gut auf den Beinen. Dann ist sie wieder allein, mit sich und dem Fernseher, der ihr einziger Kontakt zur Außenwelt ist. Mittags macht sie sich eine Suppe warm, warum soll sie groß kochen? Sie ist ja …

FAO – Lebensmittels-Preisindex fällt weiter

Die FAO hat vor wenigen Tagen die aktuellen Zahlen für 2015 veröffentlicht. Die Daten beruhen auf einer Vielzahl von einzelnen Produkten und wurden weltweit erhoben. Die Zusammenfassung gibt somit die Produktart wieder. Beispiel: bei Fleisch wurden 2 Typen Geflügelfleisch, 3 Typen Rindfleisch und 3 Typen Schweinefleisch zu einer Zahl zusammengefasst. Bei Getreide Mais, Reis und weitere Körnerfrüchte, darunter auch Weizen. In den Originaldaten wird als Bezug das Mittel von 2002-2004 herangezogen. In den hier gezeigten Abbildungen wurde das Jahr 2011 als Referenz gleich 100 gesetzt. In der Betrachtung des Jahres 2015 stellt der Juli-Wert das Jahresmittel dar. Wie unschwer zu erkennen, fällt der Index in der zweiten Jahreshälfte weiter. Wer sich für weitere Daten interessiert, findet den Link hier: